Neuss Merkel kommt – 4000 sind dabei

Neuss · "Deutschlands Zukunft ist weiblich": Der Slogan und das Bild von Bundeskanzlerin Angela Merkel auf dem T-Shirt zeigen klar: Mustafa Mohammad, ein 61-jähriger Ingenieur aus Bangladesch, ist Merkel-Fan. Aus Viersen ist er gekommen, um mit 4000 anderen auf dem Münsterplatz zu erleben, wie die Bundeskanzlerin schmeichelt, lobt, fordert, verteidigt – und um Vertrauen wirbt.

"Sie ist die beste Politikerin der Welt", sagt Mohammad. Das mögen viele auf dem Platz anders sehen, aber sie behalten es für sich. Nur ein Zwischenrufer stört einmal kurz die Kundgebung, keine Trillerpfeife ist zu hören, Transparente gibt es kaum. "Nie wieder Überwachungsstaat" steht auf einem Banner der Piratenpartei, die Merkels Wahlkampfauftritt nutzen, um auf den NSA-Überwachungsskandal aufmerksam zu machen. Doch noch bevor zum Ende der Kundgebung die Hymne erklingt, sind sie verschwunden.

Friedlich verläuft der Abend – nach dem Regierfahrplan der CDU. Merkel nähert sich Neuss in Etappen. Morgens eröffnet sie die Internationale Automobilausstellung in Frankfurt – beeindruckt, aber auch leicht befremdet: "Autos fangen an zu fahren, ohne dass jemand am Steuer sitzt", plaudert sie später im Interview auf der Münsterplatz-Bühne. Ob das was für sie sei, also das wisse sie nicht. Am Nachmittag Koblenz, am Abend Neuss. Aber bevor sie auf den Münsterplatz geht, steht Merkel auf einmal vor Jasmin Schröder und Julia Engel im "Koffi" an der Neustraße. Einmal schnell für kleine Kanzlerinnen und dann "den besten Espresso der Neustraße genießen", schildert Schröder die Stippvisite in dem kleinen Lokal.

Und dann ist sie da. Stampfende Rhythmen lösen die Klänge der Band "Noble Composition" ab, als die Kanzlerin durch ein Spalier von Menschen über den Münsterplatz kommt. Weinrot ihr Blazer, schwarz die Hose, doch die bestimmende Frage auf dem Platz ist orange – wegen der Hüte, die den Block der Ehrengäste wie eine niederländische Olympiamannschaft wirken lassen und wegen der vielen Plakate, mit denen ihre Anhänger winken. "Angie" steht auf der einen Seite, der CDU-Slogan "Gemeinsam erfolgreich" auf der anderen. Um den geht es in ihrer Rede. Immer wieder. Gemeinsam erfolgreich – weil Politik alleine keine Arbeitsplätze schafft.

"Politik schafft nur den Rahmen", sagt Merkel. Gemeinsam erfolgreich – weil auf 100 Menschen weltweit nur ein Deutscher kommt. "Nicht gerade viel, wenn man etwas durchsetzen will. Besser, man hat Freunde", sagt sie – und meint Europa. Es sind einfache Bilder, mit der sie Politik erklärt. Auch zum Thema Rente: "Die Rente muss doppelt gerecht sein. Gerecht für die Älteren, gerecht für die Jüngeren." Aber sie kann auch konkret: Die Beiträge zur Pflegeversicherung müssen steigen, damit es eine qualifizierte Pflege geben kann, kündigt sie an. Aber auch, dass sie Schulden abbauen will. 40 Minuten spricht die Kanzlerin , doch den wichtigsten Satz spricht sie am Anfang. Zumindest aus Hermann Gröhes Sicht: "Sie haben einen super Bundestagskandidaten."

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