Fremdenführer aus Leuven zu Gast in Neuss Belgier erkunden das Stadtarchiv

Neuss · 24 Fremdenführer aus Leuven bestaunten die Ausstellung „An die Bevölkerung“.

Zwischen Neuss und der Stadt Leuven in Belgien herrscht seit mehr als 100 Jahren eine besondere Beziehung. Genau diese erkundeten 24 Fremdenführer der etwa 200 Kilometer entfernten Stadt. Denn im Stadtarchiv wird seit November die Ausstellung „An die Bevölkerung“ gezeigt, welche bis zum 30. Juni verlängert wurde.

Archivleiter Jens Metzdorf erklärte den Besuchern, wie es von 1918 bis 1923 in Neuss zuging, als die Stadt von 3000 belgischen Soldaten friedlich besetzt war. „In Leuven wurden in der Zeit insgesamt 200 Menschen von der Neusser Besatzung ermordet. Die belgische Besatzung hat in Neuss niemanden getötet“, erklärte Metzdorf.

Dennoch wurden täglich fünf Geiseln genommen. Denn: Falls die Soldaten angegriffen werden sollten, drohte man mit ihrer Ermordung. Vor allem interessant fanden die Fremdenführer, dass bewusst aus jeder Bevölkerungsschicht eine Person ausgesucht wurde, unter anderem ein Anwalt und Bankier.

An der „Deutsche Straße“ und Drususstraße wurden Häuser für die Besatzung gebaut, aber auch Privatwohnungen enteignet. Um Transparenz zu schaffen, wurde dokumentiert, wenn etwas kaputt gegangen ist – und ersetzt. „Diese Dokumente nutzten die Nationalsozialisten während des Zweiten Weltkriegs, um das Unrecht wieder aufleben zu lassen und ihre Propaganda voranzutreiben.

Dies sorgte für rege Diskussionen unter den Besuchern aus Leuven. Auch Bernadette Geutjens diskutierte mit. Sie ist seit 20 Jahren Fremdenführerin und zum ersten Mal in der Quirinusstadt. „Seit November 2018 ist das Friedensglockenspiel bei uns. Dies zeige ich unter anderem den Besuchern.“

Vor allem freut sie sich darüber, dass Reliquien der Quirinus-Kirche schon seit dem Mittelalter in der Stadt Leuven sind. Auch Christian Magnus ist zum ersten Mal in Neuss gewesen. Ihm gefällt besonders, dass das Neusser Stadtarchiv eine eigene Werkstatt hat, um Stücke zu restaurieren. „Wir haben leider keine.“ Die Werke werden immer nach den Niederlanden, nach Tilburg, geschickt. „Als Fremdenführer muss man Neuss einfach mal gesehen haben“, fasste Christian Magnus zusammen.

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