Infotag rund um Inklusion in Neuss „Neuss für alle“ geht nur gemeinsam

Neuss · Das Blaue NGZ-Sofa stand am Samstag auf dem Markt und war Bestandteil der Veranstaltung „Neuss für alle“. Großes Thema war die Inklusion. Neben Talk-Runden gab es Musik und Informationen an zahlreichen Ständen.

 Bürgermeister Reiner Breuer schnitt die große, liebevoll gestaltete Torte an. Der Erlös aus dem Verkauf wurde für einen guten Zweck gespendet.

Bürgermeister Reiner Breuer schnitt die große, liebevoll gestaltete Torte an. Der Erlös aus dem Verkauf wurde für einen guten Zweck gespendet.

Foto: Georg Salzburg(salz)

Gleich zu Beginn erinnerte Karl Boland, Geschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbands, daran, dass die UN-Behindertenrechtskonvention, die auch Deutschland unterzeichnet hat, jetzt zehn Jahre alt wird. Später schnitt er aus eben diesem Anlass eine Geburtstagstorte an, die der Konditormeister Michael Begel gebacken und gesponsert hatte.

Jene Feier fand am Samstag vor dem Rathaus unter dem Motto „Neuss für alle“ statt. Großes Thema war die Inklusion, an rund einem Dutzend Ständen gab es Infos für Menschen mit unterschiedlichen Handicaps. NGZ-Redakteur Simon Janßen hatte im Laufe des Vormittags unterschiedliche Interviewpartner auf dem Blauen NGZ-Sofa zu Gast.

Jörg Vieregge von der Lebenshilfe Neuss erklärte auf dem „Blauen Sofa“, dass es Menschen mit einer Behinderung auf dem hart umkämpften Wohnungsmarkt besonders schwer hätten: „Sie verfügen oft nur über ein geringes Einkommen.“

 NGZ-Redakteur Simon Janßen im Gespräch mit Nicole Loesch und Heike Jüstl.

NGZ-Redakteur Simon Janßen im Gespräch mit Nicole Loesch und Heike Jüstl.

Foto: Georg Salzburg(salz)

Bürgermeister Reiner Breuer verriet, dass er das Thema sehr wichtig nehme: „Deshalb hat die Stadt mit Mirjam Lenzen eine Inklusionsbeauftragte“, erklärte der Bürgermeister. Für ihn ist wichtig, dass zuerst „die Barrieren in den Köpfen abgebaut werden“. Noch mehr Teilhabe in allen Lebensbereichen sei aber nicht von jetzt auf gleich umzusetzen: „Die Stadt ist für’s Auto gebaut, es gibt Barrieren ohne Ende, die aber nicht alle von heute auf morgen beseitigt werden können.“ Ulf Sölter, stellvertretender Direktor des Clemens-Sels-Museums, nannte seine Einrichtung „ein Museum für alle“. Menschen, die nicht mehr mobil sind, würden von speziellen Angeboten wie dem Museumskoffer profitieren. Zum Thema „Inklusion“ gehörten auch Infos in leichter Sprache. Auch dieser Herausforderung stelle sich das Museum.

Mirjam Lenzen präsentierte ein Bild von NGZ-Karikaturist Wilfried Küfen, auf dem Menschen mit und ohne Behinderung gutgelaunt zusammenleben. Besucher hatten die Chance, das Werk zu kolorieren – später soll es im Rathaus aufgehängt werden. Dass es im Rhein-Kreis schon viele Hilfen für Menschen mit Behinderungen gibt, wurde an den vielen Ständen deutlich. Da präsentierte sich unter anderem die Koordinierungs-, Kontakt- und Beratungsstelle des Kreises, die in Neuss an der Erftstraße 56 und der Bleichgasse 4 untergebracht ist.

Anke Faustmann-Zuh von der Unabhängigen Teilhabe-Beratungsstelle an der Friedrichstraße 28 warb für diese Einrichtung. Die Besonderheit ist eine Beratung auf Augenhöhe von Betroffenen für Betroffene. „Wir vermitteln unter anderem in Selbsthilfegruppen, von denen es bei uns im Kreis sehr viele gibt“, sagte Faustmann-Zuh. Der Sehbehinderten- und Blindenverein sowie die Lokale Allianz für Menschen mit Demenz gehörten zu den Vereinen, die auf ihre Arbeit aufmerksam machten, ebenso wie „Paul kocht“, eine Initiative, die vier Menschen mit geistiger Behinderung eine Alternative zur Arbeit in einer Werkstatt bietet. Ursula von Schönfeld hat ein Stück Integrationsgeschichte geschrieben: „Als meine jetzt 28 Jahre alte geistig behinderte Tochter eingeschult werden sollte, wollte ich, dass dies an einer Regelschule geschieht – damals wollte das niemand.“ Mittlerweile würde fast die Hälfte der Kinder mit Behinderung eine Regelschule besuchen.

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