Neuss Der Meister aller Netzwerker

Neuss · Vor 25 Jahren kam Heinz Runde als Beigeordneter nach Neuss. Längst zählt der heutige Stadtwerke-Geschäftsführer zu den Mächtigen in der Stadt. Auch Bürgermeister Napp schätzt den strategischen Rat des politischen Kopfes.

 Die neue Stadtwerke-Zentrale an der Moselstraße wurde in seiner Ära gebaut: Dort feiert Heinz Runde heute sein Neusser Silberjubläum.

Die neue Stadtwerke-Zentrale an der Moselstraße wurde in seiner Ära gebaut: Dort feiert Heinz Runde heute sein Neusser Silberjubläum.

Foto: A. Woitschützke

Dieser Emsländer hat seine rheinische Lektion gelernt: Heinz Runde (61) gilt als Frohnatur und Schlitzohr, vor allem gilt er aber als ein exzellenter Stratege, der sein Unternehmen für die Zukunft fit macht. Dabei denkt er so politisch wie kaum ein anderer Kopf in der Stadt. Diese Fähigkeit schätzt auch Bürgermeister Napp, der sich beim Weggefährten gern Rat holt. Heinz Runde kam 1986 aus Lingen, begann als Beigeordneter für Schule und Umwelt in Neuss. Seit 1995 ist der Geschäftsführer, seit 1998 Vorsitzender der Geschäftsführung bei den Stadtwerken Neuss (SWN). Heute wird das Silberjubiläum gefeiert: 25 Jahre Arbeit in und für Neuss. "Eine Runde Sache" haben die Gastgeber auf die Einladung geschrieben — der Betrachter liest das Augenzwinkern geradezu mit.

Als Stadtwerke-Chef baute Heinz Runde den soliden, etwas betulichen Gas- und Wasserversorger mit Verkehrsbetrieb zu einem modernen Dienstleistungskonzern um, der jetzt auch die Stromsparte bedient und mit seinem Contracting-Modell (german contract) deutschlandweit Aufmerksamkeit erregt. Heute erwirtschaften 500 Mitarbeiter einen Konzern-Umsatz von 220 Millionen Euro — Beteiligungen sowie die Steuerung der Stadtentwässerung und der Müllabfuhr (AWL) nicht eingerechnet.

Erfahrung und Rat Rundes sind über die Stadtgrenzen hinaus gefragt. Beim größten deutschen Netzwerk kommunaler Energieversorger, der Thüga AG, sitzt Heinz Runde im Aufsichtsrat, der unter de, Vorsitz der Frankfurter Oberbürgermeisterin Petra Roth einen Jahresumsatz von rund vier Milliarden Euro. Runde selbst bezeichnet das "Netzwerken" als seine große Stärke. Für den Neusser CDU-Parteichef Jörg Geerlings ist er, "der letzte global player, den Neuss noch besitzt". So sieht es Geerlings als Aufsichtsratschef von SWN Energie und Wasser gern, dass "Heinz überall" seine vielfältigen Verbindungen exessiv nutzt. Das kann der 61-Jährige noch eine ganze Weile tun. Soeben wurde sein Vertrag bis zu seinem 67. Lebensjahr verlängert.

Die schwerste Phase seiner Stadtwerke-Zeit durchlebte Heinz Runde während den letztlich gescheiterten Fusionsgesprächen mit den Stadtwerken Krefeld. Runde wäre nicht Runde, würde er diese im Rückblick immer noch "unangenehme Zeit" nicht zum Erfolg verklären: Die heutige Lösung mit dem mächtigen RWE als Minderheitsgesellschafter habe er schon immer favorisiert.

Seine starke Stellung verdankt Runde seinem politischen Instinkt. Er weiß als ehemaliger Ratsherr in Lingen und langjähriger Rathausmitarbeiter in Osnabrück, Lingen und Neuss genau, "wie Politik und Verwaltung gehen". Runde drückt das so aus: "Ich kann mich ganz gut auf Menschen einstellen." Auch Dank dieser Fähigkeiten ist Heinz Runde in Neuss angekommen — und auch geblieben.

(NGZ)
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