Corona-Zahlen im Rhein-Kreis Neuss stabil Kliniken operieren wieder nach Plan

Neuss · Die Zahl der Corona-Infizierten ist stabil. Das wird genutzt, um Klinikkapazitäten wieder für planbare Eingriffe zu nutzen. Das soll auch den wirtschaftlichen Druck mildern. Allerdings: Noch reagieren die Patienten zurückhaltend.

 Im Johanna-Etienne-Krankenhaus und den Krankenhäusern der Gruppe Rheinland-Klinikum Neuss waren die Operationssäle in der Corona-Krise zur Notfallversorgung und für dringliche Eingriffe reserviert. Damit ist vorerst Schluss.   Archiv: woi

Im Johanna-Etienne-Krankenhaus und den Krankenhäusern der Gruppe Rheinland-Klinikum Neuss waren die Operationssäle in der Corona-Krise zur Notfallversorgung und für dringliche Eingriffe reserviert. Damit ist vorerst Schluss. Archiv: woi

Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

 Das auf demKostenpflichtiger Inhalt Böhler-Areal geplante Behelfskrankenhaus wird vorerst nicht benötigt. 300 Betten sind beschafft und die Planungen so weit vorangetrieben, dass eine Aktivierung der Einrichtung in kürzester Frist möglich ist, berichtet Kreissprecher Benjamin Josephs. Mehr sei nicht zu tun, weil die Zahlen der aktuell mit dem Coronavirus infizierten Menschen im Rhein-Kreis zuletzt stabil geblieben sind.

Der Kreis geht deshalb jetzt noch einen Schritt weiter. Mit den Krankenhäusern wurde verabredet, dass diese wieder planbare Operationen anbieten können. Die reagieren prompt. In dem zum Rheinland-Klinikum gehörenden Neusser Lukaskrankenhaus beispielsweise, wo von zwölf Operationssälen nach Angaben von Sprecherin Ulla Dahmen zuletzt nur sechs für die Notfallversorgung und dringliche Eingriffe in Betrieb waren, werden ab sofort zwei weitere aktiviert.

Für diese Vereinbarung gibt es gute Gründe. Auch geplante Operationen können sich, wenn sie unnötig aufgeschoben werden, für den Patienten kritisch entwickeln, sagt Josephs. Deshalb soll die stabile Situation genutzt werden, möglichst viel davon abzuarbeiten.

Sollte der von den Experten für Mitte Mai erwartete Höhepunkt der Infektionswelle kommen, so rechnet Professor Michael Haude, Chefarzt am Lukaskrankenhaus, dennoch mit einem Niveau an Patientenzahlen, das mit den vorhandenen und schon zusätzlich geschaffenen Kapazitäten in den Krankenhäusern zunächst abgedeckt werden kann. „Das macht uns zuversichtlich und medizinisch glücklich“, sagt Haude.

Zuletzt geht es auch ums Geld. Dafür, dass die Krankenhäuser auf geplante Operationen verzichten und Betten für Corona-Patienten frei halten, bekommen sie zwar eine Ausgleichszahlung. Doch die schließt die Lücke zwischen laufenden Kosten und Einnahmen nicht, betont Rainer Pappert, der seit dem 1. April in der Geschäftsführung der St.-Augustinus-Gruppe auch für die somatischen Krankenhäuser „Johanna Etienne“ in Neuss und in Mönchengladbach-Neuwerk zuständig ist.

Im „Etienne“ fiel die Auslastungsquote der Krankenhausbetten auf knapp 60 Prozent, in Neuwerk ist sie auf unter 40 Prozent gerutscht. Auch wenn man weiter etwa 20 Prozent der Kapazitäten frei hält, um auf steigende Zahlen von Covid-Patienten schnell reagieren zu können, wie Pappert erklärt, geht da noch was.

Allerdings: Die Patienten machen derzeit aus Angst vor Ansteckung mit dem Coronavirus um Krankenhäuser einen Bogen. Selbst Patienten, die einen Herzinfarkt erleiden, beißen lieber die Zähne zusammen und bleiben daheim, wie Haude und auch Professor Jens Encke vom „Etienne“ beobachten. Da ist die Bereitschaft, sich für einen planbaren Eingriff – also ohne Not – ins Krankenhaus zu begeben, noch weniger ausgeprägt. Darauf reagieren die Häuser nun, um das Vertrauen der Patienten zu gewinnen.

In allen Kliniken wurde großer Aufwand betrieben, um die Abläufe so zu steuern, dass eine Corona-Infektion im Krankenhaus so gut wie ausgeschlossen ist. Im Zweifel sorgt ein Virus-Schnelltest für Klarheit, der ab sofort im „Etienne“ angeboten wird und innerhalb einer Stunde Ergebnisse liefert. Im „Lukas“ hat man dieses System auch eingeführt, zumal es Ressourcen schont. Vorher mussten Patienten im Verdachtsfall tagelang in Quarantäne genommen werden, bis Klarheit herrschte.

Zur medizinischen Vorsorge gehört auch, dass im „Etienne“ zum Beispiel das Zwei-Bett-Zimmer Standard ist. Man erlebe aber auch eine höhere Bereitschaft, den Zuschlag für ein Ein-Bett-Zimmer zu bezahlen, sagt Pappert. Auch werde zunehmend die Frage gestellt, ob ein Eingriff auch ambulant erfolgen kann. „Da, wo es möglich ist, machen wir das auch“, sagt Pappert.

Sein Haus „belohnt“ aber auch Patienten, die jetzt kommen – mit einem Willkommenspaket, Wäsche- und Blumenservice und einer erhöhten Internet-Kapazität.

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