St.-Augustinus-Gruppe in Neuss Besuchsverbot trifft Senioren- und Behindertenhilfe

Neuss · Striktes Besuchsverbot gilt nicht nur in den Krankenhäusern der in Neuss ansässigen St.-Augustinus-Gruppe, sondern auch in den Einrichtungen aus der Senioren- und Behindertenhilfe sowie der Psychiatrie. Ehrenamtliche wie die Grünen Damen oder die Demenzhelfer kommen nicht mehr in die Häuser.

Auch die Behindertenwerkstätten sind geschlossen. Nur die Suppenküche in Neuss bleibt erhalten. Im Freien werden täglich rund 50 Bedürftige mit einer warmen Mittagsmahlzeit und Getränken, sozusagen „to go“, versorgt. „Für Senioren und Menschen mit Behinderung sind die Umstellungen oft besonders schwierig“, erklärt Paul Neuhäuser, Vorsitzender der Gesamtgeschäftsführung der St.-Augustinus-Gruppe. „Manche verstehen nicht richtig, warum jetzt kein Besuch mehr möglich ist, oder gewohnte Angebote gerade nicht stattfinden können.“

 Paul Neuhäuser ist Vorsitzender der Geschäftsführung der St.-Augustinus-Gruppe mit Sitz in Neuss.

Paul Neuhäuser ist Vorsitzender der Geschäftsführung der St.-Augustinus-Gruppe mit Sitz in Neuss.

Foto: Augustinus-Gruppe

Das Personal fange aber vieles auf und ersetze Angebote oder biete sie schlichtweg mehrfach an. „So gibt es zurzeit eben fünf Mal die Bewegungsrunde mit weitem Abstand in Kleingruppen statt einmal in großer Runde“, erklärt Neuhäuser. Auch die sonst alltäglichen Tagesstruktur-Angebote für Menschen mit Behinderung seien derzeit nicht möglich. Weil die Klienten derzeit nicht andere Einrichtungen oder Werkstätten aufsuchen können, kommen Betreuer mit Angeboten in die Wohnhäuser. In den Gruppen werde dann gemeinsam gespielt, gesungen oder gebacken.

Als „geradezu großartig“ erleben die Einrichtungen der St.-Augustinus-Gruppe laut Neuhäuser die Unterstützung von anderen Menschen. „Schüler skypen mit Älteren, Nachbarn und Angehörige backen Kuchen und stellen sie im Windfang ab. Unternehmen spenden Schokolade und Joghurt oder bieten kostenfreies Carsharing“, nennt Neuhäuser als Beispiele.

Das strikte Besuchsverbot gilt auch für die psychiatrischen Krankenhäuser wie das Alexius/Josef Krankenhaus. Die meisten Patienten reagieren mit Verständnis, hat Neuhäuser festgestellt. Manche aber auch mit Frust. Oftmals unterbrechen Patienten einfach die Behandlung oder beginnen damit später. Da viele Therapien angesichts der Infektionsgefahr schlecht möglich sind, werde zunehmend digital gearbeitet, so Neuhäuser. „Wir setzen jetzt digitale Therapiebegleitung im Internet und über Apps ein. Verstärkt nutzen wir telemedizinische Anwendungen und Videosprechstunden.“ Neuhäuser: „Weitere digitale Angebote bringen wir demnächst an den Start. Nicht nur in der Psychiatrie, sondern auch in den somatischen Krankenhäusern mit virtuellen Kreißsaalführungen oder Fragestunden per Facebook.“

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