Waldbaden Neusserin gibt Entspannungstipps in der Natur

Neuss · An der frischen Luft, das weiß Birgit Haude, können Menschen gut entspannen. Für gewöhnlich bietet die Neusserin an der Volkshochschule Kurse zum „Waldbaden“ an.

 Die ehemalige Biologielehrerin bietet seit einigen Monaten „Waldbaden-Kurse“ an der Volkshochschule in Neuss an. Positive Eigenschaften der Natur auf den Organismus seien wissenschaftlich erwiesen.

Die ehemalige Biologielehrerin bietet seit einigen Monaten „Waldbaden-Kurse“ an der Volkshochschule in Neuss an. Positive Eigenschaften der Natur auf den Organismus seien wissenschaftlich erwiesen.

Foto: Andreas Woitschützke

Nun verrät die ehemalige Biologielehrerin, wie die Übungen in Zeiten der Corona-Krise ganz leicht zu Hause nachgemacht werden können. „Wer einen Garten oder Balkon hat, kann nach draußen gehen“, sagt sie. Los geht es mit einer Hörprobe. „Stellen Sie sich dafür an eine Stelle, die Sie mögen“; rät die Expertin. „Schließen Sie die Augen und spüren Sie Ihre Füße möglichst genau. Achten Sie auf die Geräusche. Welches ist ganz nah, welches weiter weg?“

Mit ihren Übungen bezieht sich Birgit Haude auf das Buch „Shinrin Yoku“ des japanischen Wissenschaftlers Yoshifumi Miyazai, der in einer Langzeitstudie die Auswirkungen der Natur auf den Menschen erforscht hat. Sein Ergebnis: Die Natur hat einen positiven Einfluss auf den menschlichen Organismus. Dies sei evolutionär bedingt: Lange Zeit habe der Mensch in der Natur gelebt und der Körper sei noch daran angepasst.

Weiter geht es mit einer Sehübung: „Sie können die Augen schließen und sich langsam einmal um sich selbst drehen“, sagt Haude. „Machen Sie die Augen wieder auf ,wie wirkt der Ausblick nun auf Sie?“ Als nächstes könne man zu einem Blatt, einem Stamm oder einer Blüte gehen. „Sehen Sie sich das Objekt genau an. Sie können eventuell daran riechen, es mit den Fingern fühlen. Wie fühlt es sich an? So, wie Sie es erwartet haben, oder anders?“

Haudes Übungen sprechen alle Sinne an. Dadurch sollen sich die Teilnehmer ganz auf die Umgebung konzentrieren, ohne dabei abzuschweifen oder über unerledigte Dinge zu grübeln. Stattdessen seien sie mit den Gedanken im „Hier und Jetzt“. Das trage zur Entspannung bei.

„Nun können Sie eine Atemübung machen, die Ihren Lungen viel frischen Sauerstoff zuführt: Beim Einatmen heben Sie beide Arme seitlich nach oben, strecken sich und atmen tief ein. Beim Ausatmen senken Sie die Arme, atmen aus, bis keine Luft mehr in den Lungen ist. Das Ausatmen sollte länger sein als das Einatmen, das wirkt beruhigend.“

Aber auch wer keinen Balkon und Garten hat, kann sich mit Hilfe der Natur entspannen. „Notfalls können die Übungen auch vor dem offenen Fenster gemacht werden“, sagt Haude. „Man kann auf Vogelstimmen achten und die Luft riechen.“

Denn Yoshifumi Miyazai hat herausgefunden, dass allein der Blick in die Natur eine positive Wirkung hat. Er verweist auf eine Studie: In Pennsylvania hätten Wissenschaftler Patienten nach einer Operation an der Gallenblase beobachtet. Einigen habe man ein Zimmer mit Blick auf eine Mauer, anderen eines mit Aussicht in die Umgebungen geben. Letztere hätten weniger Schmerzmittel gebraucht und hätten sich deutlich schneller erholt.

Der japanische Forscher hat aber auch Studien über den Einfluss der Natur in geschlossenen Räumen aufgestellt. Eine Gruppe von Probanden hielt sich in einem Raum auf, in dem eine Vase mit 30 Rosen auf dem Tisch stand, die Kontrollgruppe befand sich in einem anderen Zimmer – allerdings ohne Blumen. Das Ergebnis: Miyazai hat festgestellt, dass sich bei der Rosen-Gruppe die Aktivität des Sympathikus, ein Nerv der für Stress zuständig ist, verringert. Gleichzeitig wird der Parasympathikus, der auch als Ruhenerv bekannt ist, aktiver. „Ein Strauß Blumen kann also schon helfen“, sagt Haude.

Ebenso wirksam seien ätherische Öle mit Kiefernduft. Sie sollen helfen, den Blutdruck zu senken. „Wirksam ist auch das Berühren von unbehandeltem Holz“, sagt sie. „Wer eine solche Fläche zu Hause hat, kann die Augen schließen und sich ganz auf den Tastsinn verlassen.“

All die Sinnesübungen könne man auch als Familie machen. „Besonders gut für Kinder eignen sich verschiedene Tast- oder Hörproben.“ Dafür könne man etwa verschiedene Materialien in Säcke oder Döschen füllen und die Kinder es erraten lassen. „Entspannung hilft in diesen Zeiten, nicht in Panik zu verfallen“, sagt Haude. Schließlich wirke sich Stress negativ auf das Immunsystem aus.

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