Neuss 130 schöne Beispiele für Kunst aus Neuss

Neuss · Für die Jahresausstellung "Kunst aus Neuss" in der Alten Post wurden Werke von 43 Künstlern ausgewählt.

 Ein zentrales Bild: "Emanzipation" von Sala Lieber.

Ein zentrales Bild: "Emanzipation" von Sala Lieber.

Foto: S. Lieber

Die Archivlage ist nicht ganz eindeutig, aber Hans Ennen, Leiter der Alten Post, und Klaus Richter, Kurator und verantwortlich für die bildende Kunst des Hauses, haben eine fast schon salomonische Lösung gefunden, um die Besonderheit der aktuellen Jahrerausstellung "Kunst aus Neuss" zu kennzeichnen: "Sie findet im 65. Ehejahr der Kooperation mit der Stadt statt", sagen sie schmunzelnd. Denn ob die neue Schau, die wie immer im ganzen Haus läuft, die 64. oder die 65. ist, lässt sich nicht mehr nachhalten. Wie eine der ersten ausgesehen hat, wissen sie allerdings genau, denn davon existiert ein NGZ-Bild. Es zeigt die Eröffnung mit Besuchern in Wintermänteln in der Aula des heutigen Marie-Curie-Gymnasium im Jahr 1949.

Im Wintermantel muss heute keiner mehr kommen, aber Zeit sollte er mitbringen. Denn mit rund 130 Werken von 43 Künstlern hat Kurator Klaus Richter wieder eine Fülle unterschiedlichster Kunst-Art zusammengestellt. Vieles davon trägt einen schon bekannten Namen – der Kreis der "Jahresaustellung-tauglichen" Künstler im Rhein-Kreis besteht aus einem festen, aber immerhin sehr großen Kern –, und das ermöglicht neben dem allgemeinen Überblick über "Kunst aus Neuss" auch den Einblick in die persönliche Entwicklung eines einzelnen Künstlers. Um nur ein Beispiel zu nennen: Wer Lotte Sturm als Zeichnerin von filigranem, aber sehr naturgetreuem Gemüse und Obst kennt, wird über die in der Alten Post ausgestellten Bilder staunen: Was vielleicht ein ausgefranstes Kohlblatt war, ist jetzt eine abstrakte Struktur, die aus dem Untergrund herauszuwachsen scheint. Und es gibt auch immer wieder Künstler, die eine Neuentdeckung sind: Astrid Klerx etwa, als Grafikdesignerin ein Begriff, ist auch Malerin und scheint sich dabei völlig frei zu fühlen.

Allein die verschiedenen Malsprachen – das Barocke einer Sala Lieber ebenso wie das Abstrakte einer Anne Kolvenbach –, dazu postkartenkleine Zeichnungen, filigrane Papierschneidereien, großformatige Fotoporträts oder mächtige Skulpturen – die zweite große Herausforderung für Kurator Richter ist nach der Auswahl aus dem Bewerberkreis die Hängung. Dass er dafür zig Kilometer im Haus zurückgelegt hat, wie er selbst lachend erklärt, hat sich gelohnt. All die unterschiedlichen Werke sind so vereint, dass der Besucher mit wachen Sinnen durch die Schau geht. Das ist vielleicht das Schönste an der Jahresausstellung: dass man ihr diese Mühe nicht ansieht. Die Ausstellung wird am Sonntag um 11.30 Uhr eröffnet. Sie läuft bis zum 6. Januar.

(NGZ)
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