Serie Ngz-Adventskalender Wo die Polizei Diebesgut aufbewahrt

Neuss · Wichtige Beweismittel und Diebesgüter unterschiedlicher Art warten in der Asservatenkammer der Neusser Polizei auf ihre ursprünglichen Besitzer, auf Versteigerungen oder auf die Vernichtung. Hans Dahlschen hat für die NGZ seine Türen geöffnet.

 Doppelt verriegelt ist der Zugang zur Kammer, wo auch Wertvolles lagert.

Doppelt verriegelt ist der Zugang zur Kammer, wo auch Wertvolles lagert.

Foto: Woitschützke, Andreas

Die Tür zur Asservatenkammer bei der Neusser Polizei ist doppelt gesichert: Neben dem normalen Schloss gibt es ein Codeschloss. Die richtigen Zahlen kennt nur einer: Hans Dahlschen. Er ist Verwalter der Asservaten und derjenige, der dafür sorgt, dass alles in der Datenbank erfasst und richtig weitergeleitet wird. Ein großer Bolzenschneider zieht den ersten Blick auf sich. "Einbruchwerkzeug", sagt Dahlschen. Sieben Mal wurden in den letzten drei Tagen Dinge geliefert, die Täter verwendet haben, um sich zu Wohnungen Zugang zu verschaffen.

 In der Asservatenkammer der Neusser Polizei lagert Hans Dahlschen Tatwerkzeuge und Diebesgut, das von Beamten entdeckt wurde.

In der Asservatenkammer der Neusser Polizei lagert Hans Dahlschen Tatwerkzeuge und Diebesgut, das von Beamten entdeckt wurde.

Foto: woitschützke

Die Asservatenkammer ist nur ein Ort für die Zwischenlagerung. "Hier werden Fundsachen oder Beweismittel abgegeben", berichtet Dahlschen. Wie es dann weitergeht, entscheidet in den meisten Fällen die Staatsanwaltschaft — manche Stücke müssen untersucht werden, Fundstücke, deren Besitzer nicht ermittelt werden kann, werden von der Stadt Neuss versteigert, vieles kann vernichtet werden. Manchmal dauert es sehr lange, bis beschlossen wird, wie es weitergeht. Dann ist es gut, dass es Hans Dahlschen gibt. Er weiß, wann wer welches Objekt abgeliefert hat — und natürlich wo es gelagert ist.

 Vom Brecheisen bis zur CD-Sammlung: Dahlschen weiß, wo alles liegt.

Vom Brecheisen bis zur CD-Sammlung: Dahlschen weiß, wo alles liegt.

Foto: Woitschützke, Andreas

"Ich trage alles in ein Asservatenbuch ein", erzählt er. "Zusätzlich gibt es eine digitale Inventarisierung." Das Asservatenbuch ist unscheinbar, ein schlichter blauer Umschlag, liniertes Papier, jede Seite sorgfältig beschriftet. Ebenso schlicht ist die Kammer selbst. Hans Dahlschen aber liebt gerade die Abwechslung an seinem Job. "Man erlebt interessante Dinge", sagt der 43-Jährige. Er erzählt davon, wie er einmal eine Frau mit der wiedergefundenen Kamera beglücken konnte: "Wir haben sie als Besitzerin identifiziert, weil auf einem der Fotos ihr Auto zu sehen war."

Seit vier Jahren arbeitet er bei der Polizei in Neuss. Vorher war er in verschiedenen Bereichen, beispielsweise beim Sozialgericht, tätig. Spannend wird es, wenn gestohlene Lebensmittel bei Dahlschen abgegeben werden. "Eigentlich sind wir verpflichtet, alles aufzubewahren", sagt er. In solchen Fällen treten dann aber Sonderregelungen in Kraft, die die Vernichtung von verderblichen Lebensmitteln erlauben.

Der Beruf als Asservatenverwalter ist vielschichtig: Obwohl viel Büroarbeit dazu gehört, muss man auch mal richtig anpacken: "Zum Beispiel musste ich schon helfen, eine Hanfplantage auszugraben", erinnert sich Dahlschen. Außerdem schätzt er den starken Kollegenkontakt in seinem Job — jeder, ob Ermittler oder Staatsanwalt, wendet sich an ihn. Etwa 1500 Asservate landen pro Jahr in der Lagerstätte der Polizei bei Hans Dahlschen — Tendenz steigend.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort