Wirtschaft in Neukirchen-Vluyn Rayens Tankstelle hat geschlossen

NEUKIRCHEN-VLUYN · Rayen bleibt ohne eigene Tankstelle. Der Traditionsbetrieb an der Geldernschen Straße hat geschlossen. Zapfsäulen und Tanks werden entsorgt.

 Die Traditionstankstelle Achterrath an der Geldernsche Straße hat für immer geschlossen; (vl.) Lutz Achterath und Partnerin Michaela Barz.

Die Traditionstankstelle Achterrath an der Geldernsche Straße hat für immer geschlossen; (vl.) Lutz Achterath und Partnerin Michaela Barz.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Es war einmal eine Tankstelle in Rayen. Sie hat seit 1. Mai geschlossen. Schon Wochen vorher haben die Betreiber, Lutz Achterath und Michaela Barz, ihre Kunden immer wieder auf die Schließung hingewiesen. Daher machte die Hiobsbotschaft langsam die Runde. In Rayen verabschiedet sich eine Institution, die freie Tankstelle an der Geldernschen Straße.

„Sie war für viele Menschen ein Treffpunkt. Morgens kauften die Kunden bei uns ihre Zeitungen, Zigaretten oder tankten“, erzählt Michaela Barz. Zeit für ein Quätschchen war immer. „Ist schon schade. Das Häuschen als Ortsmarke wollen wir als Treffpunkt behalten“, so die Planung. Bereits Mitte der 1950er Jahre richtete Vater Hans-Peter Achterath an der Geldernschen Straße eine Esso-Tankstelle ein. Die Großtanten spielten eine Rolle. Als die großen Mineralölkonzerne ihre Tankstellennetze konsolidierten, wurde aus der Rayener Spritstelle im Jahr 1985 eine „freie Tankstelle“.

Lutz Achterath entschied sich nach seiner Schulzeit dazu, ebenfalls im elterlichen Betrieb zu arbeiten. Nach einer Ausbildung zum Kraftfahrzeug-Mechaniker folgte 1994 der Meisterbrief. Bereits ein Jahr später übernahm er die Tankstelle und baute zusätzlich die Kfz-Werkstatt auf. Denn anders als die meisten Autofahrer vermuten, sind die Margen beim Kraftstoffverkauf eher gering. Der Löwenanteil muss in Form der Mineralölsteuer an den Staat abgeführt werden. „Damals haben wir auch schon aufwändig den Boden saniert“, erinnert sich Achterath. „Das Tankstellengeschäft wird nicht einfacher, denn die umliegenden Tankstellen haben einen 24-Stunden-Service und sind beinahe mehr Supermarkt als Tankstelle. Das können wir gar nicht leisten“, sagt Achterath.

Der Unternehmer hätte nach seiner eigenen Einschätzung eine Menge Geld in den Tankstellenbetrieb investieren müssen, die Zapfsäulen hätten erneuert und gegen die neue Generation von Säulen ausgetauscht werden müssen, so die gesetzliche Neuauflage. „Jetzt machen wir eine kostenpflichtige zertifizierte Schließung“, erläutert Achterath. In den nächsten Monaten verwinden die Zapfsäulen; sie werden fachgerecht demontiert und entsorgt. Die unterirdischen Treibstofflager werden gereinigt, verfüllt und somit unbrauchbar gemacht.

Die Kosten-Nutzen-Rechnung geht, laut Achterath, auf. „20.000 Euro muss ich für die Schließung bezahlen. Es ist eine Sache der Abwägung“, sagt der Kfz-Meister. „Klar, das ist auch ein wenig traurig, aber unsere Kunden haben Verständnis dafür. Mein Hauptgeschäft ist eh die Werkstatt. Da haben wir Arbeit bis unter das Dach“, so Achterath.

Nach neuen Zahlen, die der in Bonn ansässige Bundesverband der freien Tankstellen, bft, vor einigen Tagen veröfnetlicht hat, setzte sich der Trend zur Marktbereinigung bei den Tankstellen in Deutscghland auch 2018 fort. Die drei Konzerne Aral, Shell und Total verkauften demnach 2018 gut die Hälfte der in Deutschland gezapften Kraftstoffmenge. Die großen drei erreichten bei Straßentankstellen einen Marktanteil von 38 Prozent.

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