Neukirchen-Vluyn Ex-Pfarrer führt durch die Geschichte der Dorfkirche

Neukirchen-Vluyn · Die Dorfkirche Vluyn feiert das 300-jährige Bestehen. Manfred Jülicher, ehemaliger Pastor, lud zur Reise in die Vergangenheit ein, die spannende Kapitel in der Entstehungsgeschichte zu bieten hat.

1715 gilt als Baujahr des Kirchgebäudes, das in nur einem Jahr entstand. "Dank freigiebiger Leute", wie Jülicher anmerkte. Schon viel früher wurde aber eine St.-Antonius-Kapelle in Urkunden genannt. Das genaue Jahr ihrer Entstehung "liegt im Düstern", meinte Jülicher, der akribische Nachforschungen und Quellenstudien betrieben hat. Das Jahr 1482 hat er in Chroniken und dem Urkundenbuch der Stadt Krefeld und der Grafschaft Moers ausgemacht. Grund genug, bereits 1982 mit einem ökumenischen Gottesdienst an 500 Jahre Evangelium in Vluyn zu erinnern. "Eine Jahreszahl, die uns darin bestätigt, dass die Ursprünge doch sehr viel früher angesetzt werden müssen", erzählte Jülicher. Anhaltspunkte dafür, dass diese Annahme berechtigt ist, lieferte die Restaurierung der Dorfkirche 1956 und zuletzt 2001, bei der die Grundmauern zutage kamen. Doch in den 1950er Jahren bestand kaum Interesse an der Erforschung der Ursprünge der Kirche. "Mit Zement wurde alles zugeschüttet", so Jülicher.

Dass es 1715 zum Neubau kam, hat verschiedene Gründe. "Die Kapelle war schadhaft. Geld für Reparaturen hatte man nicht. Sie war auch zu klein geworden. Hinzu kam, dass 1654 das halbe Dorf Vluyn einem Brand zum Opfer fiel", so Jülicher. Pfarrer Henricus Fabricius begleitete 1715 den Abriss und Neubau. Damals entstanden die Galerien rechts und links.

Der Denkmalschutz äußerte bei der Restaurierung 2001 Freude darüber, dass beispielsweise die Kanzel im Original erhalten geblieben ist. Bausünden konnten dank wertvoller Erfahrung in der Kirchenrestaurierung getilgt werden. Jülicher: "Damals wurde einfach mit Zement gearbeitet und alles zugeschmiert. Die Wände wurden dann feucht, Salpeter trat heraus. Wir haben dann mit luft- und feuchtigkeitsdurchlässigem Mörtel gearbeitet."

Spannend ist auch die Geschichte über die Orgel, die heute als Schmuckstück der Kirche gilt. Die Beheizung der Kirche "war eine abenteuerliche Geschichte", wie Jülicher meinte. 1940 wurden die beiden Öfen entfernt und eine Warmluftheizung eingebaut. Der untere Bereich wurde 16 Grad warm, der obere bis zu 35 Grad. "Die Orgel trocknete einfach aus." Im Rückblick hat sich aber die jüngste, sehr aufwendige Restaurierung gelohnt. Jülicher: "In Vluyn wird gerne geheiratet." Und die Dorfkirche ist das geblieben, was Heinrich Esch, Pfarrer von 1787 bis 1883, damals sagte: "Unsere Kirche ist die Schönste in der hiesigen Grafschaft."

Die Kirchengemeinde bietet eine Glockenführung am 8. April, 19 Uhr, und eine Kirchenführung am 10. April, 11 Uhr, an.

(sabi)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort