Neukirchen-Vluyn Arzt schockiert Schüler mit Unfallbildern

Neukirchen-Vluyn · 200 Jugendliche, die kurz vor ihrem Führerschein stehen, bekommen beim "Crash Kurs" schreckliche Unfälle von Jugendlichen aus der Region zu sehen. Einige der Zuschauer brechen weinend zusammen und verlassen den Raum.

 Gerd Pelser erzählt den Jugendlichen von seinen Erfahrungen als Notarzt - und zeigt dabei auch Fotos von seinen erschütternden Einsätzen.

Gerd Pelser erzählt den Jugendlichen von seinen Erfahrungen als Notarzt - und zeigt dabei auch Fotos von seinen erschütternden Einsätzen.

Foto: Christoph Reichwein

Gerd Pelser kann sich noch gut an den Unfall erinnern, der sich im Februar vor drei Jahren auf der alten B 57 an der Ortsgrenze zwischen Moers und Rheinberg ereignete. "Ein junger Fahrer ist mit Tempo 120 ungebremst in einen Baum gefahren", erzählt der promovierte Notarzt des St. Josef Krankenhauses. "Er hatte zu seinem Handy gegriffen und eine Sekunde nicht aufgepasst."

So sei er von dem Stück der Rheinberger Straße abgekommen, das schnurgerade zwischen der Gärtnerei "Den Drijver" und der Kneipe Aratta liege. "Wenn er langsamer gefahren wäre und nicht zum Handy gegriffen hätte, wäre nichts passiert", sagt der Notarzt, der damals selbst vor Ort war, aber nicht mehr eingreifen konnte. Denn der Motorblock des Autos hatte sich in die Fahrzeugkabine gedrückt. Der Fahrer hatte sich das Genick gebrochen.

Am Mittwochvormittag erzählte Gerd Pelser diese Geschichte im Pädagogischen Zentrum des Schulzentrums. 200 Schüler hingen ihm an den Lippen, die die zehnte Klasse der Haarbeck-Hauptschule, die zehnte der Theodor-Heuss-Realschule und der elften des Julius-Stursberg-Gymnasiums besuchen. Der Notarzt untermalte seinen Bericht mit Bildern, die zum Beispiel zeigten, wie tief der Motor in die Fahrgastkabine gedrückt worden war. Auf einem anderen war die Batterie zu sehen, die sich beim Aufprall aus dem Auto gelöst hatte und rund 50 Meter weit geflogen war. Die wirklich harten Bilder des Fahrers, der blutend zwischen Lenkrad und Sitz eingeklemmt gewesen war, ließ er weg, auch aus Ehre vor dem Opfer.

Der Moerser Notarzt ist immer wieder unterwegs, um diese Geschichte zu erzählen und mit Bildern zu untermalen. Das macht er beim Crash Kurs NRW, der am Mittwoch im Schulzentrum zu Gast war. "Alle Schüler im Kreis sollen einmal diesen Crash Kurs durchlaufen", sagt Manfred Helmes, der bei der Kreispolizei für die Unfallprävention zuständig ist. "Wir wollen die zukünftigen Fahrer auf die Risiken aufmerksam machen - mit Bilder und Geschichten von schweren Unfällen, die sich in ihrer direkten Umgebung ereignet haben. Diese berühren emotional besonders." Das sei bei Unfällen anders, die sich irgendwo abspielten.

Die gezeigten Unfälle hatten vor allem drei Ursachen, wie die Bilder und Geschichten zeigten, die neben Gerd Pelser vom Moerser Rettungsassistent Tobias Aust sowie den Polizisten Melanie Hoerhold und Harry Neu vorgestellt wurden. Es waren hohe Geschwindigkeit, Drogen und Alkohol sowie der Griff zum Mobiltelefon oder das Spiel mit dem Navigationsgerät.

Einige Jugendliche berührten die Bilder und Geschichte so sehr, dass sie weinend das Pädagogische Zentrum verließen, um begleitet von Freunden und Lehrern ihren Gefühlen draußen freien Raum zu lassen. Es gab sogar einen Teilnehmer, der in Begleitung für einige Sekunden zusammenbrach.

"Das passiert schon einmal bei einem Crash Kurs", sagte Notarzt Gerd Pelser. "Die Schüler nimmt das Gesehene hier so sehr mit, dass sie später zuhause davon erzählen, ihren Eltern, Geschwistern und Freunden. Damit multipliziert sich die Wirkung."

(got)
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