Neukirchen-Vluyn Planungsrecht bremst Motorradfirma aus

Neukirchen-Vluyn · Seit Jahren möchte Bernd Brands seinen Betrieb erweitern und neu für seine Familie bauen. Doch das geht laut den Behörden nicht an dem selben Ort. Nun hat Brands sich im Fachausschuss beschwert.

 Bernd Brands in seinem Geschäft an der Fritz-Baum-Allee. Der Neukirchen-Vluyner möchte nach Niederberg ziehen. Doch das gibt Probleme.

Bernd Brands in seinem Geschäft an der Fritz-Baum-Allee. Der Neukirchen-Vluyner möchte nach Niederberg ziehen. Doch das gibt Probleme.

Foto: Klaus Dieker

Bernd Brands hat einen großen Wunsch. Er möchte ein Heim für seine Familie schaffen und er möchte sein Geschäft gleich nebenan haben. Das klingt eigentlich nicht utopisch, doch in Neukirchen-Vluyn stößt Brands damit seit Jahren auf Schwierigkeiten. Am Mittwoch brachte er seine Situation im Ausschuss für Stadtentwicklung zu Gehör.

An der Fritz-Baum-Allee betreibt Brands die Firma BB Motorcycles. "Ich möchte expandieren", sagt er. "Für eine Motorrad-Werkstatt ist das nicht so leicht." Die Interessen lärmempfindlicher Anwohner müssen berücksichtigt werden. Brands hat inzwischen eine Option auf eine Fläche im Gewerbegebiet, auf dem ehemaligen Zechengelände Niederberg, das der RAG Montan Immobilien gehört.

So weit, so gut, doch die Probleme beginnen damit erst. Denn Brands möchte sich und seine Familie dort ansiedeln und zugleich seine Werkstatt und seinen Ausstellungsraum. Die Betriebsfläche würde rund 250 Quadratmeter betragen.

Doch die Verwaltung in Neukirchen-Vluyn macht Brands bislang einen Strich durch die Rechnung. Die Begründung: Der Bebauungsplan des Gewerbegebietes lässt alles drei zusammen - Wohnen, Werkstatt, Handel - nicht zu. Würde er ein Grundstück in einem so genannten Mischgebiet wählen, hätte er ebenfalls ein Problem. Dann wäre die Werkstatt nicht konform zu dem geltenden Bebauungsplan. Das Planungsrecht macht Brands überall Schwierigkeiten.

Der Motorrad-Fachmann darf im Gewerbegebiet nur zehn Prozent des Betriebes als Ausstellungsfläche nutzen. Das wären 25 Quadratmeter - viel zu wenig. "Würde ich dagegen verstoßen, müsste ich mit Strafen rechnen", sagt er. Auch für die Größe einer Wohnung gibt es Regeln, das Verhältnis zur Betriebsfläche muss 1:3 sein. Die Wohnung wäre damit kaum größer als das jetzige Domizil der vierköpfigen Familie. "Wir wohnen sehr beengt auf der Hochstraße", sagt Brands, der mit seiner Frau zwei Söhne im Alter von 14 und vier Jahren hat. Eine neue Wohnung wäre ein Traum.

An Gesprächen mit Verantwortlichen hat es laut dem Inhaber in den vergangenen Jahren nicht gefehlt. Mit der Stadtverwaltung habe er diskutiert, auch mit der gemeinsamen Wirtschaftsförderung "wir4" der Städte Moers, Neukirchen-Vluyn, Kamp-Lintfort und Rheinberg, und natürlich auch mit Vertretern der RAG Montan Immobilien. Ein Durchbruch steht bislang aus.

Immerhin zeigten die Vertreter der Verwaltung am Mittwochabend im Ausschuss Bereitschaft, das Thema noch einmal aufzugreifen. Der neue technische Beigeordnete Ulrich Geilmann erklärte gestern: "Wir haben über diesen Fall gesprochen. Wie ich es sehe, gibt es zwei mögliche Lösungen, allerdings müsste auch Herr Brands Kompromissbereitschaft zeigen."

Details dieser beiden Alternativen wollte Geilmann allerdings noch nicht nennen. "Ich würde das gerne mit Herrn Brands selbst besprechen." Grundsätzlich, meinte er, müsse sich die Verwaltung im Rahmen des geltenden Bebauungsplanes bewegen. "Wenn Sie da eine Ausnahme genehmigen, haben Sie einen Präzedenzfall, und das ganze Planungsrecht geht in den Wind", erläutert der Beigeordnete die Problematik.

Fälle wie der von BB Motorcycles, wo Bürger bei den Vorschriften für Misch- oder Gewerbegebiete quasi zwischen allen Stühlen zu sitzen kämen, seien zum Glück nicht häufig. "Auf jeden Fall ist diese Situation nicht hoffnungslos", resümiert der neue Dezernent.

(RP)
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