Neukirchen-Vluyn Kreuzstraßen-Anwohner: Das ist Pfusch!

Neukirchen-Vluyn · Aus dem neuen Kanal stinke es, das neue Pflaster sei schadhaft und schlecht verlegt, kritisieren Anwohner nach einem Umbau der Straße. Die Stadt weist die Beschwerden zurück.

 Felix Stürmer, Klaus Stürmer und Klaus Seif besitzen Häuser  an der Kreuzstraße. Sie und andere Anwohner sind mit dem Straßenumbau nicht zufrieden.

Felix Stürmer, Klaus Stürmer und Klaus Seif besitzen Häuser  an der Kreuzstraße. Sie und andere Anwohner sind mit dem Straßenumbau nicht zufrieden.

Foto: Josef Pogorzalek

Felix Stürmer wohnt an der Kreuzstraße und arbeitet als Meister im Tief- und Straßenbau. Wenn er sich ansieht, was Kollegen einer Firma im Auftrag der Stadt in seiner Straße angestellt haben, kann er nur den Kopf schütteln. Nicht nur, dass zahlreiche Pflastersteine mit groben Beschädigungen eingebaut worden seien. Stürmer hat eine ganze Reihe von Verstößen gegen DIN-Vorschriften festgehalten. Es geht um Stolperfallen, Fugenbreiten, eine nicht korrekt angelegte Entwässerungsrinne in der Straßenmitte und mehr. Und für all das habe die Stadt ihn – genauso wie seine Nachbarn – auch noch zahlen lassen. 5800 Euro habe er als Anlieger zu den Straßenbaukosten beitragen müssen. Seine Einwände habe die Stadtverwaltung abgeschmettert. Nach einer Mahnung beglich Stürmer seine Schulden. „Die Stadt hat mir mitgeteilt, dass ich ja vor Gericht ziehen könnte.“ Einen langwierigen juristischen Streit kann sich Stürmer nicht leisten. Zwar sei er rechtschutzversichert. „Aber die Versicherung übernimmt keine Kosten für eine Klage gegen die Stadt.“

2017/2018 war die Kreuzstraße umgebaut worden. Der Kanal wurde erneuert, die früher asphaltierte Straßenoberfläche gepflastert. Die Pflastersteine seien aber nicht auf Paletten, sondern mit Lkw lose angeliefert und abgekippt worden. Je nach Bedarf seien die Steine dann mit Radladern aufgenommen und weiter transportiert worden. Kein Wunder, dass die Steine dabei stark beschädigt worden seien. „Wir sind ja bereit zu zahlen. Aber für vernünftige Arbeit“, sagt Klaus Seif, ein Nachbar von Stürmer. Er hat Unterschriften zahlreicher Anwohner gesammelt, die ebenfalls unzufrieden sind. „Aber die Stadt ist der Meinung, dass hier super Arbeit abgeliefert wurde.“ Besonders ärgerlich sei: „Im Dorf Neukirchen hat die Stadt wegen ähnlicher Mängel an der Hochstraße selbst einen Gutachter eingeschaltet“, sagt Stürmer.

Die Anwohner ärgern sich nicht nur über die ihrer Meinung nach vermurkste Pflasterung. „Der neue Kanal stinkt erbärmlich nach Fäkalien“, sagt Seif. Nach Beschwerden habe die Stadt Aktivkohlefilter in Kanaldeckel einbauen lassen. Während nach Meinung der Stadt das Problem damit behoben ist, rümpfen Anwohnern nach wie vor immer wieder die Nase. Allem Anschein nach sei das Gefälle des Kanals unzureichend, dadurch komme es zu Stauungen, sagen Stürmer und Seif.

 Hier sei das Gefälle der Rinne nicht korrekt, bemängelt Felix Sturm.

Hier sei das Gefälle der Rinne nicht korrekt, bemängelt Felix Sturm.

Foto: Josef Pogorzalek

Seif hat von den 4222 Euro, die er als Anliegerbeitrag an die Stadt entrichten muss, 1000 Euro einbehalten. „Die zahle ich erst, wenn die Stadt ein Konzept zur Beseitigung der Mängel vorlegt.“ Aber dazu sieht die Stadt keinen Anlass. Die Abplatzungen am Pflaster – teils fehlen ganze Ecken – sei gewollt. Es handle sich um ein „gekollertes Pflaster“, dem Kantenabplatzungen einen natursteinähnlichen Charakter verleihe. Das Pflaster sei den Anwohnern im Vorfeld vorgestellt und später politisch beschlossen worden. Davon abgesehen, sei bei einem Ortstermin festgestellt worden, dass einzelne Steine „erst kurz zuvor durch mechanische Einwirkung beschädigt wurden“. Dem können Seif und Stürmer nur durch Galgenhumor begegnen: „Das haben wir dann wohl heimlich selbst gemacht . . .“

 Schaden oder „natursteinähnlicher Charakter“?

Schaden oder „natursteinähnlicher Charakter“?

Foto: Josef Pogorzalek
 „Das hätte verfüllt werden müssen“, sagt Felix Stürmer.

„Das hätte verfüllt werden müssen“, sagt Felix Stürmer.

Foto: Pogorzalek

Was den gelegentlichen Gestank angeht, verweist die Stadt auf Probleme mit der Luftzirkulation, die möglicherweise auch mit Mängeln auf den Privatgrundstücken zusammenhingen. Die Stadt stehe für Beratungsgespräche zur Verfügung, aber keiner der Beschwerdeführer nehme diese Angebot wahr.

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