Serie Mein Verein Kleingärtnerverein Maarfeld Gepachtete Oasen am Rande der Stadt

Lobberich · 29 Kleingärtner nutzen ihre Parzellen auch als Refugium vom Verkehrslärm. Die städtische Anlage gilt als Grünfläche

 Georg Bartnik, Franz Spee, Bruno und Brunhilde Salger (von links) können in ihren Kleingärten wunderbar entspannen. Sie alle wohnen in Mehrfamilienhäusern, die eigene Parzelle dient zum Ausgleich.

Georg Bartnik, Franz Spee, Bruno und Brunhilde Salger (von links) können in ihren Kleingärten wunderbar entspannen. Sie alle wohnen in Mehrfamilienhäusern, die eigene Parzelle dient zum Ausgleich.

Foto: Burghardt, Joachim (jobu)

Ein Turmfalke fliegt über den Garten, am Sommerflieder tummeln sich Kleines Wiesenvögelchen und andere Falter, hinterm Rosenbogen sitzt Franz Spee und lächelt: „Man sieht hier so viele Tiere, auch Eichhörnchen, das macht einfach Freude.“ Stolz zeigt der Vorsitzende des Kleingärtnervereins Maarfeld sein 320 Quadratmeter großes Paradies mit Obst und Gemüse, Blumen und Sträuchern, Hütte und Sitzecke. „So aufgeteilt in Nutz- und Ziergarten und Nutzfläche sind alle 29 Gärten hier in der Anlage“, sagt Spee. Und diese Kleingartenanlage kann sich sehen lassen.

Sauber die Wege, rosenumsäumt, hier und da Bänke, akkurat geschnitten die meisten der Buchenhecken, die die Gärten umgeben. Es wirkt wie ein kleiner Park. „Im Grunde ist das hier ja auch eine öffentliche Grünfläche, durch die jeder spazieren kann“, erklärt Spee bei einem Rundgang. Die Stadt Nettetal sei Eigentümer des Grundstücks am Rande von Lobberich.

Als vor 30 Jahren durch Baumaßnahmen auf sogenanntem Grabeland einige Lobbericher ihre dort gepachteten Gärten verloren, habe man zum Ausgleich diese Anlage geschaffen, erinnert sich Spee: „Aber mittlerweile sind hier viele andere Pächter, auch Nettetaler anderer nationaler Herkunft.“ Jeder zahle rund 40 Euro Pacht jährlich, dazu kommen Gebühren für Strom, Wasser und Versicherung.

Beim Rundgang winkt Spee über ein Gartentor: „Hallo, Bruno!“ Der winkt zurück. Bruno Salger (68) und seine Frau Brunhilde (63) plaudern mit Spee, ein weiterer Kleingärtner, Georg Bartnik (69), gesellt sich dazu. Alle wohnen in Mehrfamilienhäusern, haben „zum Ausgleich diese Oasen gepachtet“, sagt Bartnik.

„Hier kann ich auftanken, alles wunderbar ruhig, kein Verkehrslärm“, schwärmt Brunhilde Salger. Sie sei Allergikerin, vertrage kaum gekauftes Obst oder Gemüse, aber „mit den Gurken, die wir hier selbst anbauen, habe ich keine Probleme“. Ihr Mann ergänzt: „Alles Bio, Öko, keine Chemie, Spritzmittel sind hier auch gar nicht erlaubt.“ Sie alle genießen die Freiheit draußen, gärtnern, trinken zwischendurch Kaffee oder grillen.

Gemeinschaft wird groß geschrieben im Verein: „Man hilft sich. Wenn einer im Urlaub ist, schauen wir auch nach seinem Garten“, sagt Bartnik. Schließlich habe man dieselben Interessen, tausche sich mit seinen Erfahrungen aus. „Möhren zu ziehen, gelingt fast nie, da ist man natürlich für Tipps dankbar“, fügt Salger hinzu. Ältere Vereinsmitglieder kämen fast täglich her, andere jüngere seltener und dann gleich mit der ganzen Familie. Öfter gebe es Anfragen, ob eine Parzelle frei werde.

Früher gehörten zum Vereinsleben gemeinsame Sommerfeste, die man jedoch aufgegeben habe: „Die Auflagen sind einfach zu lästig und hoch geworden“, sagt Spee. „Wer am Getränkewagen Bier zapft, muss erst einmal ein Gesundheitszeugnis vorlegen“, nennt er als Beispiel.

Für alle Vereinsmitglieder ist die „Gartenordnung“ verpflichtend, wie Spee ausführt. Dazu gehöre die gemeinsame Pflege des großen Rasens am Eingang zur Düsseldorfer Straße. Jeder habe vor seinem Garten die Wege sauber und die Hecke korrekt geschnitten zu halten. Man achte auf das vorgegebene Verhältnis von Nutz- und Ziergarten, auffällig große Spielgeräte seien nicht gern gesehen: „Das soll ja hier nicht wie ein Spielplatz wirken, sondern wie eine Grünanlage“, sagt Spee.

Wie eine schön gepflegte Grünanlage mit beeindruckendem Nutzgartenanteil wirkt auch Spees Garten mit der lauschigen Sitzecke vorm Schuppen. Stauden und Sträucher in voller Blüte, das Apfelbäumchen trägt reichlich Früchte, die großen Melonen im Gemüsebeet können bald geerntet werden. Spee blickt in den Himmel, schaut einem Schwarm Dohlen hinterher: „Wir freuen uns über alle Tiere, nur streunende Katzen, die wollen wir hier nicht“, sagt er.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort