Moers Schlosstheater bläst riesige Ratte auf

Moers · Für die Inszenierung von George Orwells "1984" hat sich das Schlosstheater Moers ein spektakuläres Bühnenelement bauen, genauer gesagt: nähen lassen - eine aufblasbare weiße Ratte aus 100 laufenden Metern Stoff.

Das steht schon mal fest: Am Ende der Aufführung werden sich die Zuschauer zumindest in der ersten Reihe des Schlosstheaters wie George Orwells Protagonist Winston Smith in der Dystopie "1984" fühlen: Auge in Auge mit einer Ratte. Zurzeit laufen die Proben, die Premiere ist am Samstag, 7. Februar.

Um Smith endgültig zu brechen, stecken ihn die Offiziere des in dem Roman beschriebenen totalitären Überwachungsstaats in das Zimmer 101, vor dem alle Angst haben, weil dort jeden Menschen seine persönliche Hölle erwartet. Smith hat panische Angst vor Ratten. Und weil das System dies weiß, befestigen seine Vertreter einen Käfig mit zwei ausgehungerten Ratten direkt vor Winstons Gesicht: Um der Folter zu entgehen, verrät er seine Liebe.

Intendant Ulrich Greb greift in seiner Inszenierung von "1984" dieses Bild auf - allerdings in deutlich größeren Ausmaßen. Das Aachener Unternehmen Airworxx, das seit 25 Jahren mit Luft als Baumaterial arbeitet, hat für das Moerser Schlosstheater eine aufblasbare Ratte aus 100 laufenden Metern Stoff gebaut. Es handelt sich um eine 270 Gramm schwer entflammbare Plane aus Polyestertuch. Gestern folgte die Probe aufs Exempel. Das Bühnenfüllende Luft-Objekt kam am Nachmittag in Moers an und wurde erstmals aufgeblasen. Klar, dass Intendant Ulrich Greb und Bühnenbildnerin Birgit Angele auf das Ergebnis gespannt waren: "Ich sehe das auch zum ersten Mal", erklärte der Intendant. Ganz langsam füllte das elektrisch betriebene Gebläse die Stoffmenge auf dem Bühnenboden mit Luft auf, bis dann schließlich die Umrisse einer Ratte erkennbar sind. Sie liegt auf dem Rücken. Die Nasenspitze reicht bis zur Theaterdecke. "Die Schauspieler können auf die Figur klettern. Wir haben extra ein Ventil eingebaut, über das die Luft abgelassen wird, damit das Material nachgibt", erläutert Wolfgang Hassa von der Firma "Airworxx".

Das Unternehmen aus Aachen schuf beispielsweise zur Ruhr 2010 die Schachtzeichen und auch einen Spiegelball zur Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen. Aufblasbare Strukturen und Werbeformen sind die eigentlichen Arbeitsbereiche des Unternehmens. Die vom Moerser Schlosstheater in Auftrag gegebene Ratte entstand zunächst am Computer, wurde dann in Bahnen zerlegt, die anschließend zu ihrem vollen Umfang zusammengenäht wurden. "Erst, wenn die Figur zum ersten Mal mit Luft gefüllt wird, sehen wir, ob sie auch tatsächlich gelungen ist", betont Wolfgang Hassa.

Das Schlosstheater befasst sich in der aktuellen Spielzeit mit dem Thema Sicherheit. George Orwells Dystopie "1984" beschreibt einen totalitären Überwachungsstaat im Jahre 1984. "Der Roman entstand unter dem Eindruck von Faschismus und Stalinismus. Unsere Aufgabe wird es sein, die Idee ins Heute mit seinen digitalen Kontrollmechanismen zu überführen", erläutert Greb.

(RP)
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