Moers Ein Pullover für den Baum

Moers · Stricken für den öffentlichen Raum: Der Arbeitskreis Neukirchen hatte die Idee, die aus Amerika stammende Kunstform "Knitting" auf der Hochstraße zu realisieren. Bis zum Erntedankfest wollen die Akteure fertig sein

 Die Idee "Guerilla-Stricken" stammt aus Texas, erreichte vor drei Jahren Frankfurt und breitet sich seither aus. Jetzt hat das Virus auch Neukirchen-Vluyn erreicht.

Die Idee "Guerilla-Stricken" stammt aus Texas, erreichte vor drei Jahren Frankfurt und breitet sich seither aus. Jetzt hat das Virus auch Neukirchen-Vluyn erreicht.

Foto: sabi

Her mit den Stricknadeln und der Wolle, das Dorf Neukirchen rüstet zum globalen Gedanken. Street-Art hat die Hochstraße erfasst, die Aktion Dorfmasche findet immer mehr nadelnde Aktivisten. Im Arbeitskreis Neukirchen wurde die Idee geboren, Objekten im öffentlichen Raum den Status "bestrickend schön" zu verleihen.

Das erste Projekt, das Maschenkunst trägt und aufblüht, steht zwischen dem Bekleidungsgeschäft Relaxx und der Glückauf-Apotheke auf der Hochstraße. Jede Menge Reihen braucht es, bis der vierstämmige Baum bestrickt ist. "Einer der Stämme ist etwa sieben Meter hoch", schätzt Martha Schlothmann, die bereits zum Frühlingsfest erste bestrickte Gegenstände, wie Schubkarre, Spaten und Fahrrad, zeigte und die Neugierde auf das Dorf Neukirchen lenkte.

Und genau das macht einen wesentlichen Aspekt des öffentlichen Strickens aus. Bereits Donnerstag, zum zehnjährigen Bestehen des Bauernmarktes auf der Hochstraße, fragten interessiert die Passanten nach. Mancher will beim nächsten Mal bei der Dorfmasche mitstricken. Jeder, der stricken oder häkeln kann, ist willkommen, bringt seine Stricksachen mit und setzt sich einfach mit in den Strickkreis. "Bei gutem Wetter stricken wir draußen, direkt vor Ort", meint Schulkulturbeauftragte Ulrike Reichelt. Farbenprächtige Wollstücke sind bereits entstanden, ein kunterbunter Graffiti-Mix aus alten Wollresten, die in Strick- und Häkelpartien Verwendung finden. Der Strickeria-Virus wütet. "Bis zum Erntedankfest wollen wir fertig sein", erzählt die Schulkulturbeauftragte, die das öffentliche Stricken mitinitiierte und auch an Schulen für die alte Handwerkskunst und ein weiteres Projekt wirbt.

Die Idee "Guerilla-Stricken" stammt aus Texas, erreichte vor drei Jahren Frankfurt und breitet sich seither aus. Stricken ist kommunikativ, wie auch bei der Neukirchener Aktion zu erleben ist. "Gleichzeitig können wir auf unseren Ortskern aufmerksam machen, der Schönes und — mit den Leerständen — Tristesse zu bieten hat", so Reichelt.

Das Projekt ist nur ein Vorgeschmack. 2013 lädt am ersten Juliwochende das Märchenfestival in die Dong ein. "Wir wollen bis dahin direkt am Eingang der Hochstraße die Bauruine bestricken und in ein Dornröschenschloss verwandeln", erzählt Ulrike Reichelt weiter. Stricksockel, Strickblumen und Fotos in den leeren Fenstern sollen die Ruine zieren und einerseits auf die neue Ausgabe der Dorfgalerie aufmerksam machen, andererseits im Vorfeld für das Märchenfestival werben. Reichelt: "Das Erntedankfest ist jetzt unser Ziel. Wir suchen noch Mitstricker."

(sabi)
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