Mönchengladbach Zehn Fakten zu Flüchtlingen in Gladbach

Mönchengladbach · Fast täglich gibt es Nachrichten über die Unterbringung von Asylsuchenden. Die RP erklärt, was davon eigentlich stimmt - und was nicht.

So viele Flüchtlinge mussten die Städte 2014 neu aufnehmen
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So viele Flüchtlinge mussten die Städte 2014 neu aufnehmen

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Foto: dpa, jst fdt

Eine Erstunterbringung im JHQ, ein neues Flüchtlingsheim an der Brucknerallee oder die Idee, einen leerstehenden Aldi-Markt als Unterkunft zu nutzen - das Thema Flüchtlinge bestimmt seit Monaten die Berichterstattung in unserer Zeitung. Viele Gladbacher engagieren sich, um den Neuankömmlingen hier ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen. Doch es gibt auch negative Reaktionen, der Zustrom von Hunderten Menschen verunsichert viele Bürger. Die Rheinische Post beantwortet die wichtigsten Fragen.

Das Leben im Asylbewerberheim Luisental in Mönchengladbach
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Wie viele Flüchtlinge leben zurzeit in der Stadt?

Derzeit leben etwa 1500 Flüchtlinge in der Stadt, davon knapp 400 in eigenen Wohnungen mit eigenem Mietvertrag; die übrigen Flüchtlinge leben in den von der Stadt bereitgestellten Unterkünften.

Misshandlungs-Vorwürfe: das Flüchtlingsheim in Burbach
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Foto: dpa, fg jhe

Wie viele Menschen kommen jeden Monat neu hinzu? Ist das für die Stadt überhaupt absehbar?

Absehbar ist die Zahl der Neuankömmlinge nicht, da sich die Zuweisungsquote täglich ändert. Im gesamten Jahr 2014 waren es 838, die stärksten Zuzüge gab es im Dezember mit 146, die wenigsten im Februar mit 20.

So sah Duisburgs Zeltstadt für Asylbewerber aus
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Wie funktioniert das Verteilsystem innerhalb von Deutschland? Nach welchem Schlüssel wird berechnet, wie viele Flüchtlinge nach Mönchengladbach kommen?

Zunächst werden die Flüchtlinge abhängig von der Einwohnerzahl auf die Bundesländer aufgeteilt. Das Land verteilt die Menschen dann nach einem Schlüssel, der auch im Wesentlichen von der Einwohnerzahl abhängt, auf die einzelnen Kommunen. Je mehr Einwohner also die Kommune hat, desto mehr Flüchtlinge werden ihr zugewiesen.

Welche Entscheidungskompetenz hat die Kommune über Verteilung und Verbleiben der Flüchtlinge?

Keine. Die Verteilung erfolgt ausschließlich durch das Land. Die Entscheidung über ein Bleiberecht trifft das Bundesamt für Migration. Auf beides hat die Stadt keinerlei Einfluss.

Aus welchen Ländern kommen die drei größten Gruppen?

Aktuell sind 193 Mazedonier, 132 Serben und 112 Syrer als Flüchtlinge in Gladbach. Serbien und Mazedonien gelten allerdings seit Ende 2014 als so genannte sichere Drittstaaten, in denen die Einhaltung der Genfer Flüchtlingskonvention und der Menschenrechtskonvention sichergestellt sind. Deshalb wird der Asylantrag dieser Flüchtlinge in der Regel abgelehnt.

Wie lange dauert es im Schnitt, bis Flüchtlinge Bescheid bekommen, ob sie dauerhaft bleiben können?

Die Anträge werden vom Bundesamt für Migration bearbeitet. Das dauert unterschiedlich lang und hängt davon ab, aus welchem Herkunftsstaat der Flüchtling kommt. Manchmal dauert das Verfahren nur wenige Wochen, teilweise aber auch mehr als ein Jahr.

Wie viel Geld erhält jeder Flüchtling pro Monat und wo kommt dieses Geld her?

Die Geldleistungen für Asylbewerber werden durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales festgesetzt. Je nach Stellung im Haushalt (Haushaltsvorstand, alleinstehend, Partner, Kind) ist die Höhe unterschiedlich. Für Alleinstehende sind es 359 Euro monatlich, für Partner jeweils 323 Euro, bei Kindern zwischen 217 Euro und 283 Euro monatlich. Hinzu kommen die Kosten für Unterkunft und Heizung, die in den Unterkünften als Sachleistung erbracht werden. Die Leistungen werden aus dem städtischen Haushalt finanziert. Das Land hat sich bislang an den Gesamtkosten für Flüchtlinge mit rund 1,5 Millionen jährlich beteiligt, das waren im vergangenen Jahr nicht einmal 20 Prozent der Gesamtkosten. Für 2015 ist eine Aufstockung vorgesehen, allerdings gibt es noch keine konkreten Zahlen für Gladbach.

Werden die Flüchtlinge, wenn Sie von Ort A nach Ort B geschickt werden, in irgendeiner Art und Weise begleitet?

Nach der Ankunft in Mönchengladbach und bei Umzügen in eine andere Unterkunft oder auch nach Vermittlung einer eigenen Wohnung bekommen die Flüchtlinge laut der Stadtverwaltung eine Begleitung durch städtische Sozialarbeiter. Daneben gibt es im Umfeld der meisten Flüchtlingsunterkünfte ehrenamtliches Engagement vor allem von Kirchen, Verbänden und Vereinen.

Ein Flüchtling berichtete unserer Redaktion jedoch, dass er von seiner Erstunterbringung in Bremen in fünf verschiedene Städte geschickt wurde, bis er schließlich nach Mönchengladbach kam. Manchmal bekomme man lediglich einen Zettel in die Hand gedrückt, auf dem steht, wo man sich melden soll.

Viele Flüchtlinge, gerade aus Syrien, haben schreckliche Dinge erlebt. Werden Sie hier psychologisch behandelt?

Die Flüchtlinge erhalten hierfür einen Behandlungsschein. Außerdem beschäftigt der Flüchtlingsrat eine Krankenschwester, die Flüchtlinge zur Vermittlung medizinischer und therapeutischer Hilfen berät. Der Landschaftsverband Rheinland ist dabei, sein Angebot an Beratungsstellen für traumatisierte Menschen, die einer Therapie bedürfen, auszuweiten. Wo dies in Gladbach und Umgebung passiert, ist allerdings noch nicht bekannt. Eine Flüchtlingshelferin berichtete der RP, dass es manchmal mehr als ein Jahr dauern könne, bis eine Therapie begonnen werden kann.

In Jüchen werden Flüchtlingen neuerdings gemeinnützige Jobs - zum Beispiel Laubfegen - für einen Euro die Stunde angeboten. Gibt es solche Angebote auch in Mönchengladbach?

Viele Flüchtlinge würden gerne arbeiten, sie sind gut ausgebildet und würden sich eine Aufgabe wünschen, sei sie noch so simpel. Von der Stadt wurden solche Angebote bisher jedoch nicht gemacht.

Gibt es bei der Flüchtlings-Betreuung Kooperationen der Stadt mit der Hochschule Niederrhein, an der es bekanntlich einen Studiengang "Soziale Arbeit" gibt?

Bislang gibt es eine solche Zusammenarbeit nach Aussagen der Stadtverwaltung nicht.

(RP)
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