Mönchengladbach Dementer Dieb im Rollstuhl will sich an keine Taten erinnern

Mönchengladbach · "Haltet den Dieb", riefen die Leute, als der Viersener versuchte, am 1. Juli 2012 auf einem Viersener Stadtfest mit einem gestohlenen Portemonnaie in der Hand zu entkommen. "Und das ist keine Showeinlage", rief der Moderator des Festes. Am Ende lag der Dieb, der das Portemonnaie offenbar aus einem offenen Pkw gestohlen hatte und danach von vielen Passanten verfolgt worden war, mit einer gebrochenen Rippe am Boden.

Gestern musste der Mann, dem damals ein 64-jähriger Rentner das Portemonnaie wieder aus der Hand riss, in seinem Rollstuhl vor dem Mönchengladbacher Schöffengericht erscheinen. Dem Angeklagten warf der Staatsanwalt nicht nur den Portemonnaie-Fall, sondern noch weitere Diebstähle in Mönchengladbach und im Kreis Viersen vor.

So soll der Angeklagte am 19. Mai 2012 in ein Schwalmtaler Einfamilienhaus eingedrungen sein und ein Notebook im Wert von 700 Euro gestohlen haben. Dabei soll er die Terrassentür beschädigt und einen Schaden von 500 Euro hinterlassen haben. Außerdem soll der Mann laut Anklage am 18. Januar 2013 zusammen mit seiner inzwischen verstorbenen Freundin aus einem Mönchengladbacher Geschäft Parfüm für 38 Euro gestohlen haben.

Zeugen beobachteten damals, dass der Rollstuhlfahrer zwischen den Regalen stand, als die Freundin die gestohlene Ware im Rollstuhl verstaute. Als dann die Polizei eintraf, soll die Freundin des Angeklagten versucht haben, eine Polizeibeamtin am Hals zu würgen.

Am 13. April 2013 wurde der Angeklagte von Detektiven beobachtet, als er aus einem Mönchengladbacher Warenhaus mit vier Flaschen Parfüm im Gesamtwert von 319 Euro verschwinden wollte, ohne zu zahlen.

Im Gerichtssaal belasteten zahlreiche Zeugen den Angeklagten gestern. Doch der Viersener beteuerte: "Ich bin leicht dement, leide an epileptischen Anfällen und kann mich an nichts erinnern". Seltsamerweise konnte er sich aber noch daran erinnern, was Polizeibeamte ihm und seiner Freundin damals angeblich angetan hatten.

Dass der Angeklagte bereits Jahre im Gefängnis verbracht hat, war nach Verlesung seines Vorstrafenregisters klar. Insgesamt 19-mal war er mit Diebstählen und Drogenstraftaten aufgefallen. Er habe bereits als Zwölfjähriger mit der Einnahme von Heroin angefangen, gestand der Viersener gestern ohne Weiteres ein. Der Prozess wird mit Zeugen und einem Gutachten fortgesetzt.

(RP)
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