RP-Ratgeber Schmerzen in den Beinen sind ein Alarmsignal

Mönchengladbach · Bei der RP-Ratgeberveranstaltung Gesundheit erklärten drei Experten Diagnose, Therapie und Präventivmaßnahmen bei Gefäßerkrankungen.

 Experten im Maria Hilf: Jan Berger, Barbara Weis-Müller und Christian Reinhold (v.l.), dahinter Geschäftsführer Andreas Lahm.

Experten im Maria Hilf: Jan Berger, Barbara Weis-Müller und Christian Reinhold (v.l.), dahinter Geschäftsführer Andreas Lahm.

Foto: Jürgen Körting

Wenn die Beine beim Bergauflaufen der Hindenburgstraße weh tun, kann das viele Gründe haben: Die Schmerzen können vom Rücken kommen, es kann eine Arthrose sein oder der Ischiasnerv. Es kann aber auch eine Durchblutungsstörung sein, die zur sogenannten Schaufensterkrankheit führt. Arteriosklerose, im Volksmund auch Gefäßverkalkung genannt, kann sich so äußern. „Das Gefäß wuchert von innen zu“, erklärt Jan Berger vom Medizinischen Versorgungszentrum Gefäßchirurgie.

Der Facharzt für Gefäßchirurgie und Phlebologie erläutert bei der Ratgeberveranstaltung der RP in Zusammenarbeit mit dem Maria Hilf Diagnostik und konservative Therapie. Christian Reinhold, Internist und Angiologe zeigt die Risikofaktoren auf und erklärt, wie sich der Lebensstil positiv auf die Krankheit auswirken kann. Barbara Weis-Müller, Chefärztin der Gefäßchirurgie, erläutert die operativen Therapiemöglichkeiten.

Die Krankheit wird in Stadien eingeteilt. Sie ist unkritisch, wenn der Betroffene rund 200 Meter gehen kann und die Schmerzen beim Stehenbleiben verschwinden. Im nächsten Stadium treten Schmerzen auch im Ruhezustand auf, in Stadium IV zeigen sich Nekrosen und schwarze Zehen. „In den ersten Untersuchungen werden die Schmerzen lokalisiert“, erklärt Berger.

Mit Ultraschall, CT und MRT lässt sich erkennen, ob es schon zu einem Arterienverschluss gekommen ist. Je nach Stadium der Krankheit, Alter des Patienten und anderen individuellen Faktoren wird die Behandlung festgelegt. Nicht immer muss operiert werden. „Die Verbesserung der Gehleistung kann durch intensives Training erreicht werden“, sagt der Leiter des MVZ. „Dann bildet der Körper einen eigenen Umgehungskreislauf aus und sorgt für eine bessere Durchblutung.“

Reinhold zählt die Risikofaktoren auf, die zu Gefäßerkrankungen führen können. Ein hoher Cholesterinwert, hoher Blutdruck, Diabetes, Adipositas, Stress und Bewegungsmangel gehören dazu. Die positive Nachricht: „Die meisten dieser Faktoren sind beeinflussbar“, sagt Reinhold. Den Blutdruck beispielsweise könne man durch eine reduzierte Salzzufuhr oder das Trinken von einem Viertelliter Rote-Bete-Saft senken. Auch mit dem Nikotinverzicht, 150 Minuten Sport und Bewegung in der Woche, einer Normalisierung des Gewichts und dem Abbau von Stress lasse sich viel gewinnen.

Weis-Müller beruhigt erst einmal. „Viele Patienten haben Angst vor Amputationen“, sagt die Gefäßchirurgin. Aber das sei unnötig. Normalerweise wird zunächst mit Katheter und Stents gearbeitet, wobei der Kalk vom Stent in die Gefäßwand gedrückt und die Engstelle so geweitet wird. Bei der Beckenarterie könne man so ein gutes Langzeitergebnis erzielen. Bei einem Komplettverschluss der Bauchaorta und der Beckenarterie allerdings wird operiert.

Die Therapie der Schaufensterkrankheit reicht vom Gehtraining und einer Änderung des Lebensstils über minimal-invasive Eingriffe bis hin zu offenen Operationen. Damit man hinterher nur noch Schaufenster betrachtet, die man wirklich interessant findet.

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