Comedy in Mönchengladbach Kaya Yanars schrecklich nette Familie

Mönchengladbach · Im Roten Krokodil persiflierte der Comedian seine türkischen Eltern und seinen hochbegabten Bruder. Auch sein Eheleben im Alpenland wurde thematisiert.

 Comedian Kaya Yanar durfte gleich zwei Mal in Gladbach auftreten. Foto:

Comedian Kaya Yanar durfte gleich zwei Mal in Gladbach auftreten. Foto:

Foto: Ilgner,Detlef (ilg)/Ilgner Detlef (ilg)

Wie von dunklen Geistern umfangen war Kaya Yanars karikiertes Alter Ego auf der Bühnenrückwand im „Roten Krokodil“ zu sehen. Die Schattengestalten dürften die Protagonisten der schrecklich netten Familie gewesen sein, die in karikierter Übertreibung reichlich Stoff für das abendfüllende Programm hergab. „Der Fluch der Familie“ heißt Yanars Soloauftritt, mit dem er nach Corona bedingten Aufschüben nun endlich an zwei Abenden im Roten Krokodil auftrat.

Ehe der Comedian im angekündigten Thema durchstartete, ließ er seine Freude über die neu erwachte künstlerische Freiheit und ein Umfeld ohne Maskenzwang freien Lauf. Dicht gereihte Gags über tragikomische Nebenwirkungen der Pandemie machten klar: Der Mann setzt beim Sprechen auf Tempo und ändert auch gern die Tonlage, um zwischenmenschliche Beziehungen mit einem guten Schuss Selbstironie im Alleingang zu inszenieren. Es gehe um seine beiden Familien, die alte und die neue, verriet der Comedian nach dem situationsbedingten Vorprogramm. Zur neuen Familie teilte er mit, der eigene Sohn sei kein Pandemiekind, sondern nur zeitgleich mit dem Virus aufgetaucht, heiße aber dennoch nicht Covid. Als Vater will Yanar nun sein Bestes geben, damit der Nachwuchs sich nicht später mit einem Comedy-Programm an ihm abarbeiten muss.

Mit einem Zeitsprung in die Vergangenheit stellte er die „alte“ Familie vor. Die Großeltern hätten die Ehe der Eltern verhandelt, die sich nie recht verstanden hätten, so der Comedian mit türkischstämmigen Wurzeln. In Stand-Up Manier entfaltete er aus dem Plaudern eine witzige Basar-Szenerie mit scheinbar wechselnden Rollen.

Mit vergleichbaren Übergängen zwischen Erzählen und lebhaft nachgestellten Dialogen ging es weiter. Der strenge Vater habe den beiden Söhnen die deutsch-türkische Zweisprachigkeit nicht zugetraut, die Mutter sei vom Sternzeichen Klageweib. Er liebe sie, doch wenn sie ihre Bazooka der Sprüche auspacke, habe er keine Chance, so der Comedian.

Der Träger des Deutschen Comedy-Preises regte sich in witziger Manier auf und wieder ab, spielte mit Geräuschen, improvisierte, wo es sich anbot, outete sich in gnadenlos überzogener Selbstdarstellung als absolut überemotional. Für die häuslichen Verhältnisse mit Schweizer Ehefrau im Alpenland wechselte er perfekt ins Schwyzerdütsch. Ein bisschen Sex, verbal serviert, gabs obendrauf. Schließlich hat der 49-Jährige als spätberufener Vater eines gelernt: Ist erst einmal ein Kind im Haus, muss er häufig zurückstehen. Das Publikum dankte mit kräftigem Beifall.

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