Naturschutz in Mönchengladbach Blühende Zeichen gegen das Artensterben

Mönchengladbach · Auf 10.101 Quadratmetern blüht und summt es auf einem Acker in Wickrath. Das Blühfeld ist ein Projekt der Soroptimistinnen von Soroptimist International in Mönchengladbach. Der Serviceclub möchte damit zur Förderung der Artenvielfalt beitragen.

 Mit ihrem Projekt „Blühfeld“ schufen die Soroptimistinnen nicht nur etwas fürs Auge.

Mit ihrem Projekt „Blühfeld“ schufen die Soroptimistinnen nicht nur etwas fürs Auge.

Foto: Rick, Markus (rick)/Markus Rick (rick)

Es ist ein buntes Farbenspiel, das eine Abordnung der Soroptmistinnen auf dem Acker von Familie Kamerichs bewundern konnte. Soroptimistin Edelgard Stahl-Kamerichs und ihr Mann Hans-Gerhard Kamerichs betreiben in Beckrath einen Landwirtschaftsbetrieb und stellen den Acker zur Verfügung. Das Ehepaar übernahm die Einsaat und kümmert sich um die weitere Pflege des Blühfeldes. Sie stellten auch den Kontakt zur „Saaten Union“ her, einem Verbund von sieben mittelständigen Pflanzenzüchtern. Von dort kauften die Mitglieder des Serviceclubs das benötigte Saatgut. Insgesamt 14 verschiedene Komponenten enthält die Mischung. Verschiedene Blautöne, gelbe Sonnenblumen, roter Klatschmohn und auch verschiedene Kleearten zaubern jetzt einen Farbtupfer in die ländliche Szenerie.

„Als ich zu Anfang herkam, war das Feld ein blaues Meer“, sagt Edelgard Stahl-Kamerichs. Das Blühfeld ist nicht nur etwas fürs Auge, sondern auch eine wichtige Nahrungsquelle für Insekten und Vogelarten. Viele Insekten haben das Blühfeld schon angenommen. Es summt und brummt, immer wieder sieht man Hummeln, Bienen und andere Insekten. „Viele Insekten und andere Tierarten leiden unter dem geringen Nahrungsangebot in privaten Gärten, öffentlichen Grünalanlagen oder landwirtschaftlichen Nutzflächen. Das Blühfeld ist eine lebensraumbverbessernde Maßnahme in der offenen Feldflur für Insekten und Vogelarten. Ich freue mich, dass wir als Soroptimistinnen uns diesem Thema angenommen haben. Mit eurer Hilfe konnten wir das Saatgut kaufen. Wir wollen Biodiversität zu einem wichtigen Thema für uns machen“, betont Kamerichs. „Wir Soroptimistinnen haben uns den 17 Nachhaltigkeitszielen der UN angenommen“, bestätigt Beate Brungs.

Friedhelm Simon von der Saaten Union erläuterte in einem kurzen Vortrag die Verbindung von landwirtschaftlichem Nutzen und Biodiversität. „Wir arbeiten hier mit Zwischenfrüchten. Diese Zwischenfrüchte sorgen dafür, dass der Ackerboden nachhaltig fruchtbar bleibt“, sagt Simon. Als Zwischenfrüchte bezeichnet der Agraringenieur die Früchte, die zwischen den Hauptfrüchten wie Gerste, Mais oder Zuckerrüben ausgesät werden. So wird zum Beispiel der Boden durch die Wurzeln aufgelockert, er enthält mehr Grob- und Mittelporen und kann so mehr Regenwasser aufnehmen. „Zudem binden die sogenannten Leguminosen den Stickstoff aus der Luft und nutzen ihn für ihr Wachstum. So kommt zusätzlicher Stickstoff in die Fruchtfolge und kann den Bedarf an mineralischer Düngung verringern“, erklärt Friedhelm Simon und zeigt auf eine Erbsenpflanze.

Ein Schild, mitten im Feld zeigt weitere Zwischenfrüchte wie den Ölrettich oder die Blaue Bitterlupine und liefert weitere Informationen zur strategischen Nutzung der Zwischenfrüchte. Ein guter Boden allein reicht für einen guten Ertrag nicht aus. Die Insekten, denen das Blühfeld Nahrung und Unterschlupf bietet, bestäuben viele der weltweit meistproduzierten Obst- und Gemüsesorten. „Fehlen dem Ökosystem die Bestäuber, beginnt ein Teufelskreis. Wir brauchen die Insekten, um unsere landwirtschaftlichen Kulturen wie zum Beispiel Raps, anzubauen“, sagt  Simon.

Bis zum Oktober wird das Blühfeld seine Pracht noch zeigen, dann wird Hans-Gerhard Kamerichs den Winterweizen auf seinem Acker aussähen.

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