Mönchengladbach Gipfeltreffen für die Künste

Mönchengladbach · Um Mozarts "Figaro" und den amerikanischen Künstler und Experimentalfilmer Morgan Fisher ging es beim ersten Treffen der neuen Extra-Reihe "4:3 Gladbacher Feuilleton". Und auch Tim und Struppi spielten eine Rolle.

Drei Menschen rezensieren, einer bringt die Themen dazu in Stellung und sortiert den Ablauf: So geht die neue Kulturreihe "4:3 Gladbacher Feuilleton", die das Theater und das Museum Abteiberg gemeinsam kreiert haben. Gut 50 Neugierige kamen zum Debüt im Theaterstudio zusammen.

Museumsdirektorin Susanne Titz (47) und Intendant Michael Grosse (50) bilden das Bestandsduo der Veranstaltung, zu der wechselnde Gäste eingeladen werden. Zum Start der von RP-Redaktionsleiter Ralf Jüngermann geleiteten Talkrunde war Gladbachs Kinozar Hans-Jürgen Brandtner der Gastrezensent.

Und durfte den Anfang machen, indem er sich zu Kobie van Rensburgs Inszenierung von Mozarts "Hochzeit des Figaro" äußerte: "Musiktheater und Kino haben mehr Gemeinsamkeiten, als viele denken", betonte Brandtner und gab zu, dass die Video-Projektionen mit Computergrafik und der laufenden Übersetzung der gesungenen italienischen Texte im "Figaro" seine "cineastische Ader berührt" hätten. "Dieser Figaro ist ganz großes Kino", lobte Brandtner. Allerdings hätte er sich gewünscht, dass die Solostimmen gegenüber dem Orchester akustisch etwas stärker hervortreten.

Rollende Mozartkugeln

Susanne Titz ergänzte den Beitrag um die Beobachtung, dass die Entscheidung des Regisseurs, die Spielzeit durch die Kostüme als die 1920er-Jahre zu kennzeichnen, erklärungsbedürftig sei. Diese Wahl, auch die rollenden Mozartkugeln und der Auftritt von Figuren, die stark an King Elvis und Charlie Chaplin erinnern, verteidigte Michael Grosse jedoch als "Mittel der Ironie". Genau dies findet Titz nicht so überzeugend, wie sie betonte.

Der Intendant hatte danach seine Sicht auf die laufende Ausstellung "Translations" des amerikanischen Künstlers Morgan Fisher im Museum zu schildern. "Ich war zweimal drin", sagte Grosse. Schon bei der Eröffnung hätten ihn die witzigen Filmschleifen mit Boxhandschuhen und das Video mit einem Mann, der Kopf und Gesicht mit immer neuen Utensilien bekleidet, beeindruckt.

"Aber auch die Sixteen Walls mit Anspielungen auf eine Arbeit von Blinky Palermo. "Das hatte überraschend viel Sinnlichkeit und zerstreute bei mir alle Bedenken vor strukturalistischen Arbeiten", so der Intendant. Auch Brandtner hat die Ausstellung sich zweimal angeguckt, meinte jedoch: "Dafür braucht man eigentlich eine Fünferkarte." Und Moderator Jüngermann befand: "Die Abbildung von Realität, was bei Fisher eine wichtige Rolle spielt, ist etwas, das auch Journalisten zu leisten versuchen."

Stärker als bei den Mönchengladbacher Kultur-Highlights gingen die Meinungen bei dem neuen 3D-Animationsfilm "Tim & Struppi" von Steven Spielberg auseinander. Susanne Titz, bekennender "Tim und Struppi"-Fan, hatte den Film zu rezensieren und tat dies mit spürbarer Begeisterung. "Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, als ich ins Kino ging, den Film nicht gut zu finden", gestand sie. "Doch dann stellte ich fest, dass ich regelrecht eingesogen wurde in diese Welt der Simulation."

(RP/rl)
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