Stichwahl in Mönchengladbach Für Oberbürgermeister Bude wird es eng

Mönchengladbach · Der SPD-Amtsinhaber liegt nach dem ersten Wahlgang zwar knapp vorne. In der Stichwahl spricht trotzdem einiges für seinen CDU-Herausforderer Hans Wilhelm Reiners.

 Am Sonntag bei der Stichwahl müssen sich die Gladbacher entscheiden: Bude oder Reiners?

Am Sonntag bei der Stichwahl müssen sich die Gladbacher entscheiden: Bude oder Reiners?

Foto: Duisberg/Zeichensaele

Wer sie nach ihren Positionen und nach ihren Ideen für die Stadt befragt, ist anschließend oft nicht schlauer, wo denn nun die Unterschiede zwischen Norbert Bude (SPD) und Hans Wilhelm Reiners (CDU) liegen. Sie sind ähnlich alt, haben einen zum Teil verblüffend parallelen Lebenslauf und gleichen einander in Wesen und Mentalität: Beide sind eher Meister des Runden Tisches als der unmissverständlichen Ansage, mehr Moderator als Macher.

Den Postbeamten Bude — christlich, Schütze und auf Augenhöhe mit den Wirtschaftsbossen verhandelnd — kann man sich genauso gut in der CDU vorstellen wie den gelernten Journalisten Reiners — sozial, unpretentiös und um Interessenausgleich bemüht ­— in der SPD. In einem indes unterscheiden sich die beiden Kandidaten für das Oberbürgermeister-Amt im Wahlkampf-Endspurt denn doch: Während Amtsinhaber Bude oft nachdenklich und still wirkt, strahlt Reiners eine gelassene Unbekümmertheit aus. Beides kann man verstehen.

OB Bude hat nur 1,5 % Vorsprung

Einem Amtsinhaber, der mit nur 1,5 Prozentpunkten Vorsprung aus dem ersten Wahlgang herauskommt, ist nicht zum Strahlen zumute. Nach zehn Jahren als Oberbürgermeister sorgt das Amt nicht mehr uneingeschränkt für einen Bonus. Die Zahl der Mönchengladbacher, die sich einen Wechsel wünschen, ist relevant. Andersherum hat Reiners, den vor wenigen Monaten die meisten Mönchengladbacher nicht kannten und der auch zum Kandidaten wurde, weil er im Falle der Niederlage unbeschädigt in sein Amt als Fraktionsgeschäftsführer zurückkehren könnte, schon jetzt mehr geschafft, als ihm viele zugetraut hatten.

Und doch ist der Fall komplexer. Denn das trotz 260.000 Einwohnern letztlich ländlich lebende und denkende Mönchengladbach ist eine traditionell konservative Stadt, eine der letzten Großstädte in NRW, wo die CDU Volkspartei-Ergebnisse einfährt. Norbert Bude wurde 2004 sensationell der erste Oberbürgermeister in der Stadtgeschichte mit SPD-Parteibuch. Gegen drei verschiedene CDU-Kandidaten lag er bei den vergangenen drei Wahlen vorne. Er holte am 25. Mai elf Prozentpunkte mehr als seine SPD — das zeigt Budes Standing in der Stadt.

SPD zerstritten, CDU geschlossen

Dass er gleichwohl nun bedenklich wankt, hat viel mit dem Zustand der beiden großen Parteien in Mönchengladbach zu tun. Die SPD ist tief zerstritten, Bude vergleichsweise isoliert. Die CDU ist geschlossen wie lange nicht und spürt Rückenwind nicht zuletzt durch das gute Ergebnis bei der Kommunalwahl; die CDU lag zwölf Prozentpunkte vor der SPD. Reiners kann auf viele Stimmen grüner Wähler hoffen, weil Schwarz-Grün wohl nur mit einem CDU-Oberbürgermeister funktionieren wird. Die wahlentscheidende Frage wird sein, ob Bude auch diesmal viele Stimmen aus dem bürgerlichen Lager bekommen wird. Oberbürgermeister bleibt er wohl nur, wenn er einen Teil der CDU-Wähler überzeugt, zum Beispiel jenen, für den Schwarz-Grün noch immer ein zu gewagtes Projekt ist.

(lsa)
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