Mönchengladbach Flüchtlinge auf der großen Leinwand

Mönchengladbach · "Asyland" heißt das Projekt von Cagdas Yüksel (20) und seinen Mitstreitern. Die Schüler und Studenten haben Spenden gesammelt und drehten nun im Bockersend die ersten Szenen für ihren Film. Der soll Ende August ins Kino kommen.

 Dreharbeiten am Minto: Haythem Ben Hassin (sitzend, rechts) und ein weiterer Flüchtling werden von Kameramann Christian Wendelberger, Cagdas Yüksel und Dolmetscherin Sarah Wehbe begleitet.

Dreharbeiten am Minto: Haythem Ben Hassin (sitzend, rechts) und ein weiterer Flüchtling werden von Kameramann Christian Wendelberger, Cagdas Yüksel und Dolmetscherin Sarah Wehbe begleitet.

Foto: Isabella Raupold

Haythem Ben Hassin ist ganz alleine aus Algerien gekommen. "Deutschland ist ein demokratisches Land, hier kann ich besser leben als in meiner Heimat", erklärt der 26-Jährige seine Gründe. Seit vier Monaten lebt er nun mit rund 100 anderen Flüchtlingen auf engstem Raum in der Unterkunft im Bockersend und wartet auf eine Aufenthaltsgenehmigung.

In der vergangenen Woche kam etwas Abwechslung in das triste Leben des Algeriers. Ein Filmteam aus jungen Gladbachern begleitete ihn für zwei Tage in seinem Alltag. Sie filmten Haythem auf dem Weg zum Deutschunterricht und in der Unterkunft.

"Asyland" heißt das Filmprojekt, das Cagdas Yüksel (20) und seine Schwester Alina (19) - Neffe und Nichte von Gladbachs Bundestagsabgeordneten Gülistan Yüksel - ins Leben gerufen haben. Über die Crowdfunding-Plattform "Startnext" haben die die Yüksels und ihre Mitstreiter Yannik Kerig, Niklas Faralisch, Lisanne Joisten, Sophie Weller, Andreas Flammang, Pia Klein, Dilara Sengöz, Sergen Sevdi und Fehmi Sevdi Spenden gesammelt, um die Dreharbeiten in ganz Deutschland finanzieren zu können. Kameramann Christian Wendelberger, der sonst Beiträge fürs Fernsehen produziert, hat sich der Schüler- und Studentengruppe angeschlossen.

"Da wir alle aus Gladbach kommen, haben wir uns entschlossen, die ersten Drehtage hier zu machen", erzählt Cagdas Yüksel, der Sozialwissenschaften studiert und Journalist werden möchte. Aufgewachsen ist er am Diebesweg, regelmäßig kam er beim Joggen an der Unterkunft im Bockersend vorbei. Als das Thema in den Medien immer größer wurde, wollte Yüksel selbst aktiv werden.

"Viele Dokumentationen im Fernsehen gehen nicht richtig in die Tiefe", sagt er. Man schaue sie sich an, sei kurz betroffen und dann denke man schon nicht mehr daran. "Asyland" solle anders werden. "Wir wollen uns weniger mit der Flucht und den Gründen für die Flucht beschäftigen, sondern den Alltag der Flüchtlinge in Deutschland begleiten, die Situation in den Unterkünften zeigen und Gemeinsamkeiten zwischen uns und den Flüchtlingen aufzeigen", sagt Yüksel. Außerdem soll der 45-Minüter im Kino laufen und nicht im Fernsehen. "Wir wollen nach der Vorstellung jeweils eine Podiumsdiskussion mit Hilfsorganisationen veranstalten, so dass Zuschauer, die helfen möchten, Ansprechpartner finden", erklärt Yüksel.

Nach zwei Drehtagen in Gladbach geht es für das Filmteam weiter nach Köln. Dort drehen sie ein Interview mit dem deutsch-türkischen Kabarettisten Fatih Cevikkollu, der in seinem Programm unter anderem auch das Thema Flüchtlinge aufgreift. Am kommenden Wochenende geht es dann nach Berlin, dort soll ein Interview mit der Staatsministerin für Migration, Aydan Özoguz, stattfinden. Die Dreharbeiten finden ihren Abschluss schließlich in Stuttgart, wo erneut in einer Flüchtlingsunterkunft gefilmt werden soll. Die Premiere des Films soll Ende August sein, die Kinotour soll dann im Frühjahr 2016 stattfinden.

Mehr Informationen zu dem Film gibt es unter www.asyland.de

(RP)
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