Mönchengladbach Finanzspritze für den Trabrennsport

Mönchengladbach · Interview Werner Pietsch, Vorsitzender des Vereins zur Förderung des Rheinischen Rennsports, erklärt, warum eine Gesetzesänderung Geld in die Kassen spült und wie dieses sinnvoll investiert werden soll. Außerdem kündigt er an, dass nach den Sturmschäden bald wieder Rennen stattfinden.

Durch den schweren Sturm Ende Juni fielen bereits drei Renntage auf der Mönchengladbacher Trabrennbahn aus. Wie überstehen Sie den materiellen Schaden?

Pietsch Der Ausfall der Renntage tut uns finanziell nicht weh. Mit unseren Trabrennen machen wir aktuell keinen Gewinn. Der Ausfall eines Renntags ist nur für die Pferdebesitzer schade, weil sie nichts gewinnen können. Die Gebäude auf der Trabrennbahn sind zum Glück zum Zeitwert versichert – wodurch der finanzielle Schaden sich am Ende für uns in Grenzen hält. Das nötige Gutachten über den Schaden steht jedoch noch aus. Im Anschluss werden Gespräche mit der EMWG und der Stadt geführt.

Wann können denn wieder Rennen stattfinden?

Pietsch Wir haben einen Renntag für den 23. August angesetzt. Einer unserer Stallbesitzer verlässt die Trabrennbahn, wodurch wieder 18 Boxen nutzbar werden. Die brauchen wir, um die auswärtigen Pferde bei einem Renntag, das sind bis zu 100 Pferde, unterbringen zu können.

Sie sagten gerade, der Verein würde aus den Rennen keinen Gewinn machen. Womit finanzieren Sie sich denn?

Pietsch Hauptsächlich durch die Wetten. Allein auf unsere Rennen gibt es einen jährlichen Wettumsatz von 1,6 bis 1,8 Millionen Euro. Davon erhalten wir etwa 600 000 bis 800 000 Euro. Damit decken wir unsere Kosten. Die meisten dieser Wetten werden jedoch nicht auf der Bahn platziert, sondern sind Außenwetten. Bislang konnten wir immer nur die nötigsten Ausgaben decken – doch das wird sich jetzt endlich ändern.

Warum?

Pietsch Die Bundesregierung hat das Gesetz zur Besteuerung von Sportwetten geändert. Künftig muss auf jede Sportwette in Deutschland eine Steuer von fünf Prozent gezahlt werden. Von diesem Betrag fließen 96 Prozent zurück an die beteiligten Vereine. Vor drei Jahren wurden bei privaten Buchmachern 153,6 Millionen Euro an Pferdewetten platziert. Fünf Prozent davon wären rund sieben Millionen – und bei 30 Galopp- und Trabvereinen sind das Pi mal Daumen rund 200 000 Euro pro Verein.

Viel Geld, wenn man Ihren Jahresumsatz betrachtet.

Pietsch Wir werden unter völlig veränderten Rahmenbedingungen Rennveranstaltungen durchführen können. Die uns zufließenden Gelder werden wir gezielt einsetzen, um an den Stellschrauben zu drehen, die den Sport wieder nach vorne bringen. Wir werden die Rennpreise erhöhen, Investitionen in die Rennbahn tätigen und das Wettgeschäft ankurbeln – unsere größte Einnahmequelle.

Früher waren Pferderennen erste Anlaufstelle für Sportwetten. Heute rücken Sportarten wie Fußball häufiger in den Wett-Fokus. Wie erklären Sie sich diese Entwicklung?

Pietsch Beim Rennsport muss man über viel Hintergrundwissen verfügen, um gezielt wetten zu können. Dazu gehören Informationen über das Pferd oder den Fahrer. Zudem muss man die Rennen kontinuierlich verfolgen. Beim Fußball gestaltet sich die Sache schon einfacher. Die meisten kennen die Teams und ihre jeweiligen Stärken. Im Vergleich dazu sind Pferderennen eine Wissenschaft. Dabei ist es durchaus spannend: Man kann mit sehr wenig Einsatz sehr viel Geld verdienen.

Trotzdem gibt es das Problem, dass die Zuschauer wegbleiben.

Pietsch Beim Großen Preis von Mönchengladbach waren immerhin 5000 Besucher auf der Bahn. Aber Sie haben recht, an einem verregneten Donnerstag im Winter sind es auch mal nur 700. Uns ist klar, dass das kein Vergleich ist zu den Zeiten vor rund 15 Jahren.

Wie versuchen Sie, neue Besucher für den Trabrennsport und das Wetten zu generieren?

Pietsch Das findet hauptsächlich über die Werbung statt. Wir versuchen, den Trabrennsport wieder ins Gespräch zu bringen und auch Radiospots zu schalten. Wir versuchen zudem, durch ein Rahmenprogramm den Sport für Besucher interessanter zu gestalten. Wenn wir das schaffen, blicke ich in eine positive Zukunft für den Gladbacher Trabrennsport.

Gabi Peters, André Schahidi und Simon Janssen führten das Gespräch mit Werner Pietsch.

(RP)
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