Mönchengladbach Der Gladbacher Estrich-Roboter

Mönchengladbach · Karl-Heinz Müller hat den "Estrobot" erfunden. Ein Gerät, mit dem man bis auf den Zehntelmilllimeter genau Estrich-Belag glatt streichen kann. Die Hochschule Niederrhein hat die Erfindung gebaut. Dem Erfinder wurde jetzt in Stuttgart der Adalbert-Seifriz-Preis verliehen.

Erfindungen entwickeln solche Menschen, die einen störenden Umstand ändern wollen. Der Mönchengladbacher Karl-Heinz Müller ist nach diesen Maßstäben ein waschechter Erfinder. Und mehr noch: Dem Inhaber des gleichnamigen Innenausbau-Unternehmens wurde für seine Erfindung nun sogar der Adalbert-Seifriz-Preis, der bedeutendste Innovationspreis des Handwerks, verliehen.

Hilfe beim Estrich

Erfunden hat Müller den "Estrobot", ein Gerät, mit dem Handwerker bequem auch in großen Räumen Estrich gleichmäßig verteilen und glatt streichen können – ohne lästiges Knien, ganz bequem im Stehen. "Und der besondere Clou an der Sache ist, dass der Estrobot in der Regel dreimal schneller als das herkömmliche Verfahren ist und zusätzlich viel genauer", sagt Karl-Heinz Müller.

Laut Norm ist beim Estrich-Belag ein Höhenunterschied von bis zu fünf Millimeter auf einen Meter erlaubt. Das Gerät von Müller, dessen Bau er in Kooperation mit der Hochschule Niederrhein realisiert hat, schafft es mit der Genauigkeit von einem Zehntelmillimeter. "Das ist sehr praktisch, weil dadurch später alle Türen ohne Widerstand schließen und auch Tische nicht wackeln können", hebt Müller die Vorteile hervor.

Doch wie kam es zu der Idee, einen Estrobot zu entwickeln? "Durch langjährige Erfahrung im Trockenbau haben meine Mitarbeiter und ich immer wieder bemerkt, dass das Herumkriechen auf dem Boden und das Glattstreichen des Estrichs mit Wasserwaage sehr mühsam und anstrengend ist. Die vorhandenen Geräte zur Vereinfachung der Arbeit waren zu schwer und unhandlich", sagt Müller. Also hat er vor drei Jahren ein leichteres, 22 Kilogramm schweres Gerät entwickelt, das er der Handwerkskammer Düsseldorf vorgestellt hatte. Die Mitarbeiter dort waren begeistert von der Idee und vermittelten eine Kooperation mit der Hochschule Niederrhein. Mit der Hilfe von Professor Burkhard Bischoff-Beiermann, Experte für technische Mechanik an der Hochschule Niederrhein, und einigen seiner Studenten wurde das Projekt schließlich realisiert. Danach wurde der Estrobot in Deutschland als Patent angemeldet.

Grundkapital 100 000 Euro

Soweit zum einfachen Teil der Geschichte. Nun versucht Müller, das Gerät zu vermarkten. "Deshalb versuche ich gerade, das Grundkapital zu beschaffen. Das sind ungefähr 100 000 Euro", sagt Müller. Der Erfinder und Unternehmer habe die Erfahrung gemacht, dass der Bund zwar bereitwillig Innovationen selbst fördere, danach jedoch die Banken sehr ängstlich seien, was die Finanzierung der fertigen Erfindung angehe.

Im ersten Jahr möchte Müller nach Möglichkeit 75 Exemplare des Estrobot verkaufen. Sozusagen als Testlauf. Er selbst freut sich jedenfalls schon mal, da er seit der Benutzung des Gerätes keine Knieschmerzen mehr hat.

(RP)
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