Mönchengladbach Angst nach Gerücht um Amokdrohung an Schule

Mönchengladbach · Über soziale Netzwerke verbreitete sich das Gerücht um eine Amokdrohung am Franz-Meyers-Gymnasium. 850 Schüler wurden nach Hause geschickt. Die Polizei sucht den Verursacher.

Für Annette und Christoph Eßer spielte sich am Freitag ein regelrechtes Horror-Szenario ab. Ihre 14-jährige Tochter konfrontierte sie noch vor Schulbeginn mit einer Nachricht aus dem sozialen Netzwerk Facebook: Angeblich wolle jemand am Franz-Meyers-Gymnasium einen Amoklauf vollziehen. Die jüngste Tochter — zwölf Jahre alt — war da schon unterwegs. Bilder von verletzten Kindern, Polizisten und Chaos setzten sich in den Köpfen der Eltern fest. Die Gerüchteküche brodelte derweil weiter. Mal sollte es einen Anruf gegeben haben, dann einen anonymen Brief, dann wollte einer etwas von einer besprühten Wand mit der Nachricht "Ihr seid die Nächsten" wissen.

Zeitgleich diskutierte Schulleiter Armin Bruder gemäß seines Alarmplans mit dem Kollegium, wie das Gerücht einzustufen sei. Die Situation wurde der Gefährdungsstufe II zugeordnet. Das heißt: Man bat die Polizei um Unterstützung — vor allem, weil sich die Anrufe und Hinweise besorgter Eltern häuften und Kinder erst gar nicht zum Unterricht erschienen waren. "Wir haben einen Streifenwagen rausgeschickt, um Schüler, Eltern und auch Lehrer zu beruhigen", sagte Uwe Berthold von der Leitstelle der Polizei. Die Lehrer wurden unterdessen angehalten, ihre Klassen ruhig über den Sachverhalt aufzuklären.

"Schon als wir in der Schule ankamen, herrschte angespannte Stimmung. Aber keiner wusste etwas Genaues", sagte Schülerin Jessica Vulter. "Wir hatten alle ein bisschen Angst und haben Ausschau nach Personen gehalten", beschrieb Dennis Prokopp (17), Schüler des Gymnasiums, die Situation. Als Christoph Eßer eine SMS seiner 14-jährigen Tochter mit dem Inhalt "Wir können auf eigene Gefahr in der Schule bleiben" erhielt, war die Sache für den Familienvater klar: Er bat seine Älteste, die kleine Schwester aus der Klasse zu holen, und machte sich selbst sofort auf den Weg. Als "chaotisch" beschrieb er die Lage rund um die Schule.

Derweil verschloss Lehrer Jörg Schippers vorsorglich die Türe seiner fünften Klasse. Er erklärte den Schülern, dass es die Sorge gebe, jemand könne in die Schule kommen, um anderen Schaden zuzufügen. "Der Unterricht wurde mehrere Male von Geschwisterkindern und auch Eltern unterbrochen, die Schüler aus der Klasse holten. Eine ruhige Aufklärung war schwierig", sagte Schippers. Gegen 9 Uhr ertönte eine Durchsage: Der Unterricht wird frühzeitig beendet, alle dürfen nach Hause. Die Reaktionen in der Klasse von Jörg Schippers fielen ganz unterschiedlich aus. Von Freudenjubel über Tränen war alles dabei. Wer das Gerücht — denn für eine tatsächliche Drohung gab es laut Polizei keine Anhaltspunkte — in Umlauf brachte, wird jetzt von der Polizei ermittelt. Den Täter erwartet eine Strafe wegen "Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten". Das Strafmaß reiche von Geldbußen bis zu drei Jahren Freiheitsstrafe, sagt Marcus Ritz von der Leitstelle der Polizei.

(RP)
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