Mettmann Neandertaler auf Büssing-Tour

Düsseldorf · Rheinbahn und Neanderthal Museum erinnern an die Entdeckung des Eiszeitmenschen.Mit einem liebevoll restaurieren Straßenbus aus dem Jahr 1929 werden Städte im Kreis angesteuert.

Der Neandertaler kam gestern mit einem Büssing-Bus, Baujahr 1929, nach Mettmann. Er hatte Felle aus dem Tal und Info-Material über die neue Ausstellung „100 000 Jahre Sex“ mitgebracht. Thomas Henke chauffierte den Eiszeitmenschen durch die Gegend. Weitere Fahrgäste waren Dr. Bärbel Auffermann, stellvertretende Museumsleiterin, und Heiko S. Goebel von der Rheinbahn.

Der Werbegag kam an: Zaungäste auf dem Jubiläumsplatz bestiegen das neun Tonnen schwere Ungetüm und warfen auch einen Blick unter die Motorhaube. Der 6-Zylinder-Motor leistet 80 PS und schöpft seine Kraft aus 10 Liter Hubraum. Und: Der „Langschnauzer“ hat kräftig Durst: Ein Liter Benzin pro Kilometer.

Nicht ins Fitness-Studio

Thomas Henke (47) bewegt den Bus: „Wenn du den lenkst, brauchst du anschließend nicht ins Fitnessstudio“. Das Holzlenkrad hat riesige Ausmaße und erfordert eigentlich einen „Hilfslenker“. Das bedeutet: Um den Dreiachser um die Kurve zu lenken, bedarf es zweier Fahrer. Lenkhilfe? Fehlanzeige! Das Viergang-Getriebe ist nicht synchronisiert und benötigt viel Kraft und Fingerspitzengefühl. „Manchmal lässt er sich schalten, manchmal nicht“, sagt Henke.

Vor sechs Jahren entdeckte die Rheinbahn das Gefährt bei einem Oldtimer-Liebhaber in Braunschweig. Da die Rheinbahn solche Büssing-Busse selbst einmal eingesetzt hatte, kaufte das Unternehmen das arg gebeutelte Fahrzeug: „Es gab die Schnauze mit dem Motor drin, den Fahrersitz ohne Führerhaus, ein armseliges Armaturenbrett sowie ein nacktes Fahrgestell“, sagt Goebel.

Bei der Recherche kam heraus, dass der Bus jahrzehntelang als „Doppeldecker“ Fahrgäste durch Berlin kutschiert hatte. In den 50er Jahren wurde das Heck abgeschnitten, ein großer Kran angebaut und der Büssing tat fortan an der Spree treue Dienste als „Alarmfahrzeug“. Er setzte entgleiste Straßenbahnen wieder ins Gleis oder schleppte schwere Busse ab. Zurück zur nahen Vergangenheit: In der Rheinbahn-Werkstatt bauten Lehrlinge mit der Hilfe von alten Füchsen das Fahrzeug wieder auf. „Da es keine Pläne gab, haben wir alte Fotografieren zu Hilfe gezogen“, sagt Goebel. Etliche Geschäftspartner der Rheinbahn halfen mit. Jetzt präsentiert sich das historische Schätzchen“ in neuem, altem Glanz. Dieter Lonny aus Mettmann kann sich noch an Nachfolgemodelle erinnern. Mit denen ist er als Kind in den 50er Jahren von Mettmann nach Velbert gefahren. „Diese Büssing-Busse hatten einen Anhänger für Pakete und Gepäck.“

(RP)
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