Ein Vorzeige-Projekt in Mettmann Kleine Künstler bemalen triste Betonwand am Brücker Berg

Mettmann · Das Gemeinschaftsprojekt mit geflüchteten Menschen ist erfolgreich fortgesetzt worden. Die meisten Passanten finden die Idee gut.

 Mit großer Begeisterung bemalen die Kinder die Wand am Brücker Berg. Zwei geflüchtete Erwachsene  helfen den Kindern. Foto: dani

Mit großer Begeisterung bemalen die Kinder die Wand am Brücker Berg. Zwei geflüchtete Erwachsene  helfen den Kindern. Foto: dani

Foto: Daniele Funke

Bereits im vergangenen Jahr hat das IKZ (Interkulturelles Zentrum) mit einigen Flüchtlingskindern einen Teil der Wände am Brücker Berg verschönert. Nun haben die jungen Künstler erneut einen Abschnitt malerisch gestaltet.

Dilan ist ganz in ihrem Element. Ganz vertieft malt die 12-Jährige an einer „9“,  gestaltet sie schwungvoll und bunt, die drei anderen Ziffern 2,0 und 1 hat sie bereits fertig gestellt. „Wir schreiben doch auf jeden Abschnitt, den wir gestalten, die Jahreszahl, also muss hier 2019 stehen“, erklärt das Mädchen und taucht den Pinsel erneut in die hellblaue Farbe. Es tropft ein wenig, aber das macht gar nichts, der Boden ist großflächig abgedeckt: Gemeinsam mit elf anderen Kinder aus verschiedenen Nationen und den Mitarbeitern des IKZ verschönert Dilan auch dieses Jahr wieder einige Meter der  langen Mauer am Brücker Berg. Sie war lange Zeit grau und trostlos und verdreckt. Die Stadt hat die gesamte Wand jetzt vor kurzem weiß getüncht, „so sah sie schon viel besser aus“, erklärt Mitarbeiterin Tamara Tabakovic-Halilovic, „wir haben nun den Teil, den wir jetzt bemalen, in mint grundiert, damit es noch frischer wirkt.“ Die Wand ist öffentlich, die meisten Fußgänger, Fahrradfahrer, Passanten, die in Richtung Zentrum oder von dort an diesem Samstagmittag vorbei kommen, bleiben erfreut stehen: Die bunten Schmetterlinge, das bunt geschriebene Wort „Freundschaft“,  der schöne Baum, all das finden sie belebend, erfrischend, eine Fahrradfahrerin hält den Daumen anerkennend hoch, eine ältere Frau streichelt der vierjährigen Rieke, die im viel zu großen Malkittel einen Falterflügel in Gelb gestaltet,  über den Kopf. „Na, du bist ja schon eine tolle Künstlerin“. Und doch gibt es auch die, die sich von den fröhlichen Wandbildern eher gestört fühlen. „Da war gerade eine Frau, die hat mich richtig angemotzt und hat geschimpft, dass wir das nicht machen sollen“, erzählt Dilan und wirkt dabei ein  wenig verunsichert, aber Tamara hilft ihr dabei, auch Verständnis für diese Sicht der Dinge aufzubringen. „Nachdem die Wand ja bereits geweisst war, wurde sie, gerade von den älteren Anwohnern, als schön und ordentlich angesehen. Die Malereien wirken vielleicht ein wenig zu unruhig auf sie.“

Im Vorfeld hatte es genau aus diesem Grund auch mehrere Vortreffen gegeben. „Wir müssen einfach ganz klar sehen, dass das eine öffentlichen Wand in einem öffentlichen Raum ist und das  bedeutet, dass nicht einfach drauf los gemalt werden, sondern es auch eine gewisse Struktur geben sollte“ informiert Kunstdozentin Julia Herbster, die einige Kinder um sich gescharrt hat: Alle Beteiligten sollen in einem großen Herzen ihre Initialien und ihren Fingerabdruck verewigen, darunter übrigens auch Thomas Dinkelmann. Dilan freut sich riesig über den Besuch, schließlich spendiert die Stadt den kleinen Künstlern Pizza zur Stärkung. Mit einer vorab selbst gestalteten Schablone bringt Hatice die Umrisse eines großen Schmetterlings an die Wand, direkt neben einen der beiden Roboter, die von dem iranischen Künstler Hossein Asivandi und seinem syrischen Kollegen Adnan Ahmad bereits vorgezeichnet worden sind.  „Die Roboter sollen uns daran erinnern, dass wir zuverlässig sein sollen und immer freundlich sind“, erklärt Dilan und lacht plötzlich fröhlich laut los, „oh, die Erklärung ist mir gerade erst dazu eingefallen, aber ich glaube es passt ganz gut.“ Um kurz vor 13 Uhr kommt endlich der lang ersehnte Pizzadienst. „Das sieht so schön aus“, schwärmt Rieke, während sie kauend die Kunstwerke bewundert. Dilan nickt zustimmend. „Ich finde es auch ganz toll und immer wenn wir jetzt hier vorbei kommen, können wir ganz stolz auf uns sein, dass wir unsere Stadt ein Stück mit verschönert und bunter gemacht haben.“

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