Mettmann Doktortitel mit 69 Jahren

Düsseldorf · Der Metzkausener Rudolf Tillmann promoviert an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf über ein historisches Thema aus seiner früheren Heimat. Die wissenschaftliche Arbeit begeistert ihn nach wie vor.

Der Metzkausener Rudolf Tillmann (69) hat im Ruhestand noch einmal die Universität besucht, sich einschreiben lassen, Hauptseminare mit Erfolg absolviert und jetzt sogar die Doktorwürde (Dr. phil.) erworben. Seine 200-seitige Dissertation mit dem Thema "Ein alter Höfeverband am Grenzstreifen zwischen Markt und Köln" schloss er mit "cum laude" ab.

"Ich habe mich schon vor vielen Jahren für die Familiengeschichte der Tillmanns und für unseren Stammsitz, die Niedernhöfe in der Nähe von Menden interessiert", sagt der gelernte Jurist. Drei Bücher brachte Tillmann heraus. Seine Forschungsergebnisse stellten die Grundlage für seine Doktorarbeit dar.

Rudolf Tillmann, der 13 Jahre den TSV Metzkausen als Vorsitzender führte, war maßgeblich an der Fusion der drei Mettmanner Sportvereine (MTV, TSV und MSC) zu Mettmann-Sport beteiligt. Als er 2003 als Mitglied der Geschäftsführung der IHK Düsseldorf in den Ruhestand trat, war klar, dass er die Hände nicht in den Schoß legen würde. "Die historische Forschungsarbeit fasziniert mich", sagt er.

Ziel der Promotionsarbeit war es, die Grundherrschaft als markantes Merkmal der deutschen Agrarverfassung im Mittelalter an einem westfälischen Beispiel zu untersuchen. Dazu wählte er den Blintroper Haupthof des Kölner Stiftes St. Severin mit seinem Höfeverband in seiner sauerländischen Heimat aus. Im südlichen Westfalen stritten seit der Karolingerzeit Kirche und Adlige vehement um Macht und Ausbau ihrer Herrschaft. Die aus sächsischer und fränkischer Zeit stammenden bäuerlichen Grundherrschaften mit ihrer Hufenverfassung prägten diese dünn besiedelte Gegend. "Da sie nach ihrer Struktur, dem Einfluss und ihren Einnahmen sehr wichtige Gestaltungsfaktoren bildeten, fanden sie immer wieder das besondere Interesse der Mächtigen", sagt Rudolf Tillmann. Für diese Arbeit stand umfangreiches, aber überwiegend unerschlossenes Quellenmaterial zur Verfügung.

Tillmann arbeitete während seiner Forschungen in verschiedenen Archiven. Darunter auch in dem der Stadt Köln. Der Einsturz des Kölner Stadtarchivs am 3. März 2009 schien die Arbeit zunächst wesentlich zu gefährden. Doch der Hinweis eines Professors führte Tilmann zum Kreis des Märkischen Archivs von Altena. Ein Stadtarchivar hatte vor 100 Jahren zahlreiche Quellen abgeschrieben. Die mussten aber noch übersetzt, ausgewertet und historisch eingeordnet werden. Dies gelang Rudolf Tillmann auf hervorragende Weise.

An der Heinrich-Heine-Universität legte er im Fachbereich Geschichte seine Dissertation vor. Sie wurde von zwei Gutachtern bewertet. Das damit zusammenhängende Prüfungsgespräch (Disputation) bestand er ebenfalls.

"Natürlich war ich ein bisschen aufgeregt. Aber mit dem Alter geht man gelassener an eine solche Prüfung heran,", sagt der begeisterte Langläufer. Er möchte mit seiner Forschungsarbeit älteren Menschen Mut machen, sich ähnlich einzubringen. Dass ein Doktortitel bei seiner Arbeit herausgekommen ist, freut ihn, war aber nicht allein entscheidend. "Die historische Forschungsarbeit begeistert mich nach wie vor."

(RP)
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