Kulturveranstaltungen in der Corona-Pandemie Düsseldorfer Literaturtage 2021 notfalls nur digital

Düsseldorf · Das Programm für die Düsseldorfer Literaturtage steht. Für die Zeit vom 14. bis 30. Mai sind facettenreiche Darbietungen geplant. Wie sie schlussendlich umgesetzt werden können, bleibt aber weiterhin unklar.

 Die Autorin Linda Zervakis berichtet in ihrem Buch „Etsikietsi – Auf der Suche nach meinen Wurzeln“ über ihre Kindheit in Griechenland.

Die Autorin Linda Zervakis berichtet in ihrem Buch „Etsikietsi – Auf der Suche nach meinen Wurzeln“ über ihre Kindheit in Griechenland.

Foto: Elissavet Patrikiou

Bei den Düsseldorfer Literaturtagen stehen jedes Jahr mitreißende und unterhaltsame Geschichten, tiefgründige Verse und berührende Berichte im Rampenlicht. Hier werden sie zum Leben erweckt, neu entdeckt, diskutiert und prämiert. Doch funktioniert das Ganze auch in Pandemiezeiten? Das Herz des Festivals schlägt schließlich dort besonders laut, wo Menschen zusammenkommen und sich gemeinsam den literarischen Werken widmen. Das scheint schwierig, wenn Abstand und Kontaktverzicht das Gebot der Stunde sind.

„Natürlich ist es viel schöner, wenn sich Menschen vor Ort begegnen und austauschen. Deswegen versuchen wir, so viele Programmpunkte wie möglich live stattfinden zu lassen“, betont Maren Jungclaus vom Literaturbüro NRW. Ob überhaupt Veranstaltungen vor Ort ausgerichtet werden, bleibt wegen des unübersichtlichen Infektionsgeschehens weiterhin unklar. „Wir fahren auf Sicht, und versuchen uns so gut wie möglich auf alle Eventualitäten vorzubereiten“, sagt Jungclaus.

Die Literaturtage abzusagen, kam trotz der Vielzahl an Hindernissen nicht in Frage. Zum einen sei es gerade jetzt wichtig, Autoren und ihren Werken eine Bühne zu bieten: „Die Neuerscheinungen vieler Schriftsteller werden kaum beachtet. Das ist fatal, vor allem weil Bücher quasi ein Verfallsdatum haben und von neuen Veröffentlichungen verdrängt werden“, sagt Jungclaus. Zum anderen herrsche große Nachfrage nach dem Angebot: „Die Menschen haben Hunger auf Kultur. Das merken wir schon an den Vorverkaufszahlen für die Veranstaltungen.“

 Helge Timmerberg schildert in „Das Mantra gegen die Angst oder Ready for everything“ seine Begegnung mit einem Yogi im Annapurna-Massiv. Sein Buch stellt er bei den diesjährigen Literaturtagen vor.

Helge Timmerberg schildert in „Das Mantra gegen die Angst oder Ready for everything“ seine Begegnung mit einem Yogi im Annapurna-Massiv. Sein Buch stellt er bei den diesjährigen Literaturtagen vor.

Foto: Frank Zauritz

Notfalls müsse das Programm in den digitalen Raum verlegt werden. Die notwendige Technik dafür stehe zur Verfügung. Ziel sei es dann, trotz des Abstands für Austausch und ein gemeinschaftliches Erlebnis zu sorgen: „Die Leute sollen sich über Chats beteiligen können, und wir wollen, falls möglich, die Autoren vor der Kamera mit dabei haben.“

 Sharon Dodua Otoo liest am 15. Mai aus ihrem Buch „Adas Raum“ in dem es um Vergangenheitsaufarbeitung, Kolonialismus, Rassismus, den Brexit und vor allem das Leben als Frau in verschiedenen Epochen geht.

Sharon Dodua Otoo liest am 15. Mai aus ihrem Buch „Adas Raum“ in dem es um Vergangenheitsaufarbeitung, Kolonialismus, Rassismus, den Brexit und vor allem das Leben als Frau in verschiedenen Epochen geht.

Foto: Ralf Steinberger

Im Moment wird für die Literaturtage jedoch weiterhin mit verschiedenen Formaten geplant, die von Bühnenlesungen über Slams bis zu Ausstellungen und Aktionen reichen. Der Auftaktabend am 14. Mai gehört der Düsseldorfer Literaturszene und steht unter dem Motto „trotzdem!“. Heimische Autoren stellen hier ihre Werke vor. In den anschließenden Wochen folgen verschiedene Programmpunkte: Am 18. Mai ist etwa Kristof Magnusson mit seinem Roman „Ein Mann der Kunst“ in Düsseldorf zu Gast. Zurzeit ist geplant, dass er seine Erzählung über einen Künstler, der sich vom Kunstbetrieb isoliert, in der Museumsstadt Düsseldorf präsentiert. Schriftsteller Wladimir Kaminer nimmt am 23. Mai auf humoristische und bissige Weise das kleine und große Weltgeschehen aufs Korn. In Jan Plompers Buch „Das neue Wir“ kommen Menschen zu Wort, die als Migranten in Deutschland eine neue Heimat gefunden haben. Ihre Stimmen lässt er am 28. Mai sprechen.

Literaturfans mit akutem Fernweh ist die Lesung von Helge Timmerberg am 26. Mai zu empfehlen. Dann liest er aus seinem Buch „Das Mantra gegen die Angst oder Ready for everything“, in dem er seine Begegnung mit einem Yogi im Annapurna-Massiv schildert. Und Linda Zervakis nimmt am 31. Mai mit „Etsikietsi – Auf der Suche nach meinen Wurzeln“ die Zuhörer mit in das Griechenland ihrer Kindheit.

Weitere Höhepunkte: Am 14. Mai wird der 120. Geburtstag von Lyrikerin Rose Ausländer mit einer internationalen Videopräsentation gefeiert. Einen Tag später wird im Zuge der Literaturtage ein Podcast mit Christine Westermann und Sabine Brenner-Wilczek, Leiterin des Heinrich-Heine-Institutes, veröffentlicht. Sie sprechen über die bisherigen Preisträger des Heine-Preises. Am 20. Mai wird der Autor Norbert Gstrein für seinen Roman „Der zweite Jakob“ mit dem „Düsseldorfer Literaturpreis“ ausgezeichnet.

Der Bücherbummel auf der Kö wird nicht während des Festivals stattfinden. Er wurde in den Oktober verlegt. Geplanter Zeitraum: 14. bis 17. Oktober.

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