Genuss aus Meerbusch Die Wildkräuter-Freundinnen

Meerbusch · Marlies Blauth und Elma Ferchland sammeln auf den Meerbuscher Wiesen und in Wäldern wilde Pflanzen, Nadeln und sogar Laub. Daraus entstehen immer wieder neue Speisen. Nun wollen die Künstlerinnen ihre Rezepte aufschreiben.

 Elma Ferchland und Marlies Blauth (v.l.) schauen in der Natur genau hin und gehen nie mit leeren Körben nach Hause.

Elma Ferchland und Marlies Blauth (v.l.) schauen in der Natur genau hin und gehen nie mit leeren Körben nach Hause.

Foto: RP/M. Blauth

Ein deutliches Zeichen dafür, dass es in dem Gespräch mit Marlies Blauth und Elma Ferchland um Produkte aus der Natur geht, gibt der auf dem Tisch stehende, essbare Blumenstrauß. „Er ist im Winter nicht so prächtig, wie zu anderen Jahreszeiten. Aber er macht sichtbar, welche banal erscheinende Pflanzen essbar sind“, erklären die beiden Künstlerinnen, die während ihrer Aktivitäten für die „Schreibwerkstatt“ die gemeinsame Vorliebe für Wildkräuter entdeckten.

Beide sind in Sachen Natur ein bisschen „vorbelastet“. „Ich habe erste Erfahrungen in den 1980er Jahren während eines Urlaubs am Bodensee gemacht. Dort gab es im Restaurant einen Wald- und Wiesensalat. Und auch meine Mutter interessierte sich für das Essbare unter den Wildkräutern“, erzählt Marlies Blauth. Elma Ferchland kann sich ebenfalls erinnern, dass Oma und Mutter ihr früh „die schönen Dinge der Natur ans Herz gelegt haben“: „Jetzt habe ich das vertieft, schaue genau hin, was ich alles finde. Es ist erstaunlich, was die Natur hervorbringt. Ich gehe nie mit leeren Händen nach Hause und möchte viele Dinge davon auch anderen Menschen näher bringen.“

Inzwischen sind sie zu dritt, treffen sich mit selbst zubereiteten Speisen aus Wildkräutern und mehr, erklären den Inhalt und genießen gemeinsam ausführlich. „Elmas Wald-Pesto – entweder mit Tannen- oder Fichtennadeln – ist ein Aha-Erlebnis“, weiß Marlies Blauth. Sie erzählt, dass sie beispielsweise Kornelkirschen kannte, aber nicht wusste, wie sie aussehen und wie sie wachsen: „Jetzt weiß ich, dass sie sogar roh essbar sind und auch zu Saft oder Marmelade verarbeitet werden.“

Hopfen-Sprossen werden von Feinschmeckern geschätzt, Rosen sind teils ebenfalls essbar und Weißdorf eignet sich auch zum Verarbeiten. Marlies Blauths Spezialität ist eine Kräuterbutter: „Die Version meiner Mutter ist unübertroffen. Ich versuche, das nachzubauen.“ Die Wildkräuter-Freundinnen verarbeiten – notfalls mit dem Pürierstab - auch das junge Laub vom Haselnussbaum: „Das hat ganz viele Mineralstoffe, schmeckt leicht nussig.“ Vielseitig ist die Verarbeitung von Brennnesseln: „Vielleicht mit Paprika gemischt, kann daraus etwas richtig Leckeres entstehen – nicht puristisch. Es sollten aber nicht die Brennnesseln sein, die direkt an der Straße oder am Wegesrand stehen.“

Marlies Blauth und Elma Ferchland raten, immer wieder neue Dinge auszuprobieren, auch die Rezepturen betreffend. Natürlich sollte darauf geachtet werden, welche Pflanzen giftig sind: „Wer genau hinsieht, kann Maiglöckchen und Bärlauch nicht mehr verwechseln. Die Blätter vom Bärlauch haben eine gröbere Struktur und riechen ganz anders.“ Natürlich kommen auch Schlehen, Berberitzen oder Ess-Kastanien in die Küche: „In Meerbusch gibt es oft auch in Rheinnähe einige Wiesen und Stellen, auf denen solche Naturschätze wachsen. Jeder sollte die Augen offenhalten.“

Jetzt wollen die durch ihre künstlerische Arbeit und die Literatur verbundenen Meerbuscherinnen anfangen, ihre Rezepte aufzuschreiben und sie vielleicht zu veröffentlichen: „Wir freuen uns, wenn es Menschen gibt, die diese Speisen mögen und geben das gerne weiter.“

Rezept Elma Ferchlands Wald-Pesto

Zutaten: 80-100 Gramm frische Tannennadeln und/oder Fichtennadeln

80-100 Gramm mittelalter Gouda oder Greyerzer

ca. 60 Gramm Pinien-Kerne

einige Rosmarin-Nadeln (am besten frisch)

ca. 8-10 Esslöffel Olivenöl (nach Belieben mehr, erhöht die Haltbarkeit)

ca. 1 gestrichener Teelöffel Salz

Zubereitung: Den Käse fein oder etwas gröber reiben, Pinienkerne in der Pfanne zart anrösten, im Mörser zerdrücken und mit dem Käse vermengen. Olivenöl und Salz nach Geschmack.

Tannennadeln vom kurz abgespülten Zweig abstreifen, mit dem Wiegemesser (portioniert) kleinhacken, bis eine grüne lockere Paste entsteht, die unter die Käse-Pinienkern-Masse geknetet wird. Besonders gut schmeckt es, wenn einige Rosmarin-Nadeln mitgehackt werden. Nach Geschmack salzen.

In ein sauberes Glas abfüllen, zur Haltbarkeit mit Olivenöl abschließen und in den Kühlschrank stellen.

Die Zubereitung kann auch mit dem Blitzhacker ausprobiert werden.

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