Familie Oleszynski aus Büderich Büdericher Familienbetrieb für die Zukunft stabil aufbauen

Keiner will mehr Metzger werden, sagt eine bundesweite Studie. Wir haben eine Metzgerfamilie in Büderich besucht.

 Lutz Oleszynski in seiner Fleischerei in Büderich mit Tochter Nadine, Ehefrau Angelika und Sohn Marc (v.l.)

Lutz Oleszynski in seiner Fleischerei in Büderich mit Tochter Nadine, Ehefrau Angelika und Sohn Marc (v.l.)

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Lutz Oleszynski übt seinen Beruf mit Leib und Seele aus. Auch noch nach 35 Jahren. Seine Triebfeder? „Das Kreative“, sagt er. „Du machst nie stur das Gleiche. Und du bekommst sofort eine Rückmeldung und kannst darauf reagieren.“

Seine Passion für exzellente handgemachte Fleisch- und Wurstwaren teilt er mit seiner Frau Angelika. Sie steht in der Büdericher Metzgerei hinter der Theke und pflegt den Kontakt mit den Kunden. „Viele sind mir ans Herz gewachsen“, erzählt sie. „Ich weiß, was meine Stammkunden wünschen und wie ich sie anzufassen habe. Manche wollen plaudern, andere nicht. Wenn ich mal nicht da bin, wird gleich nach mir gefragt.“

Die gelernte Fleischerei-Fachverkäuferin hat mehrere Generationen im Blick. „Da kauften früher Frauen ein, die schwanger wurden. Ich sah ihre Kinder aufwachsen, bis sie groß waren. Und dann stehen sie plötzlich mit ihren eigenen Babys vor mir. Das ist das Schönste.“ Ihr Sohn Marc nickt. „Wenn Du im Laden stehst, blühst du auf.“ Der 24-Jährige studiert in Venlo internationales Business und Management, steht kurz vor seinem Abschluss. Er wird bald ein Auslands-Praktikum machen, hat aber vorher in familiärer Absprache ein Wartesemester eingelegt. Metzger will er nicht werden. Trotzdem widmet er sich dem Betrieb, „damit er einen erfolgreichen Strukturwandel durchläuft und in der Zukunft stabil aufgestellt ist.“

Intensiv kümmert sich Marc Oleszynski um das Thema Nachhaltigkeit. Seit einigen Wochen bietet die Metzgerei wiederverwendbare Boxen an. Sie werden beim Einkauf aus Hygienegründen auf einem Tablett abgestellt, das die Mitarbeiter entgegennehmen. Mit einer Gabel öffnen sie die Box und befüllen sie. „Noch ist das Produkt zu neu, um seinen Erfolg zu bemessen“, sagt er. „Ich hoffe, die Kunden nehmen es an.“

Weitere Schritte sind getan oder in Arbeit. „Wir haben Plastiktüten verbannt, verpacken die Ware in biologisch abbaubares Pergamentpapier. Unsere Suppenbecher sind nicht aus Styropor, sondern aus Karton.“ Seine Eltern und Schwester Nadine, die ebenfalls im Betrieb arbeitet, unterstützen ihn bei diesen Maßnahmen.

Über kurz oder lang will sich das Ehepaar ein wenig zurückziehen. Angelika Oleszynski hat ihr gesamtes Leben in der Necklenbroicher Straße verbracht. In der Wohnung über der Metzgerei, die ab 1927 erst ihr Opa, dann ihr Vater führten. 1984 übernahm sie das Zepter mit ihrem Mann, der auf Umwegen zu seiner Profession fand. Er war zuerst Fernmeldetechniker, schulte später um. „Für meine Frau“, sagt er und zwinkert ihr zu.

Dabei hatte Angelika ihm beizeiten klipp und klar gesagt, einen Metzger, Bäcker oder Bauern hätte sie nie heiraten wollen. Zu viel Stress und zu wenig Freizeit, nicht mal an Weihnachten und Ostern. „Dann überraschte er mich einen Tag nach der Hochzeit mit der Nachricht, er wolle Metzger werden.“

Es gab aber noch eine andere Vorgeschichte. Als Jugendlicher half er in der Imbissbude eines Kumpels aus. „Schon damals liebäugelte ich mit dem Gedanken, mich selbstständig zu machen. Ich hatte auch einen Imbiss im Sinn“, erzählt Lutz Oleszynski. Der Freund riet ihm, den Laden in einer ehemaligen Metzgerei einzurichten und den Beruf richtig zu erlernen, um seine Existenz auf ein solides Fundament zu stellen. „Ja, und dann lernte ich in der Düsseldorfer Altstadt meine Frau kennen, und alles fügte sich zusammen“, berichtet er. Angelika war schnell versöhnt, als der Metzger-Novize eine fabelhafte Schmierwurst hinbekam, viel besser als ihr Vater. Geschickt fing er den branchenbedingten Kundenschwund durch Partyservice und Marktbeschickung auf und entwickelte vielfach prämierte Spezialitäten. Darunter eine Salsiccia, für deren meisterhaftes Würzen er extra mit dem Motorrad nach Italien fuhr.

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