Autor Alexander Gorkow Von Büderich nach Canyamel

Meerbusch · Der Autor Alexander Gorkow beschreibt in seinem Roman „Hotel Laguna“ auch seine Kindheit in Meerbusch.

Klagen über den Lärm und die braunen Spuren am blauen Himmel in der Einflugschneise, das Mehrparteienhaus mit „mittelschichtigem Bildungsbürgertum“ – besonders schmeichelhaft beschreibt Alexander Gorkow Kindheit und Jugend in der Büdericher Dietrich-Bonhoeffer Straße nicht. Aber das ist reine Fassade, bunte Tünche für eine berührende Familiengeschichte, die mit Herz und Humor Rückblick hält auf eine Zeit, von der der 1966 geborene Schriftsteller und preisgekrönte Journalist „schmerzhaft Abschied“ nimmt.

Das verrät er im Gespräch mit der Redaktion - alles andere ist auf 360 Seiten im Roman „Hotel Laguna“ nachzulesen. Die Familie, deren Vorliebe für den mallorquinischen Ort Canyamel detailliert beschrieben wird, bestand aus der schönen Mutter Anneliese, dem streitbar-liebevollen Vater Rudolf und der sieben Jahre älteren Schwester. Sie alle flogen mit dem einjährigen Alexander 1967 das erste Mal an die Nordostküste der beliebtesten Insel Deutschlands und von da an über einen langen Zeitraum Jahr für Jahr.

Erst nach einer Pause von drei Jahrzehnten entschloss sich Gorkow nachzuschauen, „ob es den Ort meiner Kindheit noch gibt, Canyamel und die Menschen“. 2015 nahm er die „aufregende Rückkehr in die Kindheitsbucht“ in Angriff, mietet sich im „Hotel Laguna“ ein, schwimmt täglich durch die Bucht und damit „in die Vergangenheit“, lässt alle Erinnerungen an sich heran und schreibt sie auf. Sie drehen sich um den Rezeptionisten Xisco, die Begegnung mit den Eseln oder die ausgedehnten Schwimmausflüge auf dem Rücken des Vaters. Aber auch der Alltag in Büderich gehört zu dieser Zeit.

Im Roman werden Erinnerungen wach - an die unter dem Quittenbaum in der Gartenwohnung Dieter-Bonhoeffer-Straße 1 sitzenden Gäste mit Kunstprofessor Werner Schmalenbach, Mataré-Schuldirektor und Literaturfreund Wolfgang Gewaltig sowie Pfarrer Hans Hütt und dessen Frau Ilse, Alexander Gorkows Patentante. Dieser beobachtet heute, wie sich Büderich „vom Dorf zur Vorstadt“ wandelt: „Es war früher verwunschener. Wir haben in der Poststraße am Stingesbach gespielt, hinter der Bethlehemkirche gab es große Grünflächen. Als eines Tages Bagger dort standen, bin ich erschrocken.“

Ein besonderes Ereignis war das Schützenfest an der Dorfstraße: „Aber es erinnerte mich auch immer an die Schulzeugnisse und die jedes Jahr gefährdete Versetzung.“ Später betreute Gorkow über viele Jahre seine Eltern und löste die Wohnung erst im Frühjahr 2016 auf. Kontakt gibt es noch heute zur Freundin Conny und Freund Frank.

Wenn der jetzt in München lebende Journalist in Büderich ist, denkt er auch an die Zeit, in der er als Jugendlicher für die Rheinische Post Konzertrezensionen schrieb und den Textausdruck morgens früh per Rad in den Verlag nach Heerdt brachte: „Noch heute tun mir die Feuilletonredakteure leid, die meinen Anfänger-Wahnsinn redigieren mussten.“

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