Leverkusen/Köln Trickdiebstähle bei Senioren: dramatischer Anstieg

Leverkusen/Köln · Die Kriminalitätsstatistik 2012 ist durchwachsen. Auch der Straßenraub nimmt zu. Die Aufklärungsquote ist schlecht.

Kriminalstatistik 2012 für Leverkusen
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Foto: AP, AP

Trickdiebstähle bei Senioren machen der Polizei Köln/Leverkusen zu schaffen. "Das sind besonders skrupellose Taten von feigen Tätern — hier werden wir 2013 einen besonderen Schwerpunkt setzen", stellten gestern Polizeipräsident Wolfgang Albers und Kriminaldirektor Norbert Wagner klar.

Bis zu 10 000 Euro erbeuteten die Täter pro Trick. Und sie drehen auf. "Im vergangenen Jahr gab es in Köln und Leverkusen 65 Trickdiebstahl-Fälle, bei denen sich die Täter als Wasserwerker, Heizungsableser oder Enkel der Opfer ausgegeben haben", berichtete Wagner. In den ersten drei Monaten 2013 seien es bereits 150 Taten. "Da haben wir mal wieder eine dicke Nuss vor der Brust, müssen noch richtig Gas geben — und tun das auch", versprachen Albers und Wagner.

In Köln präsentierte der Polizeipräsident die Kriminalitätsentwicklung des vergangenen Jahres. Und obwohl es zusammenfassend hieß: "Der Kriminalitätsanstieg ist gebremst" — zurück ging sie nicht. Vor allem Leverkusen sieht ganz schlecht aus: Hier gab es 2012 einen Anstieg der Kriminalität von acht Prozent. Alles angeblich nur ein statistisches Problem.

Die Erklärung der Behörden-Oberen: "Die Fälle werden erst in der Statistik erfasst, wenn die Polizei die Ermittlungen beendet hat und an die Staatsanwaltschaft übergibt. Ein erheblicher Anstieg bei Wohnungseinbrüchen im Herbst 2011 führte dazu, dass die Beamten einer sehr hohen Belastung ausgesetzt waren und 800 Leverkusener Fälle nicht bearbeitet werden konnten", erklärte Norbert Wagner. Erst 2012 wurde die Ermittlungsarbeit abgeschlossen — und so wurden die 800 Taten aus 2011 erst 2012 in der Statistik erfasst.

Das Thema "Raub" fordert die Polizei Köln/Leverkusen "besonders heraus, vor allem der Straßenraub", wie Albers und Wagner gestern berichteten. "Da verzeichnen wir einen Anstieg um 5,6 Prozent." In Leverkusen gab es im vergangenen Jahr 135 von insgesamt (mit Köln zusammen) 1100 Fällen. "Allein 400 waren nur darauf zurückzuführen, dass ein neues iPhone auf den Markt kam, das die Täter haben wollten."

Die Taschendiebstähle gingen um drei Prozent zurück. Und das, obwohl "die Täter europaweit Veranstaltungen wie Kölner Lichter, Karneval oder CSD in ihren Terminkalendern eingetragen haben", wie Albers beschrieb. 250 Euro werden pro Taschendiebstahl entwendet, sagt die Statistik. 404 Fälle gab es in Leverkusen in 2011, 357 Taten im vergangenen Jahr.

Wohnungseinbrüche seien "ein Massengeschäft geworden", sagte Wagner. "In 44 Prozent der Fälle scheiterten die Täter allerdings an der Tür, an den Sicherheitseinrichtungen — das freut uns." 743 Taten wurden 2012 in Leverkusen erfasst, 2011 waren es 576. Fast 70 Prozent der Täter seien Osteuropäer. Bei den Einbrüchen sei auch die Aufklärungsquote mit nur 6,3 Prozent "sehr niedrig", wie Wagner zugab.

Das wundert vor allem Rüdiger Thust, Vorsitzender des Bund Deutscher Kriminalbeamten (BDK), nicht: "162 678 Straftaten in 2012 in Köln und Leverkusen — alles andere als eine beruhigende Entwicklung", resümiert er. "Eine spürbare, personelle Verstärkung ist deshalb erneut die Hauptforderung des BDK."

Die Kölner Kripo werde neben ihren eigentlichen Aufgaben jährlich auch mit zahlreichen Sonderaufgaben/-einsätzen "stark belastet", sagte Thust, "und muss sich mehr und mehr mit gut organisierten ausländischen Banden herumschlagen.

(RP/rl)
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