Roma-Clanmitglieder aus Leverkusen vor Gericht Prozess um „Teppich-Trick“ – zwei Angeklagte legen Geständnisse ab

Köln/Leverkusen · Im Prozess um einen „Teppich-Trick“ gegen Mitglieder eines Roma-Clans schweigt „Don Mikael“ weiter.

 Das Medieninteresse am auf sechs Verhandlungstage angesetzten Prozess vor dem  Landgericht war von Anfang an groß. Der Leverkusener Michael G., genannt „Don Mikael“, schweigt weiter. Er will nicht erkannt werden und schützt sein Gesicht vor den Kameras. 

Das Medieninteresse am auf sechs Verhandlungstage angesetzten Prozess vor dem  Landgericht war von Anfang an groß. Der Leverkusener Michael G., genannt „Don Mikael“, schweigt weiter. Er will nicht erkannt werden und schützt sein Gesicht vor den Kameras. 

Foto: SG

  (RP) „Von dem Enkeltrick hatte ich schon mal gehört“, erklärte die 75-jährige Zeugin vor dem Kölner Landgericht. „Da war ich gewarnt,“ Aber dass es eine Variante mit Teppichhändlern gibt, daran hat sie überhaupt nicht gedacht. Dass das Ehepaar als Mittelnkirchen, einem kleinem Ort im niedersächsischen Landkreis Stade gelegen, darauf  hereinfiel und 80.000 Euro verlor, konnte sie nur mit ihrer „eigenen Dummheit“ erklären.

Im Prozess gegen drei Männer aus dem weitverzweigten Netz einer stadtbekannten Leverkusener Großfamilie wurden gestern die Opfer von der 19. Großen Strafkammer des Kölner Landgerichts gehört. Ein Ehepaar, beide 75-Jahre alt, nahmen zur Vernehmung eine lange Fahrt mit der Bahn auf sich. Die Frau konnte noch einige Angaben machen, aber die Personen, die sie im Oktober vergangenen Jahres besucht hatten, konnte sie im Gerichtssaal nicht erkennen: „Das ist zu lange her. Die haben sich wohl zu sehr verändert.“

Dafür wusste sie noch von vielen Details zu berichten: Wie sie zunächst von dem angeblichen Sohn eines Teppichhändlers aus der Türkei  kontaktiert wurde und eher „aus Mitleid“ eine kleine Brücke für 200 Euro erstanden hatte. Wenige Tage später erhielt sie erneut Besuch. Beim „Smalltalk“ bei Kaffee und Kuchen rückten dann die Männer mit ihrem „Problem“ heraus, dass nämlich ein Container mit wertvollen Teppichen im Hamburger Hafen vom Zoll festgehalten werde und nur mit einer Zahlung von 80.000 Euro ausgelöst werden könne.

Ihr Ehemann, der danach als Zeuge gehört wurde, konnte sich an viele Dinge gar nicht mehr erinnern; er räumte eine Demenz-Erkrankung ein. Dafür glaubte er, zwei Männer im Gerichtssaal,  zwei  Angeklagte, schon einmal gesehen zu haben. Er wusste auch noch, wie er zur Sparkasse ging, um das Geld abzuholen: „Ich hatte gerade einen größeren Betrag auf der hohen Kante nach dem Verkauf eines Hauses.“ Dass ihn dabei ein Sparkassen-Angestellter vor einem möglichen Enkeltrick-Betrüger gewarnt hatte, daran erinnere er sich nicht.

Nun hätten sich die beiden Angeklagten herausreden können. Doch inzwischen hat die Polizei durch Telefon- und Videoüberwachung weitere Erkenntnisse. Zwei Kripobeamte aus Köln unterstützten ihre Kollegen seinerzeit vor Ort. So waren zwei der drei Angeklagten von ihren Verteidigern gut beraten, Geständnisse vorlesen zu lassen. Denn die drücken bekanntlich das zu erwartende Strafmaß. Auch die vorgebrachten Entschuldigungen bei den Opfern machen sich womöglich gut für die Urteilsfindung der Richter. Die kurze Antwort des Rentners: „Das ist ja wohl das Wenigste.“

Bei der Verlesung des Geständnisses gab es allerdings eine Auseinandersetzung zwischen  den beiden Verteidigern Reims und Bücher des 51-jährigen Angeklagten Romek T. Die war offenbar von den beiden Juristen nicht abgestimmt, erst nach der Mittagspause wurde dann das koordinierte  Papier verlesen. Lediglich „Don Mikael“, der wohl als Drahtzieher im Hintergrund das krumme Geschäft organisiert haben soll, hielt sich mit einer Einlassung zurück. Dass er mitgemischt haben soll, ergibt sich aus den Geständnissen seiner Mitangeklagten. Denn die hatten geschildert, wie man den Betrug abgesprochen und anschließend die Beute aufgeteilt hatte.

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