Leverkusen Dritter Angeklagter muss nun doch in Haft

Leverkusen · Im Verfahren gegen eine Bande, die Geldautomaten gesprengt hat, fehlte der 28-Jährige erneut.

Kommt er oder nicht? Am sechsten Verhandlungstag fehlte der dritte Angeklagte im Prozess gegen eine Bande, die Geldautomaten sprengte, erneut. Drei aus den Niederlanden stammenden Männern wirft die Staatsanwaltschaft die "Herbeiführung von Sprengstoffexplosionen" vor, damit verbunden auch den Raub von 274.630 Euro in Solingen und 275.940 Euro in Leverkusen Wiesdorf. Tatzeit: Oktober 2016 bis Juni 2017.

Einmal fehlte der einzige Angeklagte, der nicht in Untersuchungshaft sitzt, bereits. Zweimal kam er zu spät. Doch gestern war die Geduld der Beteiligten aufgebraucht. Der Staatsanwalt beantragte die Aufhebung der Haftverschonung. Eigentlich besteht noch ein Haftbefehl, der 28-Jährige saß einige Monate in Untersuchungshaft nach seiner Festnahme in Spanien. Aber die zu erwartende Strafe sei so niedrig, dass das Gericht den Haftbefehl außer Vollzug setzte. Sein Verteidiger Jan Khatib gibt sich noch nachsichtiger: "Ich erwarte ohnehin einen Freispruch." Nun also die Rolle rückwärts: Mit einstündiger Verspätung ging's gestern weiter in diesem ohnehin sehr schleppend verlaufenden Verfahren - ohne den "dritten Mann" auf der Anklagebank. Dessen Verteidiger bleiben Teilnehmer dieses Strafprozesses vor der 20. Großen Strafkammer.

Interessant waren die Aufnahmen der Videoüberwachung der betroffenen Banken, die gestern gezeigt wurden. Darauf kann man zwar nur drei schwarz vermummte Männer sehen. Aber alles spielte sich in wenigen Minuten mit eingeübter Professionalität ab. Der Überfall in Leverkusen dauerte gerade mal vier Minuten: Die Täter rissen die Verkleidung des Geldautomaten ab, führten die Schläuche der explosiven Sauerstoff-Acetylen-Mischung in die Automaten ein, es gab eine auf den Videos gar nicht mal so heftig aussehende Explosion. Schon waren die Täter an dem Geld.

Über die Seriennummern der zurückgelassenen Gasflaschen hatte die Polizei eine Spur in die Niederlande; doch beim Händler gab es keine Aufzeichnungen, weil der Kunde bar bezahlt hatte. Erst Telefonüberwachungen führten die niederländische Polizei auf eine Fährte, die den Automatensprengern auf dem Weg nach Löhne (Westfalen) folgten. Ein Täter konnte da verhaftet werden, zwei verunglückten auf der Flucht im Auto. Sie verloren dabei Kleidungsstücke, die Grundlage waren für den Einsatz eines Fährtenhundes. Der verlor die Spur erst nach einer Strecke über Felder in einem Wohngebiet. Aber die Polizei hatte eine wichtige DNA-Spur.

Der dingfest gemachte Täter fragte die Polizisten bei der Überführung von Löhne zum LKA nach Düsseldorf, was mit den anderen passiert sei. Als der Polizist nachfragte: "Welche anderen?", blieb er plötzlich stumm. Der Prozess wird am 7. Mai fortgesetzt.

(RP)
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