Ausnahmezustand an der Bettine-von-Arnim-Gesamtschule in Langenfeld. 350 Schüler besuchen an der Hildener Straße normalerweise die Klassen fünf und sechs. In diesen Tagen fehlt allerdings fast jeder Zweite: 140 Fünft- und Sechstklässler waren gestern laut Schulleiterin Anne Ackers-Weiss krank gemeldet. Besonders viele Abmeldungen gab es am Dienstagvormittag. An diesem Tag wurde die Schlange vor dem Sekretariat immer länger. Bis zum Mittag ließen 46 Kinder, vorwiegend Jüngere, die Sekretärinnen bei ihren Eltern anrufen. Am Telefon sagten die Sekretärinnen den Eltern dann in der Regel: "Ihr Kind kommt gleich wegen Übelkeit nach Hause." Nur Vereinzelte gingen wegen Grippesymptomen. Während die Menschen überall Angst vor dem Schweinegrippe-Virus haben, hat die Bettine-von-Arnim-Gesamtschule ein anderes Problem: Hier scheint ein Magen-Darm-Virus im Umlauf zu sein.

Die Dunkelziffer ist weitaus höher

Ähnliches ist von anderen Schulen bisher nicht bekannt. Auch Fälle, in denen Schüler an Schweine-Grippe erkrankt sind, gibt es bisher laut Umfrage nur vereinzelt. Laut Kreisgesundheitsamt gab es gestern 30 in Monheim wohnhafte Schüler, bei denen ein Arzt beim Kreisgesundheitsamt meldete, dass der Schüler Schweinegrippe hat oder der Verdacht darauf besteht. In Langenfeld waren es 40. Regine Kohnert, die stellvertretende Leiterin des Kreisgesundheitsamts, geht allerdings davon aus, dass es weit mehr Fälle gibt.

Ein Beispiel: Das Konrad-Adenauer-Gymnasium in Langenfeld besuchen 1400 Schüler in 30 Klassen. In jeder Klasse gibt es zurzeit drei bis vier Krankmeldungen, sagt Schulleiter Hans-Joachim Claas. Von den Eltern dieser Kinder hört er zur Begründung in diesen Tagen allerdings nur noch: "Unser Kind hat Fieber und Husten."

Das ist bei seinen Kollegen an anderen Schulen nicht anders und liegt daran, dass die meisten Ärzte nicht mehr testen, an welcher Grippe ein Patient leidet.

Dr. Hagen Bastian vom Monheimer Otto-Hahn-Gymnasium kann trotzdem berichten, dass es an seiner Schule sieben bestätigte Schweinegrippe-Fälle gab. "Vier Schüler sind schon wieder gesund und besuchen den Unterricht." Vor allem in den ersten Tagen nach Bekanntwerden der Fälle hätte in einigen Klassen bis zu einem Drittel der Schüler gefehlt. Aktuell fehlten in jeder Klasse ein bis zwei Schüler.

Jeder Fünfte Lehrer krank

Wie bei den Schülern gibt es auch bei Lehrern nicht überdurchschnittlich viele Ausfälle. Am Konrad-Adenauer-Gymnasium beispielsweise fehlen zurzeit fünf von 85 Lehrern, was in der Grippezeit durchaus nicht unüblich ist. Zudem ist unter den Fehlenden eine Schwangere, die auf Empfehlung zuhause bleibt. Eine Ausnahme ist allerdings auch hier die Bettine-von-Arnim-Gesamtschule. An ihr fehlt fast jeder fünfte Lehrer. 20 von 106 Kollegen sind erkrankt, einer davon an der Schweinegrippe. Wegen der kargen Besetzung und vieler kranker Schüler hat Schulleiterin Ackers-Weiss den Klassen fünf und sechs vorerst freigegeben. Für diejenigen, die alleine zuhause sitzen würden, gibt es einen Notplan.