Monheim Schnittmuster für die Zukunft

Düsseldorf · SKFM Monheim hat einen dritten Arbeitsbereich zur Beschäftigung und Qualifizierung von Langzeitarbeitslosen an der Mittelstraße eröffnet: Der Laden am Rathausplatz und das Lager werden nun um eine Schneiderei ergänzt.

Im Schaufenster des Ladenlokals liegt eine lila Schürze, fast in den SKFM-Farben und für nur 2,50 Euro. Gebrauchskleidung wie diese soll künftig in Serie gehen – in der neuen Schneiderei an der Mittelstraße. Dort hat der SKFM nicht nur seine Spendenannahmestelle hin verlagert, sondern Anfang Mai auch seinen dritten Arbeitsbereich eröffnet. „Dank unserer Ehrenamtlichen haben wir den Umbau gut hinbekommen“, freut sich SKFM-Leiter Elmar Borgmann. Eine der zehn Frauen, die hier in einem halben Jahr die Grundfertigkeiten des Nähens und der Änderungsschneiderei erlernen, aber auch von der VHS ein Kommunikations- und Bewerbungstraining erhalten, ist Yasemin Pekuz. Die 41-Jährige ist von ihrer ersten Woche begeistert. „Es macht Spaß, hier zu arbeiten“, sagt die dreifache Mutter mit strahlenden Augen. Die Kolleginnen und das Klima seien nett. „Das spricht doch für uns“, ergänzt Vera Schmidt mit einem Schmunzeln. Die Projektleiterin legt Wert darauf, dass die von der Arge vermittelten Alg-II-Empfängerinnen entsprechend ihrer Fähigkeiten langsam wieder an den Arbeitsalltag gewöhnt werden.

„Flexibilität wird bei uns groß geschrieben“, betont der Beiratsvorsitzende Manfred Poduschnik. Davon profitiert auch Yasemin Pekuz: Sie arbeitet jeden Vormittag vier Stunden, um mittags, wenn die Kinder aus der Schule kommen, wieder zu Hause zu sein. Angelernt wird sie von Edith Brosch. Im großen Hinterzimmer der insgesamt 200 qm großen Nutzfläche rotieren zwei Waschmaschinen und zwei Trockner. „Viele bringen die Kleidung aber schon gewaschen und gebügelt hierher“, lobt Schmidt die Spendenfreundlichkeit der Monheimer. Notfalls werden in der Schneiderei noch Kleinigkeiten ausgebessert.

Im Lager biegen sich die Regalbretter und Garderobenständer unter den Waren, die darauf warten, in den Laden transportiert zu werden Der ist bereits im Herbst letzten Jahres vom Ernst-Reuter- zum Rathausplatz umgezogen. Auch dort arbeiten – wie im Lager und der Schneiderei – bis zu zehn Langzeitarbeitslose, die auf Ein-Euro-Basis für den ersten Arbeitsmarkt fit gemacht werden sollen. Auf nunmehr 134 Quadratmetern kann das Sortiment – Kleidung, Schuhe, Hausrat, Bücher und Spielsachen – ansprechender präsentiert werden. Die Betriebskosten (Miete etc.) erwirtschaftet der Laden selbst.

Und der ist für jeden offen. Erfreut verzeichnet Vera Schmidt „eine viel breitere Laufkundschaft“ als noch am Ernst-Reuter-Platz. „Inzwischen akzeptieren auch unsere ausländischen Mitbürger unsere festen Preise“, ergänzt die Laden-Betreiberin Regina Otto. Bei Preisen von 40 Cent für ein Kinder-T-Shirt über 1,50 Euro für einen Damenrock bis hin zu zehn Euro für einen kompletten Anzug könne man ja wohl auch nichts sagen . . . Für Manfred Poduschnik jedenfalls ist die gute Resonanz auf den Second-Hand-Laden am Rathausplatz ein Zeichen, dass viele heute bewusster, sprich: sparsamer, einkaufen würden: „Die Zeit der Wegwerfgesellschaft ist vorbei.“

(RP)
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