Rp-Serie Ankommen (8) Laufend das Ziel im Blick behalten

Langenfeld · Bernhard Weik hat eine Stiftung gegründet und engagiert sich für Menschen mit Behinderung.

 Bernhard Weik mit seinen Medaillen. Der Langenfelder ist Gründer der "Weik-Stiftung", die überregional auch in Hilden bekannt ist.

Bernhard Weik mit seinen Medaillen. Der Langenfelder ist Gründer der "Weik-Stiftung", die überregional auch in Hilden bekannt ist.

Foto: Ralph Matzerath

"Es ist nur ein kurzer Moment", so beschreibt Bernhard Weik den Augenblick des "Ankommens", den Zieleinlauf am Ende eines langen Sportwettkampfes, der Glückshormone freisetzt. In dieser winzigen Sekunde "sind alle Probleme im Training, alle Strapazen des Rennens vergessen". Ein Extremsportler wie der 76-jährige gebürtige Schwabe, den das Schicksal ins Rheinland geführt hat, weiß, dass sportliche Leistungen Vorbereitung, Anstrengung und Selbstdisziplin erfordern, und dass es in Rennen viele Situationen gibt, in denen nur der Gedanke an das "Ankommen" hilft, die Quälerei zu überstehen. "Alles Kopfsache", sagt Weik. Wer die mit Auszeichnungen und Urkunden übersäte Wand hinter seinem Schreibtisch sieht, glaubt, dass er das beurteilen kann. Bernhard Weik war immer sportlich, "als jugendlicher Wanderer zehn Kilometer in 60 Minuten". Um das 30. Lebensjahr benötigte er bei einem Volksmarsch in Reutlingen zwei Tage für 125 Kilometer. Einige Jahre ohne Sport bekamen Weik allerdings schlecht, "immer erkältet, Infektionen, ich war mit 42 Jahren ein alter Mann", erinnert er sich.

Er begann wieder, behutsam mit Seniorengymnastik in einer nahe gelegen Turnhalle. Dann trabte er mal vom Sport nach Hause, beim nächsten Mal hin und zurück. Im Lauf von sechs Wochen wurden die Runden vor und nach dem Sport immer länger. Weik stellte seine Ernährung um. Das Wissen bezog der Autodidakt aus Büchern: "Wenig Eiweiß, kein Zucker, Gemüse, Salate." Es waren die 80er Jahre, die Zeit der Lauftreffs. In den Gruppen wurde der Ehrgeiz weckt, es folgten Volksläufe und 1984, nach einem medizinischen Check der erste Marathon, an einem warmen Apriltag in Köln. Nach drei Stunden und 13 Minuten war der Neuling im Ziel, er war "angekommen", die Qual für den Moment vergessen. In der Läuferszene finden sich immer neue Herausforderungen. "100 Kilometer sind leichter als ein Marathon", hatte Weik gelesen oder gehört. "Die Vorbereitung braucht Jahre", die Strapazen des Trainings sind groß. "Wenn du Beschwerden hast, nimm dir vor, nur noch eine Stunde zu laufen", solche Tipps von Mitläufern bei 60 Kilometer langen Trainingsläufen schienen ihm grenzwertig. Allerdings, "der ursprüngliche Schmerz war dann tatsächlich weg, dafür ein anderer aufgetreten", räumt er ein. 1987 lief er in Rodenbach/Hanau 100 Kilometer in 9:52 Stunden. Zehn Jahre später, als 60-Jähriger, ließ er sich von Freunden animieren, die 558 Kilometer von Trondheim nach Oslo in einem Stück zu radeln. Er trainierte intensiv. Freunde mussten morgens eine Schlafpause einlegen, er kletterte nach 31 Stunden und 25 Minuten vom Rennrad. Um Berufs- und Familienleben nicht einzuschränken, aß er abends vor 18 Uhr ("Das Essen ist der Feind des Laufens"), ab 22 Uhr ging es auf die Strecke. "Dann kalt duschen und ins Bett, man schläft wunderbar". Als Kind schon schlitterte er auf den Seen der Heimat; 60-jährig ging er erneut aufs Eis. Nach intensivem Training auf der Eislaufbahn in Grefrath lief er 1997 auf dem Weißensee in Kärnten 200 Kilometer unter acht Stunden und wurde ein Jahr später Deutscher Meister seiner Altersklasse im Vierkampf über 500, 1000, 1500 und 3000 Meter. Berlin-Marathon auf Skates oder auf Rollen die niederländische Elf-Städte-Tour, (200 Kilometer in zehn Stunden) oder die inzwischen 34. Wiederholung des Goldenen Sportabzeichens runden das Bild eines besonderen Sportlers ab.

Nächste Folge : Als Tier ankommen in einer neuen Familie

(RP)
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