Langenfeld CDU will Kulturelles Forum umbenennen

Langenfeld · Die geplante Rückkehr zum alten Namen "Freiherr-vom-Stein-Haus" stößt auf Kritik. Ex-Leiterin Graw-Lipfert ist empört.

Langenfeld: CDU will Kulturelles Forum umbenennen
Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Kürzlich ist wieder ein Lieferwagen mit Exponaten am Kulturellen Forum vorbeigefahren. "Einer der Kollegen rief schon: ,Sie kommen'. Aber statt zu halten, fuhr der Lkw einfach weiter", berichtet Forumsleiterin Dr. Hella-Sabrina Lange. Grund: Der Fahrer hatte das Kulturelle Forum auf halbem Weg der Hauptstraße mit dem "Kulturzentrum" (VHS etc.) an deren Nordende verwechselt. "So was kommt immer mal wieder vor", seufzt Lange und ist deshalb nach eigenem Bekunden einverstanden mit dem, was die CDU-Mehrheitsfraktion für die Kulturausschuss-Sitzung am nächsten Dienstag beantragt hat: Rückbenennung des Kulturellen Forums in "Freiherr-vom-Stein-Haus".

 "Für die meisten Langenfelder ist das Kulturelle Forum immer das Freiherr-vom-Stein-Haus geblieben", ist CDU-Ratsfrau Hiltrud Markett überzeugt.

"Für die meisten Langenfelder ist das Kulturelle Forum immer das Freiherr-vom-Stein-Haus geblieben", ist CDU-Ratsfrau Hiltrud Markett überzeugt.

Foto: Matzerath

Neben der Verwechslungsgefahr begründen die Christdemokraten ihren Antrag mit der langen Tradition des 1958 eingeführten alten Namens. "Für die meisten Langenfelder ist es immer das Freiherr-vom-Stein-Haus geblieben", ist CDU-Ratsfrau Hiltrud Markett überzeugt. Das "Kulturelle Forum" (seit 1998, siehe Info) habe sich im allgemeinen Sprachgebrauch hingegen "nicht durchgesetzt".

Dies sieht Anne Graw-Lipfert völlig anders. Die Langforterin hat das Kulturelle Forum bis zu ihrem Ruhestand 2011 13 Jahre lang geleitet und war maßgeblich an der Benennung der Einrichtung im Gründungsjahr 1998 beteiligt. "Dafür waren damals viele Gremiensitzungen nötig", erinnert sich Graw-Lipfert: "Die Fraktionen im Stadtrat waren sich einig, dass in dem Namen auf keinen Fall das Wort ,Museum' auftauchen dürfe. Deshalb sind wir auf ,Kulturelles Forum' gekommen." Im Laufe der Jahre habe sich "dieser schöne und treffende Name" etabliert und sei zu einem Markenzeichen mit Außenwirkung geworden. "Langenfeld und das Kulturelle Forum standen sogar regelmäßig in der monatlichen Ausstellungsübersicht der FAZ, neben Metropolen wie Köln, Hamburg oder Berlin — das hat uns richtig stolz gemacht", sagt die gebürtige Nürnbergerin.

Und jetzt solle dieser Name einfach getilgt werden, fragt Graw-Lipfert. Für Bezeichnungen wie "Stadtmuseum im Freiherr-vom-Stein-Haus" und "Stadtarchiv im Freiherr-vom-Stein-Haus", wie es in dem CDU-Antrag heißt? "Als ich von dem Vorstoß hörte, dachte ich, mich trifft der Schlag", macht die gelernte Werbekauffrau ihrer Empörung Luft. Was die Verwechslungsgefahr angeht, betont sie: "Das Kulturelle Forum war zuerst da, das Kulturzentrum folgte erst ein paar Jahre später. Ich habe schon seinerzeit den damaligen Bürgermeister darauf hingewiesen, dass ich die Wahl des Namens ,Kulturzentrum' angesichts der Ähnlichkeit mit unserem nicht glücklich fände."

In den Augen ihrer Nachfolgerin Lange überwiegen dagegen die "pragmatischen Gründe" für eine Umbenennung in Freiherr-vom-Stein-Haus: "Die bisherige Ähnlichkeit der Namen hat schon zu merkwürdigen Auswüchsen geführt wie ,Kulturelles Zentrum' oder ,Kulturforum'. Das hätte sich mit einem eindeutigen Namen erledigt", hofft die promovierte Germanistin. Ratsfrau Markett unterstreicht, mit der Umbenennung greife die CDU einen Wunsch der "Ehrenamtlichen" im Kulturellen Forum auf, des Fördervereins Stadtmuseum, dem sie selbst als Vorstandsmitglied angehört und dessen Vorsitzender der CDU-Ehrenvorsitzende Manfred Stuckmann ist. Entscheider und Einrichtung scheinen sich also einig zu sein. Dennoch dürfte es nicht nur im Vorfeld der Sitzung, sondern auch im Ausschuss selbst zu einer Debatte über den Umbenennungsplan kommen. So äußerte FDP-Ratsfrau Hanna Paulsen-Ohme gestern Kritik an dem Antrag: "Was mir gar nicht gefällt: Die CDU kommt hier aus dem Hinterhalt mit einem Vorstoß zu einer zentralen Angelegenheit. Solch ein Antrag hätte von der Verwaltung selbst kommen müssen! Es geht hier schließlich nicht um die soundsovielte Änderung einer Gebührenordnung." Auch inhaltlich gibt es für Paulsen-Ohme Diskussionsbedarf: "Was hat eigentlich der Freiherr vom Stein mit dem Haus zu tun? Ich sehe schon Besucher vor ihm stehen, die es mit seinem Geburtshaus verwechseln."

(RP)
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