Monheim Monheim will Verkehrslärm mildern

Monheim · Die betroffenen Bürger sollen an dem gesetzlich vorgeschriebenen Lärmaktionsplan beteiligt werden. Als laut gelten Opladener-, die Monheimer-, Berghausener- und Hauptstraße.

 Wohnen an der Opladener Straße: Wenn Eva Niedermeyer ihr Schlafzimmerfenster öffnet, hat sie das Gefühl, die Pkw führen durchs Zimmer.

Wohnen an der Opladener Straße: Wenn Eva Niedermeyer ihr Schlafzimmerfenster öffnet, hat sie das Gefühl, die Pkw führen durchs Zimmer.

Foto: MATZERATH

Das Wort Lärm stammt vom italienischen all'arme (zu den Waffen) und tatsächlich versetzt Lärm den Körper in einen gesundheitsgefährdenden Alarmzustand. "Der Verkehr hier wird immer mehr. Ich weiß gar nicht, wo die alle hinfahren", klagt Eva Niedermeyer, seit 21 Jahren Anwohnerin der Opladener Straße. Vor allem nachts werde aufs Gas getreten, kontrolliert werde nie. "Wir wohnen hier an einer Autobahn", sagen Lothar und Irene Grabisch lakonisch, seit 26 Jahren Anlieger. Wenn Lkw vorbeiführen, wackele das Inventar, Lüften sei nur morgens ganz früh möglich, sonst zögen die Abgase ins Hausinnere. "Ich kriege hier richtig Herzklopfen", erklärt die Seniorin.

Die Stadt Monheim will dem sogenannten Umgebungslärm jetzt den Kampf ansagen und gemeinsam mit den Bürgern einen Lärmaktionsplan erstellen. Dazu ist sie nach § 46 des Bundesimmissionsschutzgesetzes verpflichtet. Ziel ist es, "die schädlichen Auswirkungen, die Belästigungen durch Umgebungslärm . . . zu mindern."

Grundlage ist die Lärmkartierung des Landesamtes für Umweltschutz NRW. Darin sind die Straßen mit einem Verkehrsaufkommen von mehr als drei Millionen Fahrzeugen pro Jahr aufgeführt, an denen Wohnungen und Schulen liegen: In Monheim sind das die Opladener Straße mit dem Berliner Ring, die Berghausener Straße, die Monheimer- und die Hauptstraße (zwischen Thomasstraße und Kreisel). Nach den Berechnungen der Stadt müssen 98 der dort wohnenden Menschen tagsüber einen Dauerlärmpegel von mehr als 70 Dezibel ertragen, nachts sind 128 einem Lärmpegel von mehr als 60 Dezibel ausgesetzt. Für weitere 458 Menschen beträgt die tägliche Belastung durch Lärm immerhin noch zwischen 65 und 70 Dezibel, und für 463 bewegt sie sich nachts im Spektrum zwischen 55 und 60 Dezibel. Besonders betroffen sind die Menschen, die zwischen der Kreuzung Baumberger Chaussee und dem Kreisverkehr Berliner Ring an der Opladener Straße wohnen, weil dort die Wohnbebauung besonders dicht an die Straße rückt. Die Autobahn 59 ist zu weit von der Siedlung entfernt, um störend zu wirken.

Im Rahmen des Verkehrsentwicklungsplanes von 2002 hatte die Stadt Monheim bereits einige Maßnahmen zur Lärmminderung umgesetzt, berichtet Stadtplaner Robert Ullrich. Dazu zählt die Umwandlung von beampelten Kreuzungen in Kreisverkehre. "Das reduziert die Geschwindigkeit und das geräuschvolle Anhalten und Beschleunigen." Dieselbe Wirkung habe die 2009 eingeführte "Grüne Welle" auf der Berghausener Straße. Um die Wohngebiete an der Monheimer und der westlichen Berghausener Straße zu entlasten, wurden die Straßen Am Kielsgraben und Baumberger Chaussee zu Landesstraßen erhoben, sie sollen den Schwerlastverkehr aus den Gewerbegebieten aufnehmen. Im Zuge des Projektes Fahrradfreundliche Stadt soll zudem das Radwegenetz optimiert werden, um mehr Autofahrer zum Umstieg aufs Rad zu animieren. Nächstes Jahr soll sich ein Fahrradbeauftragter um die Belange der Drahteselreiter kümmern. "Eigentlich ist Monheim wegen seiner geringen Fläche prädestiniert fürs Radfahren" so Ullrich. Zudem sieht das Integrierte Klimaschutzkonzepte eine Stärkung des ÖPNV vor.

Um konkret die Opladener Straße zu entlasten, soll über eine Spange zwischen Lichtenberger Straße und Alfred-Nobel-Straße eine neue Verbindung zur Anschlussstelle Monheim-Süd der A 59 geschaffen werden. Zudem soll nachts auf dem Abschnitt zwischen Baumberger Chaussee und dem Kreisverkehr Tempo 30 gelten. Das Problem: Dabei muss der Landesbetrieb Straßen NRW als Baulastträger mitspielen.

Der nächste Schritt: Die Beteiligung der Öffentlichkeit, das ist auch gesetzlich so vorgeschrieben. "Wir erhoffen uns von den Bürgern Hinweise auf Lärmquellen, auf Details, die man nur kennt, wenn man vor Ort ist, wie etwa einen lockeren Gullideckel", sagt Ullrich.

(RP)
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