Hückelhoven Bienick: L 117 neu und Bahn möglich

Hückelhoven · Heute vor 33 Jahren fuhr der letzte Personenzug von Baal über Ratheim und Wassenberg nach Dalheim – damals "elektromobil" mit Akkutriebwagen der Bundesbahn. Die IG Ratheimer Bahn will Reaktivierung und Ortsumgehung.

Heute vor 33 Jahren fuhr der letzte Personenzug von Baal über Ratheim und Wassenberg nach Dalheim — damals "elektromobil" mit Akkutriebwagen der Bundesbahn. Die IG Ratheimer Bahn will Reaktivierung und Ortsumgehung.

Die Bürgerinitiative IG Ratheimer Bahn erinnert an einen denkwürdigen Tag: Am 27. September 1980 fuhr der letzte fahrplanmäßige Personenzug ab Baal über Hückelhoven, Ratheim, Wassenberg nach Dalheim — mit Trauerkranz. Die IG Ratheimer Bahn macht sich für eine Reaktivierung der Strecke stark. So hat sie die Entscheidung des Eisenbahn-Bundesamtes begrüßt, die von der Stadt beantragte Entwidmung abzulehnen. Der Flächennutzungs-Konflikt der auf Teilen der Bahnstrecke geplanten Umgehungsstraße L 117n ist der Initiative durchaus bewusst. Sprecher Michael Bienick: "Wir identifizieren uns ohne Vorbehalt mit der dringend nötigen Entlastung der L 117-Ortsdurchfahrten Ratheim und Millich und meinen, dass beide Maßnahmen möglich sind und eine Entlastung realisierbar ist."

Die Eisenbahnstrecke von Jülich über Baal nach Dalheim ging 1911 in Betrieb, um die Textilstädte Düren und Mönchengladbach zu verbinden und das Steinkohlenbecken rechts der Rur zu erschließen. Eine herausgehobene Bedeutung hatte der Turmbahnhof Baal, wo man in die Züge der Strecke Aachen-Düsseldorf umsteigen konnte. Während zwischen Baal und Jülich der Personenverkehr bereits 1968 eingestellt wurde, hatte die Strecke Baal-Dalheim zunächst weiter Bestand. Vielen Menschen noch in positiver Erinnerung ist der damalige "Rundverkehr", eine Ringverbindung von Mönchengladbach über Wegberg, Dalheim, Wassenberg, Hückelhoven, Erkelenz nach Gladbach zurück. Doch in den 1970er und 1980er Jahren schrumpften Fahrpläne bis auf wenige Züge am Tag, parallel fuhren "Bahnbusse". Bei dieser Umstrukturierung verloren nicht nur Hückelhoven und Wassenberg den Schienenpersonenverkehr, auch Ziele wie Heinsberg, Alsdorf und die Zentren von Stolberg und Eschweiler verschwanden aus den Fahrplanbüchern.

Zur letzten Fahrt ab Baal kam scharfer Protest aus Wassenberg: Neben einer Unterschriftenaktion und Demonstration der Bevölkerung hielt Bürgermeister Schumann eine Rede, in der er die "Entscheidung vom grünen Tisch (...), ohne sich um die tatsächlichen Belange der Bevölkerung zu kümmern", kritisierte. Der Ratheimer Bundestagsabgeordnete Spies von Büllesheim zählte zu den prominenten Stilllegungsgegnern, erinnert Bienick.

Das Gleis von Ratheim nach Dalheim ist abgebaut, es stehen zum Teil Häuser auf der Trasse. In Richtung Baal wurde nach Fahrt des letzten Güterzuges die Strecke demontiert. Michael Bienick hat nun einen Brief an Bürgermeister und Politik geschickt — mitsamt einem Konzept von Assessor Dipl.-Ing. Heinz Hofmann, das beide Ziele realisierbar erscheinen lässt: "Die Nordosttangente als Strategie zur Entlastung der L117 und zur Reaktivierung der Bahnstrecke Baal-Ratheim". Hofmann schlägt in seiner Ausarbeitung vor, vorhandene Straßen (Zechenring, Jacobastraße) für den Bau einer Umgehung zu nutzen.

(RP)
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