Krefeld Rentner plant Protestmarsch durch NRW

Krefeld · Nach dem Willen des Bauordnungsamtes soll Rentner Günther Jülich sein nicht genehmigtes Gartenhaus nördlich des Hülser Berges abreißen. Da aber die benachbarten Bauten geduldet werden, zieht Jülich vor Gericht – und durchs Land.

 Günther Jülich mit dem Handkarren, der in Eigenarbeit zum Protestwagen umgebaut wurde, vor dem Gartenhäuschen, das er 1997 aus einer alten Gärtnerei umgebaut hat. Weil es dafür keine Baugenehmigung gibt, soll es jetzt abgerissen werden. Der Fachbereich Stadtentwässerung hatte einen Kanalanschluss gefordert, auch die SWK Aqua hat das Haus versorgt.

Günther Jülich mit dem Handkarren, der in Eigenarbeit zum Protestwagen umgebaut wurde, vor dem Gartenhäuschen, das er 1997 aus einer alten Gärtnerei umgebaut hat. Weil es dafür keine Baugenehmigung gibt, soll es jetzt abgerissen werden. Der Fachbereich Stadtentwässerung hatte einen Kanalanschluss gefordert, auch die SWK Aqua hat das Haus versorgt.

Foto: THOMAS LAMMERTZ

Nach dem Willen des Bauordnungsamtes soll Rentner Günther Jülich sein nicht genehmigtes Gartenhaus nördlich des Hülser Berges abreißen. Da aber die benachbarten Bauten geduldet werden, zieht Jülich vor Gericht — und durchs Land.

Rentner Günther Jülich wird im Mai 70 Jahre alt. Doch bevor er feiert, protestiert er. Im Moment trainiert er im Sportverein, läuft, schwimmt, fährt täglich Rad. Für sein Vorhaben muss er fit sein. Mit einem Protestkarren will er von Krefeld rheinaufwärts nach Düsseldorf und Köln laufen, dann weiter nach Duisburg und Dortmund ziehen. Täglich 50 Kilometer hat er sich für seine Protesttour quer durch NRW vorgenommen. Der Grund: Er fühlt sich von der Stadt Krefeld ungerecht behandelt. Auf dem Grundstück einer ehemaligen Gärtnerei hat er in jahrelanger Eigenarbeit ein Gartenhäuschen gebaut. In den Vorjahren wurde das Häuschen geduldet, er musste sogar einen Kanalanschluss bauen. Alle Umbauten waren ohne Bauantrag und Genehmigung erstellt. Offiziell handelt es sich um privates Grünland. Doch als er jetzt auf Anraten lokaler Politiker am 27. Juni einen Legalisierungsantrag stellte, begannen die Probleme. Sie gipfelten jetzt in einer Abrissverfügung — obwohl gerade ein Verfahren vor dem Verwaltungsgericht in Düsseldorf anhängig ist und dort noch keine Entscheidung gefällt wurde.

Die Adresse An der Lunie 17a ist nicht so leicht zu finden. Man muss ganz durch Hüls durch, dann über das Schluff-Gleis und ostwärts über die Straße Lookdyk und Rohrammerdyk zu An der Lunie. Dort sind auf recht groß geschnittenen Grundstücken hübsche Häuschen gebaut. Auch wenn die Bebauung aufhört, gehen Straße und Laternen weiter ins Grüne. Jülichs Gartenhäuschen steht auf einem Grundstück, das an das Bebauungsgebiet grenzt.

Jülichs Häuschen ist nicht das einzige außerhalb des Bebauungsgebietes. Es handelt sich um die Flur 39 im Orbroicher Bruch. Das Nachbargrundstück An der Lunie 19 wechselte 2003 den Besitzer. Auf dem Flurstück 306 befand sich ein 100 qm großer Pferdestall und 50 qm Schweinestall. Der Pferdestall wurde 2005 zu zwei Wohnungen umgebaut. Daneben soll eine etwa 400 qm große Halle gebaut werden. Der Boden ist bereits vorbereitet, Leitungen sollen auch schon gelegt sein. Auch in Umgebung wurde viel um- und neugebaut. Das Jägerhaus im Landschaftsschutzgebiet sollte ebenfalls abgerissen werden. Die Klage beim Verwaltungsgericht führte zu einer Duldung, weil der Mieter auch Jagdaufseher war. Das Jägerhaus wurde 2011 komplett umgebaut und danach verkauft. Auf dem Grundstück 52 wurde 2002/3 ein Wochenendhaus abgerissen und durch ein 150 qm großes Haus und eine 50 qm große Garage ersetzt. Am Lookdyk steht zurzeit ein Baukran. Dort soll ein großes Haus gebaut werden. Beim Umbau des alten Hauses soll das Bauamt einen Baustopp verfügt habe. Das Verwaltungsgericht hat im Nachhinein eine Baugenehmigung erteilt.

Mit seinem Protestbollerwagen zog Jülich im September durch die Krefelder Innenstadt und sammelte Unterschriften. Doch der Protest verpuffte. Ein Gespräch beim Oberbürgermeister kam nicht zustande. Mit seiner öffentlichkeitswirksamen Aktion macht sich Jülich nicht nur Freunde. Wie einst der "eiserne Gustav", der aus Protest gegen Autos als Taxis mit seiner Pferdedroschke von Berlin bis nach Paris fuhr, will Jülich die Menschen an Rhein und Ruhr auf das "unfaire Krefeld" aufmerksam machen. "So darf man mit uns Bürgern nicht umgehen." Die Stadt Krefeld sah sich gestern nicht in der Lage, dazu eine Stellungnahme abzugeben.

(RP/top)
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