Krefeld Orange Säcke für alle Krefelder

Krefeld · Ab 1. Juli sammelt die GSAK im Auftrag der Stadt Textilien aller Art. Dadurch soll die Abfallgebühr sinken. Die Praxis ist umstritten und birgt Risiken für den Bürger.

Die Stadt hat ein neues Geschäftsfeld für sich entdeckt. Ab 1. Juli soll die GSAK (Gesellschaft für Stadtreinigung und Abfallwirtschaft Krefeld GmbH) möglichst viele Textilien einsammeln, die Bürger zuvor in orangefarbenen Säcken an die Straße gestellt haben, und einem Verwerter überlassen. Rund 300 Euro pro Tonne erwartet die Stadt als Einnahme. Das Potenzial sehe die Kommune bei 2000 Tonnen pro Jahr, berichtete Beigeordneter Thomas Visser am Freitag im Stadthaus.

Untersuchungen hätten ergeben, dass jeder Krefelder im Mittel 8,5 Kilogramm Kleidung und Stoffe im Jahr in die Graue Tonne stecke. Der Wertstoff sei bislang mit dem Restmüll verbrannt worden. Dabei lasse sich mit den Alttextilien Geld verdienen, informierte Wilfried Gossen, Geschäftsführer der GSAK. Die Erlöse nach Abzug der Kosten würden in die Kalkulation für die Abfallgebühr kostenmindernd einfließen. Zu einer Vorhersage, in welcher Größenordnung sich die Gewinne bemerkbar machen könnten, waren am Freitag weder Visser noch Gossen bereit. Das hänge von den Rahmenbedingungen ab: Wie viel zahlt der Verwerter für die Tonne, welche Mengen stellen die Bürger im orangen Sack zur Verfügung, und wie teuer ist der Sammelbetrieb durch die GSAK? Während der Verwerter noch durch eine Ausschreibung gesucht wird, hat sich die Stadt auf die Stadtreinigungsgesellschaft als Sammelbetrieb bereits festgelegt. Wettbewerber üben daran bereits Kritik und wünschen ebenfalls eine Ausschreibung. Davon könnte der Krefelder dann profitieren, wenn die Konkurrenz kostengünstiger sammeln würde.

Grundsätzlich ist die Thematik für den Bürger mit einem finanziellen Risiko behaftet: Die Marktpreise für Textilien unterliegen wie die Preise zum Beispiel für Papier oder Metall auch teils erheblichen Schwankungen. Was passiert also, wenn die Marktpreise nicht mehr kostendeckend sind? Wer zahlt die Zeche?

Und auch rechtlich ist die Reststoffverwertung Textil nicht höchstinstanzlich geklärt. Die Stadt jedenfalls hat ihre Genehmigungen für die Privaten bis zum 30. Juni befristet. Auf den orangen Säcken heißt es im Aufdruck: Eigentum der Stadt. "Wir wollen schwarze Schafe abschrecken", sagt Gossen. Wer die Säcke mitnehme, begehe Diebstahl. Die Stadt, so Visser, wolle durchgreifen und auch wild aufgestellte Sammelcontainer beseitigen. Lediglich die caritativen Einrichtungen dürften weiterhin Kleidung, Schuhe, Stoffe und Wäsche sammeln. "Die nach Qualitäten sortierten Bündel landen in denselben Verwertungsstrukturen", erklärte Irina Blaszczyk vom Fachbereich Umwelt. Dazu gehöre "selbstverständlich auch der Export nach Afrika", meinte sie. Dass darunter dort die Textilindustrie leidet, ist bekannt. Eine moralisch-ethische Komponente etwa in der Präambel eines etwaigen Vertragswerks sei aber wirkungslos, glaubt Visser.

(RP/ac)
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