Krefeld Luxuslofts in altem Spirituosenlager

Krefeld · Der Krefelder Investor Sadettin Yurdagel baut die Spirituosenlagerhalle Schoor von 1850 zu einem Haus mit Loftwohnungen um. Anwohner des angrenzenden Vom-Bruck-Platzes freuen sich über die Aufwertung des Viertels.

 Das Spirituosenlager heute – die Fenster sind teilweise durchbrochen, draußen wuchert das Grün. Der massive Backsteinbau soll in den kommenden Monaten erheblich aufgewertet werden.

Das Spirituosenlager heute – die Fenster sind teilweise durchbrochen, draußen wuchert das Grün. Der massive Backsteinbau soll in den kommenden Monaten erheblich aufgewertet werden.

Foto: Thomas Lammertz

Der Krefelder Südbezirk verändert derzeit rasant sein Gesicht: Nach dem Neubau des Klinikums und dem Anbau der Hochschule erfährt das Viertel mit dem Umbau des denkmalgeschützten Spirituosenlagers Schoor eine nächste Aufwertung. Viele Passanten kennen das Backsteingebäude, das als charmanter Industriebau von 1850 einen Kontrast zum grünen Kleingartenverein Süd bildet. Seit wenigen Tagen ist ein Bauschild aufgestellt, das auf die Bauarbeiten hinweist.

 Das Spirituosenlager später: An der Seite sind jetzt auch Fenster. Auch die oberen Etagen sollen Balkone bekommen.

Das Spirituosenlager später: An der Seite sind jetzt auch Fenster. Auch die oberen Etagen sollen Balkone bekommen.

Foto: Yurdagel.

Der Krefelder Sadettin Yurdagel (62), der in Stratum wohnt und einen Maschinenbaubetrieb hat, kaufte das Objekt 2001 der Spedition Heyer ab. Nach fünf Jahren der Planung habe er jetzt die Baugenehmigung erhalten. In der alten Lagerhalle entstehen 150 bis 200 Quadratmeter große Loftwohnungen mit einer Tiefgarage, auf der umgebenden Freifläche entstehen hochwertige Doppelhaushälften. Alles soll in eine Gartenanlage eingebettet werden.

Vier Loftwohnungen sind schon verkauft. "Wir sind selbst überrascht von der großen Nachfrage", sagt Millioneninvestor Sadettin Yurdagel, der den Bau zwischenzeitlich Studenten der Hochschule Niederrhein als Atelier zur Verfügung gestellt hatte.

Das Lagergebäude Schoor liegt an der kürzesten Straße Krefelds, der Weselshofstraße, die vom Vom-Bruck-Platz abführt. Das Lagerhaus wurde nach Recherchen von Yurdagel um 1850 errichtet; ob dort auch Schnaps produziert wurde, ist unklar. Es diente nach dem Zweiten Weltkrieg als Lebensmittellager. Zuletzt hatte dort die Spedition Heyer ihren Sitz. Baulich erinnert hier vieles an die Entwicklung der Dujardin Weinbrennerei von Matthias Melcher in Uerdingen.

In einem Gutachten des Rheinischen Amtes für Denkmalpflege zum Objekt heißt es: "Das Gebäude ist ein ausgeprägtes Beispiel für die deutsche Reformarchitektur insbesondere des Nutzbaues der Zeit nach der Wende zum 20. Jahrhundert." Weiter: "Der den Zwecken der Spirituosenherstellung und -verarbeitung dienende Bau repräsentiert für Krefeld eine nicht unerhebliche Branche, die von den Dimensionen der werkstattmäßigen Herstellung in großindustrielle Verhältnisse (z. B. Dujardin im Uerdinger Hafen) hineinwuchs."

Yurdagel will den Bau komplett denkmalgerecht sanieren lassen — das unter Denkmalschutz stehende Treppenhaus soll erhalten bleiben, ebenso die an den Wänden noch sichtbaren Lagereinrichtungen. "Das wird ein Schmuckstück", sagt der gebürtige Türke und dreifache Familienvater, der in den Siebzigern unweit seiner neuen Investition, an der Hochschule Niederrhein, Maschinenbau studierte, später nach Aachen ging, in Krefeld beim Bau der EGK-Kläranlage mithalf und eine Maschinenbaufirma gründete.

Die Anwohner, die bald Anlieger des neuen Wohngebietes werden, freuen sich über die Investition. "Das wertet unser Viertel, also auch unsere Immobilien auf", war gestern einhelliger Tenor einiger versammelter Anwohner. Schon jetzt ist der Vom-Bruck-Platz mit seinem Spielplatz im Grünen direkt angrenzend an Krefelds höchste Kirche St. Johannes Baptist eine der Vorzeigeplätze im Südbezirk.

Unklar war in Diskussionen zwischen Stadt und Yurdagel lange, wie die Straße verlaufen wird, die das Wohngebiet erschließt. Die Stadt will die Weselshofstraße als Feuerwehrzufahrt zum Hochschulneubau nutzen. Yurdagel hatte zunächst vor, der Stadtverwaltung auch diesen Teil abzukaufen.

(RP)
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