Literatur in Krefeld Lebenszeichen aus der Literaturszene

Krefeld · Klaus Ulrich Düsselbergs Literaturwerkstatt war eine wichtige Adresse für Lyriker und Prosaautoren. Nach seinem Tod löste sich das Netzwerk der Literaten auf. Mit einer Anthologie geben die Autoren nun ein klares Lebenszeichen.

Rose Ausländer, Gabriele Wohmann, Hilde Domin und Ulla Hahn waren da. Auch Dieter Kühn, Gerhard Rühm und Werner Heissenbüttel stehen auf der Liste: Sie alle folgten ab 1979 Einladungen zur Lesung im Kaiser-Wilhelm-Museum. Das war nicht außergewöhnlich. Krefeld hatte eine guten Ruf als literarisch gutes Pflaster. Das lag vor allem an Klaus Ulrich Düsselberg, an seinem scharfen Blick für Qualität und seiner feinen Nase für Talent. So teilten sich die Stars die Bühne oft mit jungen, kaum bekannten Autoren aus Krefeld. Ihnen bot Düsselberg ab den späten 70er Jahren ein Forum. Seine Literaturwerkstatt war geistige und inspirative Heimat für Schriftsteller. Der von ihm gegründete Sassafras Verlag an der Dreikönigenstraße wurde zur Institution. Eine Talentschmiede, aus der Literaturpreisträger wie Robert Steeger, Hubert Schirneck und Liesel Willems hervorgegangen sind; renommierte Lyriker wie Henning Heske und Viktoria Lösche, „Titanic“-Autor Matthias Schamp oder Thomas Hoeps. Düsselberg hat sie gehegt, gepflegt, ihnen Raum geben und Türen geöffnet. Kurz: Er war ein Mentor, wie er heute nötig wäre.

Davon ist Liesel Willems überzeugt, die in diesem Jahr mit dem Niederrheinischen Literaturpreis geehrt wurde. Es war Zufall oder Fügung, dass ihr im vergangenen Jahr alte Literaturzeitungen in die Hand fielen. Ihr fiel auf, dass Düsselberg 90 geworden wäre, sein Todestag sich zum 20. Mal jährte. Das war ihr Anlass, die alte Gemeinschaft der Krefelder Literaten noch einmal zusammenzutrommeln. Bei Annette Ostrowski vom Kulturbüro fand sie offene Ohren: „Sie hatte die Idee zu einer Anthologie.“ Am 16. November erscheint „Wort gehalten. Lyrik und Prosa“. Um 20 Uhr wird das rund 70 Seiten starke Taschenbuch in der Fabrik Heeder vorgestellt.

 Sie stellen Krefelds neues Literaturbüchlein vor: (v.l.) Liesel Willems, Barbara Düsselberg, John Waszek, der das Cover gestaltet, und Anette Ostrowski im Niederrheinischen Literaturhaus.

Sie stellen Krefelds neues Literaturbüchlein vor: (v.l.) Liesel Willems, Barbara Düsselberg, John Waszek, der das Cover gestaltet, und Anette Ostrowski im Niederrheinischen Literaturhaus.

Foto: Petra Diederichs

13 Autoren sind Willems’ Einladung gefolgt. Elf werden ihre Texte live vortragen. Als „Wiedersehen mit Klaus Ulrich Düsselbergs Literaturwerkstatt“ verstehen sie ihr Unterfangen. Doch es ist mehr als Nostalgie. Es ist ein Lebenszeichen der Krefelder Literaturszene, um die es nach Düsselbergs Tod immer stiller geworden ist. „Wir wollen zeigen, was es für eine Stadt bedeuten kann, wenn Talente früh gefördert werden – mit Raum, Geld und Mentoren“, sagt Willems. „Wie viele Bücher und Preisträger sind aus jener Zeit hervorgegangen.“

Das Büchlein im Sassafras-Format von 11,5 mal 21 Zentimeter kostet 10 Euro. Es erscheint in einer Auflage von 250 Stück. „Wir gehen gern in die zweite Auflage“, sagt Barbara Düsselberg, die den Verlag ihres Vaters weiterführt. Aber ein Folgeband ist nicht geplant: „Manche Dinge müssen einmalig bleiben.“

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