Maria-Sibylla-Merian-Gymnasium in Krefeld Wenn Schüler zu Lehrern werden

Krefeld · Das Maria-Sibylla-Merian-Gymnasium beteiligt sich an einem Projekt, bei dem Schüler in den MINT-Fächern so ausgebildet werden, dass sie Jüngere unterrichten können. Dazu besuchen sie auch eine Universität.

Acht der zehn Teilnehmer: Pia Kagerer, Jayda Lammertz, Judi Alhalabi (hinten, v.l.); Florina Christ, Elina Raabe, Lehrerin Miriam Grolig, Naima Bozsamaz Roncero , Ali Shafiee (Mitte) und vorne Franziska Stahl.

Acht der zehn Teilnehmer: Pia Kagerer, Jayda Lammertz, Judi Alhalabi (hinten, v.l.); Florina Christ, Elina Raabe, Lehrerin Miriam Grolig, Naima Bozsamaz Roncero , Ali Shafiee (Mitte) und vorne Franziska Stahl.

Foto: Sven Schalljo

In der Bildungspolitik gelten die sogenannten MINT-Fäche (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) als kritisch für die Zukunft. Zugleich sind es aber auch die Fächer, in denen der Lehrermangel am eklatantesten ist. Aus diesem Grund gibt es nun in NRW ein Programm, an dem junge Menschen in den Lehrerberuf in genau diesen Fächern herangeführt werden sollen. Mit dabei ist das Krefelder Maria Sibylla Merian-Gymnasium.

Dabei melden sich Oberstufenschüler, erhalten an unterschiedlichen Universitäten – im Falle des MSM ist es die Uni Duisburg/ Essen – Kurse in Didaktik und geben in einer Art AG-Struktur Unterricht in besagten MINT-Fächern für Grundschüler oder jüngere Gymnasiasten. „Die neun Schülerinnen und ein Schüler, die an dem Programm teilnehmen, werden MILeNas genannt, das steht für MINT-Lehrkräfte Nachwuchsförderung. Bei uns steht aber gar nicht so sehr die Hinführung zum Lehrerberuf im Zentrum. Vielmehr geht es darum, den Jugendlichen Spaß an den MINT-Fächern zu vermitteln oder zu vertiefen“, sagt Lehrerin Miriam Grolig.

„Die Peer-Education, wie es genannt wird, hat überdies den Vorteil, dass die Jugendlichen sich besser in die Probleme und Denkstrukturen der jüngeren Schülerinnen und Schüler eindenken können. Es geht darum, Lösungskompetenzen zu erarbeiten“, fügt Schulleiter Olaf Muti hinzu. Er selbst ist als Biologielehrer auch in der Jury von Jugend Forscht dabei und stets bemüht, das naturwissenschaftliche Profil seiner Schule zu stärken. „Unsere Namensgeberin war Entomologin und wir haben schon lange eine stark naturwissenschaftliche Prägung, sind beispielsweise meist gut bei Jugend Forscht vertreten. Das wollen wir stärken und ausbauen“, sagt er.

Die Hinführung zum Lehrerberuf sei dabei am MSM nicht der zentrale Gedanke. „Wichtig ist uns, dass wir den Spaß an den MINT-Fächern vermitteln und Hürden abbauen“, betont Grolig. Bei den Jugendlichen kommt das gut an. Überraschend: Der Schule ist es gelungen, Rollenstereotype weitgehend aufzubrechen. Neun Mädchen und nur ein Junge nehmen in diesem Jahr am Programm teil. „Eine wirkliche Erklärung dafür haben wir nicht. Es ist aber in jedem Fall bemerkenswert“, sagt Grolig.

Die Motivation der Teilnehmer ist dabei durchaus vielfältig. Die 15 Jahre alte Pia Kagerer sieht sich im Lehrerberuf. „Ich habe damals von Frau Grolig davon gehört, und es hat mich motiviert. Lehramt war für mich  immer ein Beruf, über den ich nachgedacht habe, und Naturwissenschaften mochte ich schon immer am liebsten und habe dort die besten Noten. Am liebsten mag ich Chemie und Mathe. Ich freue mich auf die Aufgabe, im Programm diese Fächer zu unterrichten“, sagt sie.

Anders ist das beim einzigen männlichen Teilnehmer Ali Shafiee. „Ich bin generell allem, bei dem man sich engagieren kann, sehr zugeneigt und war auch schon in der MINT-AG. Ich mag einfach experimentieren und praktische Dinge. Lehrer will ich trotzdem nicht werden, sondern tendiere aktuell zu Jura“, sagt der 16-Jährige. Einziger Junge zu sein, sei kein Problem. „Nein, ich fühle mich wohl in der Rolle. Ein so krasses Verhältnis hätte ich nicht erwartet, aber so ist es halt. Mich stört das nicht“, sagt er lachend.

Der große Anteil an Mädchen ist für Grolig auch eher Zufall. „Aktuell ist es die EF, also derzeit die zehnte Jahrgangsstufe. Aber es haben sich auch Jugendliche aus der Neun dafür interessiert. Da wären auch einige Jungs dabei gewesen. Im kommenden Jahr dürfte das Verhältnis also anders sein. Generell freue ich mich aber sehr über das große Interesse auch und gerade unter Mädchen“, sagt die 33-Jährige.

Für Muti ist dabei gar nicht so sehr das Programm selbst das Entscheidende. „Natürlich ist es schön, wenn die Jugendlichen sich gegenseitig helfen. Viel wichtiger ist aber, dass die MILeNas als Multiplikatoren agieren. Sie haben Spaß an Naturwissenschaften und vermitteln das auch in den Klassen. So werden Hemmschwellen abgebaut. Das kann auch auf unsere weiteren Projekte wie MINT-AG, Lernort Wald oder Astronomie-AG ausstrahlen. So wird das MSM immer mehr zu einer Schule mit stark naturwissenschaftlicher Prägung“, sagt der 56-Jährige, der die Schule seit 2018 leitet. Das MILeNa-Programm soll an seiner Schule einen festen Platz finden, auch wenn am Ende keine Lehrer daraus hervorgehen sollten.

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