Zukunft von Kaufhof in Krefeld unsicher Neues Logo reicht zur Rettung nicht aus
Krefeld · Die Zukunft des Galeria-Karstadt-Kaufhof-Standortes Krefeld am Neumarkt ist wie die vieler anderer der Warenhauskette auch in Gefahr. Markus Ottersbach vom Einzelhandelsverband äußert sich zu Vorwürfen an Eigentümer René Benko, zum Konzept und zu den Zukunftsaussichten. Auch die Politik befasst sich mit der brenzligen Situation.
Über den Fortbestand von Galeria Karstadt Kaufhof in der Krefelder Innenstadt macht sich Markus Ottersbach, Geschäftsführer des Einzelhandelsverbandes Nordrhein-Westfalen für Krefeld und Viersen, schon seit drei Jahren Gedanken. An der grundsätzlichen Situation des Warenhauskonzerns habe sich seit dem Insolvenzantrag damals nicht viel geändert. Das Angebot Warenhaus müsse sich neu erfinden, wenn es überleben wolle. „Ich sehe dafür gute Chancen und glaube an die vielen guten Argumente, die dafür sprechen“, sagte Ottersbach im Gespräch mit unserer Redaktion.
Aktuell habe der Konzern erneut einen Insolvenzantrag im Schutzschirmverfahren gestellt. Nun habe die Geschäftsführung drei Monate Zeit, um ihr Fortführungskonzept zu erarbeiten und vorzustellen, erklärte er. Er persönlich kenne den österreichischen Eigentümer René Benko mit seiner Signa Holding nicht, um seriös einschätzen zu können, ob Vorwürfe, er stecke zu wenig eigenes Geld in die Neuaufstellung von Galeria Karstadt Kaufhof, zutreffen oder nicht, sagte Ottersbach.
Solche Kritik ist unter anderem aus Reihen der Vereinigten Dienstleistungsgewerkschaft Verdi vor dem Hintergrund zu hören, dass erneut um Staatshilfe für den Fortbestand einer um wahrscheinlich ein Drittel bis zur Hälfte geschrumpften Warenhauskette nachgefragt werden soll. Bislang hat das Unternehmen bereits 680 Millionen Euro aus Steuermitteln erhalten.
Skeptiker halten ihm weiter vor, sein Augenmerk nur auf die Immobilienentwicklung zu lenken. Seit dem Kauf dürften die Werte der Gebäude in meist herausragenden Innenstadtlagen merklich gestiegen sein. Von der Null-Zins-Politik der Europäischen Zentralbank in den zurückliegenden Jahren hat vor allem die Immobilienbranche mit erheblichen Preissteigerungen profitiert.
Der Städtetag NRW hat bei der Sanierung des angeschlagenen Warenhauskonzerns Galeria Karstadt Kaufhof (GKK) jetzt den Erhalt möglichst vieler Standorte und Arbeitsplätze gefordert. „Die großen Kaufhäuser ziehen nach wie vor viele Menschen in die Innenstädte und Stadteilzentren“, sagte der Vorsitzende des Städtetages NRW, der Essener Oberbürgermeister Thomas Kufen (CDU), am Mittwoch.
Kaufhäuser hätten auch in Zukunft entscheidenden Einfluss für andere Händler und die Gastronomie sowie deren Beschäftigte. „Weitere Filialschließungen nehmen den Innenstädten Zukunftsaussichten und den Bürgerinnen und Bürgern einen Ort der Versorgung und Begegnung in ihrer Stadt“, sagte Kufen. Stünden Filialen leer, verliere das gesamte Umfeld schnell an Attraktivität.
Ottersbach und Christoph Borgmann von der Werbegemeinschaft Krefeld sind sich darin einig, dass einiges für den Erhalt des Standortes Krefeld spreche: die gute Geschäftsführung vor Ort, das Eigentum an der Immobilie und das Alleinstellungsmerkmal in der mittelgroßen Stadt Krefeld mit starkem Einzugsgebiet. „Ein neues Logo allein reicht für einen Neustart nicht aus“, erklärten beide. Ottersbach empfiehlt, den Fokus wieder auf Kunden zu legen, die mit der immer noch bekannten Marke Kaufhof noch etwas anzufangen wüssten – also Menschen mittleren und höheren Alters. Kundenberatung, guter Service und wertige Artikel hätten das Warenhaus einst stark gemacht. „Der Wettbewerb mit den Discountern wie Primark und H&M und das Buhlen um junge Kunden ist meiner Meinung nach aussichtslos“, betonte Ottersbach. Das zahlungsfähige Publikum seien nicht die 18- bis 29-Jährigen, sagte er.
Andeutungen, wohin der Weg führen könnte, hat Miguel Müllenbach, Medienberichten zufolge offenbar schon gemacht: Eine Reduzierung der Verkaufsflächen in den Warenhäusern auf ein oder zwei Etagen und eine Vermietung der frei werdenden oberen Geschosse. Für eine Mix-Nutzung gäbe es gute Gründe, kommentierte Ottersbach die Idee. Erhebungen seines Verbandes hätten ergeben, dass Kunden im Einzelhadel überwiegend Flächen im Erdgeschoss aufsuchten und sich allenfalls noch zum Besuch des ersten Obergeschosses bewegen ließen. Demzufolge könnte Galeria Karstadt Kaufhof in Krefeld obere Geschosse etwa als Hotel oder Verwaltungsflächen anbieten.
In eine ähnliche Richtung gehen Vorschläge der Krefelder Ratsgruppe Freie Wähler: Gut vorbereitet und immer einen Plan B parat haben – so stellt sie sich eine moderne und flexible Stadtverwaltung vor. Wie weit die Stadt Krefeld in dieser Entwicklung sei, könne sich jetzt am Beispiel des von einer Schließung bedrohten Kaufhof-Hauses am Neumarkt zeigen. Die Insolvenz von Galeria Kaufhof sei eingeleitet, ob und wie es weitergehe, stehe in den Sternen – welche Warenhäuser bleiben erhalten, fragen die Freien Wähler.
Die Situation über den Fortbestand beziehungsweise die Schließung von Flialen sei zwar bislang ungeklärt, aber rechtzeitig an Morgen denken, dafür hätten die Freien Wähler eine Anfrage für den Wirtschaftsausschuss formuliert, worin sie nachfragen, inwieweit die Stadt Kontakt zu Galeria Kaufhof habe und ob es einen Plan B für den Fall einer Schließung gebe.
Auch wenn das Gebäude nicht der Stadt gehöre, hätte eine Schließung massive Auswirkungen auf die ganze Innenstadt. Andere Städte hätten bereits gezeigt, dass eine Mixed Use Nutzung die Lösung sein könne. So wäre es beispielsweise denkbar, in dem Gebäude eine Kindertagesstätte, diverse Co-Working-Bereiche und kleinere Einzelhandelsgeschäfte unterzubringen. Die Anfrage beinhalte auch die Frage, inwieweit die Stadt beziehungsweise die städtischen Töchter eine solche Nutzung für möglich hielten und ob es überhaupt besagten Plan B gebe, so die Freien Wähler.
„Rechtzeitig an Morgen denken und alle Möglichkeiten durchspielen, damit nicht ein Gebäude der Größe und Lage leer steht und damit weitere Händler mit herunterzieht,“ so sieht es der wirtschaftspolitische Sprecher der Ratsgruppe Freie Wähler, Jens Wemschen. „Auch, wenn es wichtig ist, einen Plan B zu haben, so hoffen wir sehr, dass der Standort erhalten bleibt und alle Mitarbeiter ihre Jobs behalten.“
Diesem Wunsch schließen sich Borgmann und Ottersbach an.